Demonstration von Impfpflicht-Gegnern vor dem Landhaus Eisenstadt
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Coronavirus

Stippl: Virus und nicht Nachbar ist der Feind

„Social Distancing“ schleicht sich auch im Bekanntenkreis ein – Freundschaften zerbrechen, weil die Meinungen über Covid-19 und Impfpflicht auseinandergehen. Psychotherapeut Peter Stippl rät, nicht zu vergessen, dass das Virus und nicht der Nachbar der Feind ist.

Es betrifft uns alle und ist deshalb seit fast zwei Jahren Dauerthema – kaum ein Gespräch, in dem das Coronavirus nicht heiß diskutiert wird. Im März 2020 verfiel die Welt in eine Schockstarre: Ein „neuartiges“ Virus bedrohte die Menschheit, drastische Maßnahmen mussten gesetzt werden. Es kam zum ersten harten Lockdown, soziale Abschottung war angesagt.

Zusammenhalt zu Beginn der Krise stark

Der Zusammenhalt in der Bevölkerung war anfangs noch groß, wie beispielsweise eine Gallup-Umfrage, die um den 13. März 2020 gemacht wurde, zeigte: 80 Prozent gaben an, Einschränkungen in Kauf zu nehmen, wenn es helfe, die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Es wurde im Rekordtempo geforscht. Die Menschen sehnten sich zurück nach Normalität.

Impfung spaltet die Gesellschaft

Gegen Ende des Jahres 2020 konnte bereits mit den ersten Impfungen begonnen werden. Für viele war das eine Erlösung, die anderen waren skeptisch. Die Bedenken wurden in der Folge immer größer, die Fronten begannen sich zu verhärten. Hinzu kam eine gewisse Pandemie-Müdigkeit – leider nicht beim Virus, das bis heute weiter wütet und mutiert. Die Bundesregierung zog deshalb im November die Notbremse und kündigte eine Impfpflicht ab Februar an. Und das lässt endgültig die Wogen hochgehen.

Psychotherapeut Stippl zu den CoV-Protesten

Peter Stippl, Psychotherapeut und Präsident des Österreichischen Verbandes für Psychotherapie, ist zu Gast und spricht über die CoV-Proteste und die mögliche Spaltung des Gesellschaft aufgrund der Pandemie und den zusammenhängenden Maßnahmen.

Stippl: „Die Sache von der Person trennen“

Zu Beginn der Pandemie habe man den Feind noch präziser gekannt, sagte Stippl am Mittwochabend im „Burgenland heute“-Gespräch: Der Feind sei nämlich das Virus und nicht der Politiker, der Arzt, der Wissenschafter, nicht der Nachbar oder der Mensch mit anderen Ansichten. „Das ist einmal ein Punkt, der uns einigen sollte“, so Stippl. Auch die Gefühlslage von Unsicherheit und Angst einige sowohl die Impfgegner als auch die Impfbefürworter, die einen hätten Angst vor der Injektion, die anderen vor der Infektion.

Stippl rät bei Diskussionen im Familien- und Freundeskreis, die Sache von der Person zu trennen und doch auch zu beachten, was an dem anderen schön, liebenswert und gut sei. Man verstehe sich in so vielen Punkten in der Familie und da gebe es eben einen, den man vielleicht fallweise ausklammern müsse, weil es unterschiedliche Ansichten geben. Man habe im Burgenland in den vergangenen 100 Jahren so schwierige Situationen gemeistert, „wir lassen doch unser glückliches, wunderbares Leben in dem schönen Land nicht von einem Virus kaputtmachen“, appellierte der Psychotherapeut.