Ägidius Zsifkovics
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Coronavirus

Impfpflicht für Bischof Zsifkovics vertretbar

Für Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics ist die angekündigte Impfpflicht gegen das Coronavirus als äußerstes Mittel vertretbar. Zuvor sollten jedoch gelindere Mittel wie etwa verstärkte Aufklärung über das Vakzin gewählt werden, erklärte er in einem Interview mit der Austria Presse Agentur.

Zsifkovics war im vergangenen Herbst selbst trotz Impfung an Covid-19 erkrankt und leidet noch heute unter leichten Spätfolgen wie Müdigkeit. „Es geht aufwärts, aber es war keine leichte Zeit“, so Zsifkovics. Nun hofft er, dass die Spätfolgen, die Müdigkeit und Schmerzen in den Rippen bald vorbei sind.

Kirche soll Menschen wieder an Gemeinschaft binden

„Corona zeigte uns, dass wir planen und organisieren können, aber ein kleines Virus kann das ganze Programm durcheinanderbringen. Man hat deutlich gesehen: ‚Der Mensch denkt, Gott lenkt‘. Wir mussten uns umstellen, auch in der Kirche“, stellte der Bischof fest. In der Seelsorge gelte es jetzt, die Menschen wieder an die Gemeinschaft zu binden, denn sie würden nach Gemeinschaft suchen.

In der Pandemie sei die persönliche Seelsorge sehr wichtig gewesen, sei es bei Gesprächen im Garten oder über neue Medien. Die größte Sorge der Menschen sei die Unsicherheit, „weil wir diese Situation noch nie hatten“. Die Dauer sei unklar, ortet Zsifkovics eine Perspektivlosigkeit: „Da braucht es unsere Begleitung, weil auch viele Scharlatane unterwegs sind, die spalten.“

Zsifkovics: Bessere Kommunikation notwendig

Um der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, brauche es gute Information und bessere Kommunikation. Auch sei derzeit nicht die Zeit für Ideologie und Angstmache. Mit Impfgegnern solle man das persönliche Gespräch suchen, um über die Ängste zu sprechen. Die Impfpflicht sieht er als letztes Mittel, wobei es natürlich Ausnahmen brauche.

"Wer Österreich liebt, der spaltet nicht

Dass es auf Bundesebene in der Politik zuletzt so rasche Änderungen gegeben habe, habe „sicher kein gutes Bild“ abgegeben, eine gute Demokratie müsse dies aber aushalten, zeigte er sich überzeugt. Zsifkovics ärgerte sich aber auch: „Unverständlich ist, dass man in so einer Situation nicht mehr das Gemeinsame sucht, sondern versucht, daraus politisches Kapital zu schlagen. Der gemeinsame Feind sollten nicht andere Parteien sein, sondern das Virus. Das sollte man bekämpfen. Wer Österreich liebt, der spaltet es nicht.“ Der Bischof sieht derzeit auch nicht die Zeit für eine Neuwahl.

Was die Nachfolge des Wiener Erzbischofs Christoph Schönborn betrifft, meinte Zsifkovics: „Es ist nicht meine Aufgabe, das zu fixieren.“ Er selbst sei gerne im Burgenland und beneide niemanden, der heute eine derartige Leitungsfunktion übernehmen müsse.