Laut Verteidigungsministerium durchbrach ein Kastenwagen im Zuge einer Anhaltung Montagfrüh die Kontrolle direkt an der Staatsgrenze zwischen Kulm und Gaas, das sind zwei Ortsteile von Eberau. Der Wagen mit ungarischen Kennzeichen konnte auf einem Feldweg angehalten werden. Die Flüchtlinge sprangen aus dem Fahrzeug, ebenso einer der beiden Schlepper. Dieser rannte in Richtung Ungarn und schoss auf Assistenzsoldaten.
Alle blieben unverletzt, so Polizeipressesprecher Helmut Marban gegenüber der APA. Der Mann ist noch flüchtig, seine Identität wurde aber mittlerweile geklärt. Die Polizei fahnde nach einem 26-jährigen Moldawier, so Marban. Ein zweiter mutmaßlicher Schlepper war bereits festgenommen worden, auch er stammt aus Moldawien und ist 22 Jahre alt. Die zwölf Flüchtlinge kommen laut Polizei aus Afghanistan. Sie suchten um Asyl an.
Tanner: „Neue Dimensionen“
„Dieser heutige Vorfall verdeutlicht, dass die Maßnahmen der Schlepper und die damit verbundene Kriminalität neue Dimensionen erreicht haben. Ich bin froh, dass die eingesetzten Soldaten beim Schusswechsel unverletzt geblieben sind“, sagte Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP) in der Aussendung.
Doskozil: „Menschenverachtend“
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) zeigte sich über den Vorfall schockiert und betroffen. „Dieser Angriff zeigt, wie menschenverachtend die internationale Schlepperkriminalität agiert und dass es dabei keine Tabus mehr gibt. Ich bin erleichtert, dass es keine Verletzten gab und die involvierten Soldaten wohlauf sind“, so Doskozil.

Der Vorfall zeige, unter welchem Risiko die Grenzsicherung durch österreichische Soldaten und Polizisten mittlerweile erfolge. „Umso wichtiger ist es, das hervorragende Engagement unserer Einsatzkräfte wertzuschätzen. Das Burgenland ist sehr dankbar dafür“, so Doskozil. „Die Auslagerung von Asylverfahren zu Verfahrenszentren außerhalb Europas würde dem ‚Geschäftsmodell‘ dieser hochlukrativen Kriminalität den Boden entziehen“, ergänzte der Landeshauptmann in einer ersten Reaktion.
Hofer: Schlepper werden immer brutaler
Der Vorfall zeige, dass bei steigender Zahl der illegalen Grenzübertritte die kriminellen Schlepperbanden immer brutaler würden, sagte der Dritte Nationalratspräsident und burgenländische FPÖ-Nationalratsabgeordnete Norbert Hofer.
Man müsse den Rechtsstaat mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen und das Dublin-Abkommen nach Punkt und Beistrich umsetzen, Asylmissbrauch durch den Entzug von finanziellen Zuwendungen stoppen und konsequent abschieben. FPÖ-Wehrsprecher Reinhard Bösch sah einen „deutlichen Warnschuss“ für die schwarz-grüne Bundesregierung, denn diese sei „nicht fähig, unser Land vor illegaler Migration zu schützen“.
Karner: EU braucht robuste Außengrenzen
Laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zeigt der Vorfall die Notwendigkeit des Außengrenzschutzes. „Daher werde ich dieses Thema auch morgen mit meinem ungarischen Amtskollegen in Budapest forcieren“, so Karner. Er ist am Dienstag in Budapest und trifft sich dort mit dem ungarischen Innenminister Sandor Pinter.
„Ein funktionierender Außengrenzschutz ist eine der wirksamsten Maßnahmen im Kampf gegen die international agierende Schlepperkriminalität. Die EU braucht daher robuste Außengrenzen. Die Europäische Kommission ist hier gefordert, auch den Bau von Grenzanlagen zu unterstützen“, sagte Karner.