Meerstrandläufer
Leander Khil/www.leanderkhil.com
Leander Khil/www.leanderkhil.com
Tiere

Nach 160 Jahren: Seltener Arktis-Vogel im Seewinkel

Zum ersten Mal seit mehr als 160 Jahren ist am Wochenende ein Meerstrandläufer im Seewinkel entdeckt worden. Zahlreiche „Birdwatcher“ aus ganz Österreich konnten den seltenen Vogel aus der Arktis am St. Andräer Zicksee bestaunen. Aus Österreich liegen bisher nur drei gesicherte Nachweise dieser nur etwa amselgroßen Vogelart vor.

Gefunden wurde der Meerstrandläufer am Freitag von einem deutschen Vogelbeobachter, der im Seewinkel zu Gast war. Am nächsten Tag wurde das Jungtier erneut aufgefunden und lockte zahlreiche Vogelbegeisterte an.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Meerstrandläufer
Leander Khil/www.leanderkhil.com
Meerstrandläufer
Leander Khil/www.leanderkhil.com
Meerstrandläufer
Leander Khil/www.leanderkhil.com
Meerstrandläufer
Leander Khil/www.leanderkhil.com
Meerstrandläufer
Leander Khil/www.leanderkhil.com
Meerstrandläufer
Leander Khil/www.leanderkhil.com

1850 erlegt: Präparat im Naturhistorischen Wien

Der letzte Meerstrandläufer im Seewinkel wurde um 1850 vermutlich bei Apetlon erlegt. Das Präparat wird im Naturhistorischen Wien aufbewahrt. Die Nachweise sehr seltener Vogelarten sammelt die Avifaunistische Kommission, eine Arbeitsgruppe aus Experten der Vogelbestimmung von BirdLife Österreich – BirdLife: Avifaunistische Kommission.

Dieser Schnepfenvogel brütet in arktischen Gebieten und überwintert eigentlich an den Küsten Nord- und Westeuropas. Ins Binnenland verschlägt es ihn nur äußerst selten. Wohin es den seltenen Gast als Nächstes zieht, ist für die Ornithologen ungewiss. Vielleicht fliegt er wieder zurück nordwärts oder er überwintert am Mittelmeer.

St. Andräer Zicksee an Bedeutung gewonnen

Der Zicksee von St. Andrä hat in den vergangenen Jahren als Rastplatz für Vögel sehr an Bedeutung gewonnen, so Biologe Leander Khil: „Da die Lacken mittlerweile so oft austrocknen, können dort immer weniger Vögel rasten. Der Zicksee, der ja künstlich mit Wasser gespeist wird und daher bislang nie ganz austrocknet, ist dadurch als Ausweichquartier so wichtig geworden.“ Khil fordert daher, dass auch der St. Andräer Zicksee zum Vogelschutzgebiet wird: „Für den Badetourismus geht sich das nicht mehr aus. Es kommen aber so viele Leute um hier Vögel zu beobachten und zu fotografieren, die bleiben oft Tage und Wochen in der Region. Viele Uferbereiche des Zicksees sind wertvolle Rast- und Brutplätze für seltene Vögel. Es fehlen noch Ruhezonen, in denen es zu keinen Störungen durch Menschen oder Hunde kommt. Die Uferlinie ist lang, das ließe sich leicht einrichten.“

Tausende Vögel fehlen

Die Lacken sind einzigartige Rast- und Brutplätze zahlreicher Wasser- und Watvögel. Nahrung ist für viele von ihnen nur im Wasser zu finden. Weil es im Seewinkel an Grundwasser fehlt, trocknen aber die Lacken zu oft aus – mehr dazu in Seewinkel: Fehlendes Grundwasser gefährdet Lacken.

Birdwatching: Interesse an Vögeln erlebt Höhenflug

Immer mehr Menschen begeistern sich für Vögel und folgen dem Trend zur Vogelbeobachtung – „Birdwatching“ genannt. Nicht nur an der alljährlichen Vogelzählung von Birdlife nehmen vermehrt Interessierte teil, auch im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel trifft man immer mehr Menschen mit Fernglas und Bestimmungsbuch an – mehr dazu in Trend zur Vogelbeobachtung.