Martin Ganster und Martin Huber
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Chronik

Huber: „Klares Zeichen gegen Schlepperei setzen“

Am Dienstag sind 29 Flüchtlinge, zwei davon tot, in einem Kleinbus in Siegendorf entdeckt worden. Der Schlepper ist weiter flüchtig. Der Landespolizeidirektor Martin Huber sagte im Burgenland heute-Interview, es sei wichtig, ein klares Zeichen gegen organisierte Kriminalität zu setzen.

Die Fahndung nach dem Schlepper lief Dienstagabend noch. Laut Angaben des Bundesheeres soll der Schlepper nach Ungarn geflüchtet sein, weshalb die Suche auf Ungarn ausgeweitet wurde, so Huber. Die Fluchtroute ist derzeit noch Gegenstand von Ermittlungen. In Zusammenarbeit mit dem Bundesheer habe man ein verstärktes Überwachungssystem aufgebaut, mit entsprechenden Gerätschaften, wie Videoüberwachung oder Drohnen, so Huber. „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch über die Handyauswertung genauere Informationen über die Fluchtroute und den Schlepper bekommen.“

Interview mit Landespolizeidirektor Huber

Landespolizeidirektor Martin Huber über den Fall der verstorbenen Flüchtlinge.

Vorfall zeige „Brutalität“ der Schlepper

„Ich glaube, dass der heutige Fall zeigt, und auch die Ermittlungen werden das zeigen, wie diese Fahrt stattgefunden hat, wie Migranten auf ihre Umstände aufmerksam gemacht haben und wie der Schlepper darauf reagiert hat. Der Umstand, dass angeblich auch eine Waffe im Spiel ist, zeigt, wie brutal und skrupellos die Schlepper sind und dass sie vor allem den Tod von Menschen in Kauf nehmen.“

Zeichen gegen organisierte Kriminalität setzen

Es sei wichtig, ein klares Zeichen gegen die organisierte Kriminalität und die Schlepper zu setzen – auch gegen die irreguläre Migration, so Huber. Er betonte auch die Wichtigkeit von Kontrollen, wie jener heute. „Wäre diese Kontrolle nicht gewesen, wären vielleicht andere Menschenleben auch noch zu Schaden gekommen“. In den vergangenen Wochen wurden 55 Schlepper im Burgenland festgenommen, so Huber.

Tatzgern: „Schlepper haben Vorgehen geändert“

Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität im Bundeskriminalamt, sagte am Dienstag im Gespräch mit der APA, dass durch die verstärkten Gegenmaßnahmen an der Grenze zu Ungarn die Schlepper ihr Vorgehen geändert hätten und die Flüchtlinge mittels Klein-Lkw und Vans direkt nach Österreich bringen würden. Dies sei eine sehr gefährliche Methode – „und sie nehmen keine Rücksicht auf die Migranten“. Derzeit werden in Österreich mehrere hundert Flüchtlinge pro Woche aufgegriffen, dieses Jahr bereits rund 30.000 – womit man auf dem Niveau von 2014 angekommen sei. „Das Burgenland ist absoluter Schwerpunkt“, betonte Tatzgern. Dies sei der Grenze zu Ungarn geschuldet, über das die Balkanroute führt. Jene, die über Slowenien kommen, würden nach Italien wollen.

Polizei im Einsatz schwer bewaffnet
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Durch die verstärkten Maßnahmen an der Grenze, haben die Schlepper ihre Strategie geändert

Schlepper gehören zu größeren Strukturen

Bis vor kurzem sammelten sich die Migranten in Ungarn, um über die Grüne Grenze ins Burgenland zu gelangen. Dem habe man durch die verstärkten Kontrollen einen Riegel vorgeschoben, weshalb die Schlepper die Menschen nun mit Fahrzeugen ins Land bringen, eine „sehr gefährliche Methode“, wie man nun bei der jüngsten Tragödie gesehen hat. Was die Fahrer und Schlepper betrifft, gehören diese alle zu größeren Strukturen, die das lukrative Geschäft kontrollieren. Beim Transport per Lkw bzw. Klein-Lkw gehen die Kriminellen sehr professionell vor, indem sie Voraus-Fahrzeuge einsetzen, die vor Bundesheer oder Polizei warnen und so die folgenden Migranten abschirmen. Im Gegenzug hat man bereits auf ungarischer Seite verdächtige Lastwagen bei den Sammelpunkten im Visier, was sich als sehr effektiv erwiesen habe.

Warum die Migranten versuchen, die heimischen Behörden zu umgehen, habe den Grund darin, dass Österreich gar nicht ihr Zielland ist und sie sich deshalb nicht hierzulande registrieren lassen wollen. Die meisten würden laut Tatzgern nach Deutschland, die Niederlande, Belgien oder Schweden wollen.