Die Entscheidung um das damals von ungarischen Freischärlern besetzte neue Bundesland fiel im Oktober 1921 bei Verhandlungen in Venedig: Ungarn verzichtete auf das Burgenland und Österreich ermöglichte im Gegenzug die Volksabstimmung in Sopron/Ödenburg und acht Nachbargemeinden, die im Dezember 1921 durchgeführt wurde.
Es ging nicht mit rechten Dingen zu
Die Abstimmung begann nach einer wahren Propagandaschlacht unter den Augen italienischer Wahlbeobachter, die österreichischen Beobachter zogen aus Protest ab. Es kam zu Ungereimtheiten: Nicht Wahlberechtigte, Schüler und Soldaten aus Innerungarn sollen abgestimmt haben. „Es hat Malversationen gegeben – das ist fix und das steht auch fest. Die Forschung sagt aber, dass das Ergebnis aber so eindeutig war, dass es sich vielleicht um ein paar Prozentpunkte verändert hätte, wenn es diese ganzen Trickserien nicht gegeben hätte, aber es wäre auf jeden Fall pro ungarisch ausgegangen“, sagt der Historiker Michael Hess.
Zwei Drittel für Verbleib bei Ungarn
Der Abstimmungsmodus ist aus heutiger Sicht sonderbar: ein Stimmzettel in Orange für Österreich, ein blauer für Ungarn. Wer für Österreich stimmte, zerriss den blauen und umgekehrt, gab aber beide Zettel in ein Kuvert. Das Ergebnis war schließlich eindeutig: In Ödenburg und den acht Gemeinden stimmten zwei Drittel für den Verbleib bei Ungarn, in Sopron/Ödenburg selbst waren es fast 73 Prozent für Ungarn.
Das Burgenland verlor seine angedachte Hauptstadt. Die hieß ab 1925 faktisch Eisenstadt. De jure wurde Eisenstadt als Landeshauptstadt 1965 im Stadtrecht von Eisenstadt und 1981 in der Landesverfassung verankert.