Gerichtssaal Landesgericht  Eisenstadt
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Chronik

Betrugsprozess gegen Unternehmer

Ein 62-jähriger Burgenländer ist am Dienstag in Eisenstadt vor Gericht gestanden, weil er mit seiner eigentlich bereits zahlungsunfähigen Firma über Jahre Bankkredite bezogen haben soll. Er bekannte sich nur teilweise schuldig und betonte, stets angenommen zu haben, sein Unternehmen tatsächlich noch retten zu können.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) warf dem Nordburgenländer schweren gewerbsmäßigen Betrug, betrügerische Krida, Urkundenfälschung und die grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen vor. Sein Unternehmen mit Sitz in Siegendorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) habe sich „alles andere als gut“ entwickelt und sei Ende 2009 zahlungsunfähig gewesen. Anstatt Konkurs anzumelden, habe der 62-Jährige aber „weitergewurschtelt“ und neue Schulden gemacht, obwohl er diese nicht zurückzahlen konnte, sagte der Staatsanwalt.

Gefälschte Unterlagen bei Banken vorgelegt

Er habe bei zwei Banken Kredite beantragt und gefälschte Unterlagen vorgelegt, die beweisen sollten, dass er das Geld sehr wohl zurückzahlen kann. Geschäftspartner und -beziehungen habe er dafür ebenso frei erfunden wie Forderungen gegenüber anderen Unternehmen. Erst 2015 sei die Firma dann tatsächlich in Konkurs gegangen. Den beiden Banken entstand laut WKStA ein Schaden von jeweils über vier Millionen Euro.

Angeklagter Landesgericht  Eisenstadt
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Dem Mann wird unter anderem schwerer gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen

Staatsanwalt: „Geld hin- und her geschoben“

Außerdem soll der 62-Jährige Zahlungen der Firma auf sein privates Konto überwiesen und diese als Zahlungen an Lieferanten ausgewiesen haben. In die andere Richtung sei auch von seinem Konto auf das des Betriebes Geld geflossen. Auf diese Weise habe er ein florierendes Unternehmen vorgetäuscht, indem er „sein eigenes Geld nur immer wieder hin- und hergeschoben hat“, sagte der Staatsanwalt. Auch seinen eigenen Steuerberater habe er getäuscht, als dieser Bestätigungen von den kroatischen Firmen, die dem Unternehmer angeblich Geld schuldeten, verlangte. Die Formulare habe der Burgenländer selbst ausgefüllt, sich entsprechende Firmenstempel gebastelt und die Briefe dann bei einer Reise nach Kroatien selbst aufgegeben.

Verteidiger: „Im guten Glauben gehandelt“

Der Angeklagte räumte vor Gericht die Fälschungen bei den Dokumenten und die falsche Darstellung der Finanzen des Unternehmens ein. Den Vorwurf des Betruges wies er aber zurück: „Ich habe keinen einzigen Cent beiseite geschafft. Ich habe jahrelang dafür gekämpft, dieses Unternehmen zu retten.“ Kroatische Firmen hätten ihm Geld geschuldet, das er eingeklagt und mit dessen Rückzahlung er gerechnet habe. Bis er dieses bekommen sollte, habe er aber eine Überbrückung gebraucht und dafür Kredite beantragt. Er habe jedoch immer angenommen, diese tatsächlich zurückzahlen zu können, sobald das Geld aus Kroatien eintreffe.

Auch der Verteidiger des 62-Jährigen betonte, dieser habe „im guten Glauben“ gehandelt, die Kredite zeitnah rückführen zu können und „keineswegs eine kriminelle Absicht“ gehabt. 2013 sei dann ein großes Projekt gescheitert und der Burgenländer habe gewusst, dass damit wohl auch sein Unternehmen scheitern würde – weitergemacht habe er aber trotzdem. „Er war bereits in den Strudel reingeraten und hat ihn weiter aufrechterhalten und versucht, irgendwie Geld reinzukriegen, was jedoch nicht erfolgreich war“, sagte der Verteidiger.

Der Burgenländer wurde am Dienstag vor Gericht umfassend befragt. Am Donnerstag soll der Prozess fortgeführt werden. Dann sind auch die ersten Zeugen geladen.