Greißlerei Nahversorger Ollersdorf
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Wirtschaft

Nahversorger wieder im Trend

Schon seit Jahren gibt es auch im Burgenland das sogenannte „Greißlersterben“. Jetzt scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen. Im Südburgenland sind einige Greißler neu übernommen worden, zum Teil auch mit ganz neuen Konzepten.

Katja Pieber hat mit nur 20 Jahren ein Lebensmittelgeschäft in ihrem Heimatort Ollersdorf eröffnet. Die junge Frau setzt auf regionale Produkte und verzichtet so gut es geht auf Verpackungen. „Wenn man in Wien oder Graz ist, gibt es das ja sehr oft und bei uns eigentlich selten. Hin und wieder haben manche Geschäfte wenige Dinge, aber ich habe mir gedacht, das möchte ich gerne probieren“, so Pieber.

Greißlerei Nahversorger Ollersdorf Unverpackt einkaufen
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Im Ort, regional und ohne Verpackung einkaufen geht jetzt auch in Ollersdorf

Langsam stellen sich auch die Zulieferer auf das neue Angebot ein. „Unverpackt gibt es grundsätzlich einmal gar nichts am Land, und deswegen finde ich dieses Projekt sehr gut“, so Biolandwirt Andreas Knor. „Für uns ist es jetzt auch das erste Projekt, und wir sind bestrebt, die Umstellung zu schaffen“, so Teigwarenerzeuger Lukas Bischof.

Greißlerei Nahversorger Ollersdorf
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Zulieferer werden ihr Angebot auf die Nachfrage nach unverpackten Lebensmitteln langsam anpassen

Regional verkaufen statt weit pendeln

Im Dorf an der Grenze, in Bildein, kaufen die Einheimischen noch ganz konventionell verpackt ein. Sabine Knopf hat das Geschäft neu übernommen. „Ich bin 35 Jahre nach Wien gependelt und wollte einfach in meine Heimat zurück. Da war mir klar, ich muss mich sofort bewerben“, so die jetziger Inhaberin. Für die Bildeiner ist der Greissler auch ein wichtiger Treffpunkt. „Hier trifft man sich in der Ortschaft – die Frauen zu einer Kaffeerunde, aber natürlich auch wir Männer treffen uns hier sehr gerne“, sagte Bürgermeister Walter Temmel.

Greißlerei Nahversorger Bildein
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Sabine Knopf wollte nicht mehr pendeln und verlauft jetzt in ihrem Heimatort Lebensmittel

Auch Biolandwirt Hans Jörg Schrammel vom Kulturverein begrüßt den Trend: „Das Vereinsleben ist wichtig, das kulturelle Angebot und auch die Arbeitsplätze, aber am aller wichtigsten, glaube ich, wird in Zukunft die Nahversorgung sein.“ Gottfried Eberhardt aus Bildein nutzt das Angebot gerne: „Da gibt es dann auch die Zeitung, und dann muss ich auch für meine Mutter und meinen Schwiegervater einkaufen.“

Einkaufen, Essen, Trinken

Ein ähnliches Konzept bewährt sich seit einem Jahr in Hannersdorf. Der Betreiber der Hochzeitslocation und des Restaurants am Hannersberg betreibt im Ort eine Greißlerei mit einem kleinen Gastraum. „Wir kommen gerne zusammen. Die Hannersdorfer sind ja bekannt dafür, dass sie sehr gesellig sind“, erklärte Altbürgermeister Erich Werderits. „Das ist eine schöne Zerstreuung vor dem Mittagessen – da treffen wir uns halt da, die Gesellen alle Tage“, so Hans Somogy aus Hannersdorf.

Greißlerei Nahversorger Hannersdorf
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Kaffee trinken, etwas essen, Wein kaufen oder Lebensmittel besorgen, hier ist alles möglich

„Heute gibt es wieder etwas Gutes, Kümmelbraten, da nehme ich meiner Mutter schon zum zweiten Mal etwas mit“, erzählte Roman Hörist aus Hannersdorf. „Das ist auch im Geschäft etwas besonderes, dass wir einen gastronomischen Bereich haben, eine Weinbar, Essen anbieten. Und wir bieten auch sehr viele regionale Produkte an“, so der Kaufmann Botond Pünkösty.

Greißlerei Nahversorger  Hannersdorf
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In Hannersdorf kann man das Essen auch mitnehmen

Mitten im Ort: Ohne Auto einkaufen

Um die Mittagszeit trudelt bei Katja Pieber in Ollersdorf die Kundschaft ein. „Wir hatten schon länger keinen Nahversorger. Dass wir jetzt wieder einen bekommen haben, wird sehr gut angenommen. Und es ist ja praktisch, wenn man nur eine Kleinigkeit braucht“, freute sich Gerhard Peischl aus Ollersdorf.

Greißlerei Nahversorger Ollersdorf Unverpackt einkaufen
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Einkaufen im Ort ist gut für die Umwelt und das Klima

Yvonne Pieber begrüßt den Standort der Greißlerei: Mitten im Ort: „Ich komme regelmäßig her, weil ich mit der Kleinen zu Fuß herkommen kann. Das habe ich jetzt lange nicht können. Das taugt mir stark. Und wenn man weiß, dass es unverpackt ist, nimmt man gleich die Gefäße mit. Und mir taugt das dann daheim, dass ich nichts zum Wegschmeißen habe.“

Greißlerei Nahversorger Ollersdorf Unverpackt einkaufen
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Bei Katja Pieber in Ollersdorf kann man ohne Verpackung einkaufen

Förderung und bessere Rahmenbedingungen

Den Trend bestätigte auch Andrea Gottweis, Spartenobfrau Handel bei der Wirtschaftskammer Burgenland: „70 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten sagen, sie wollen vor Ort, regional und nachhaltig einkaufen. Wir haben auch im letzten Jahr mit 592 Mitgliedern im Lebensmittelhandel einen wachsenden Stand, also steigende Mitgliederzahlen.“ Derzeit gibt es für Neueinsteiger ab einer Investition von 10.000 Euro eine Investitionsförderung. Laut Wirtschaftskammer will man künftig die Rahmenbedingungen verbessern.