Labor
ORF
ORF
Coronavirus

Mehr Fokus auf Wissenschaft

Eine Gruppe von vier Wissenschaftern, darunter zwei Burgenländer, wollen der Wissenschaft in der aufgeheizten Coronavirus-Situation wieder mehr Stellenwert geben. Derzeit sei vor allem die Gruppe der lautstarken Impfgegner zu hören, dabei seien bereits sechseinhalb Millionen Österreicher geimpft.

Der Informatiker Hannes Werthner, ehemaliger Dekan an der Technischen Universität Wien, und der Eisenstädter Mediziner Herbert Weltler – sie stammen beide gebürtig aus dem Bezirk Oberwart – haben sich mit der Molekularbiologin Renee Schroeder und der Diskursforscherin Ruth Wodak zusammengetan. Ihr Ziel ist es, der Wissenschaft den Stellenwert zu geben, den sie gerade jetzt in dieser aufgeheizten Coronavirus-Zeit verdiene.

Herbert Weltler
ORF
Der Mediziner Herbert Weltler bricht eine Lanze für die Wissenschaft

Weltler: „Wissenschaft will Wahrheit finden“

„Wissenschaft und Forschung sind an sich weder gut noch böse, sondern haben nur eines zum Ziel und das ist, die Wahrheit zu finden. Und das ist eben manches Mal ein schwieriger Weg, vor allem in Zeiten, wo Antworten schnell gefunden werden sollen, wo eine große Öffentlichkeit diese Antworten haben will, weil sie verunsichert ist, aber das geht leider nicht. Und Wissenschaft ist ein dynamischer Prozess, der sich immer wieder ändern kann“, so der Mediziner Herbert Weltler.

Studiogespräch mit Professor Hannes Werthner

Vor wenigen Tagen wurde von Wissenschaftlern ein Aufruf veröffentlicht mit dem Titel „Die geimpfte Mehrheit darf nicht länger schweigen“ Aber was sollen die Geimpften denn tun? Ebenfalls auf die Straße gehen und demonstrieren? Der Hannes Werthner, ehemaliger Universitätsprofessor für Informatik, antwortet auf diese und andere Fragen rund um den Aufruf.

„Geimpfte Mehrheit soll nicht länger schweigen“

Die Wissenschaft sei in den vergangenen Monaten zwischen die beiden Pole der Bundesregierung auf der einen Seite und den Coronavirus-Leugnern bzw. Impfgegnern auf der anderen Seite geraten. In Österreich demonstrieren jede Woche tausende Menschen gegen die Coronavirus-Maßnahmen der Bundesregierung, im Gegenzug sind aber rund sechseinhalb Millionen Österreicher bereits geimpft. Diese große, meist schweigende Mehrheit sei jetzt aufgerufen, sich in die aktuelle Debatte einzumischen, sagt Weltler.

Coronavirus Demo vor Landhaus
ORF
Impfskeptiker – hier bei einer Demonstration in Eisenstadt – sind zwar nicht in der Mehrheit, aber umso lauter

Werthner: „Wissenschaft hat geliefert“

Die Wissenschaft werde zu Unrecht angezweifelt, sagte Hannes Werthner im Burgenland-heute Interview mit Hannes Auer. „Die Wissenschaft hat geliefert in der Analyse der Covid-19-Pandemie, sie hat geliefert in der Entwicklung der entsprechenden Impfstoffe. Man sieht jetzt an den statistischen Zahlen, mit einem 95-prozentigen Wirkungsgrad, wenn man doppelt bzw. dreifach geimpft ist, dass es wirklich der Schritt gegen die Pandemie ist und wir müssen das machen, sonst kommen wir von einem Lockdown in den anderen.“ Eine radikale Minderheit werde man nicht erreichen, aber es gebe genügend Personen, die man noch erreichen könne, so Werthner.

„In den Dialog treten“

Man solle in den Dialog treten, mit denen, die sich nicht impfen lassen wollen. „Was wir auf keinen Fall wollen, ist, dass man diese Polarisierung noch weiter vorantreibt. Das bringt ja nichts. Das sind Extremstandpunkte und ich glaube, dass bei diesen vielen, vielen Menschen, die auf die Straße gehen und demonstrieren auch viele dabei sind, die verunsichert sind“. Wichtig sei, die Ängste und die Befürchtungen der Impfgegner ernst zu nehmen und sie auszudiskutieren.