Nachdem Robert Jonischkeit im März mit einem überraschend klarem Ergebnis zum Superintendenten der evangelischen Kirche gewählt wurde, wurde der Tiroler mit Wurzeln in Oberschützen am Samstag angelobt. Der evangelische Bischof Michael Chalupka fand bei seiner Ansprache in der evangelischen Kirche Mörbisch folgende Worte.
„Vor allem bringt Robert Jonischkeit – sie werden das heute noch hören – eine ganz eigenständige Art der Auseinandersetzung mit dem biblischen Text mit. Sein Konfirmationsspruch lautete: Leben wir, so leben wir dem Herrn. Sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum, wir leben oder Sterben, sind wir des Herrn“, sagte Chalupka. Den Entschluss Pfarrer zu werden fällte Jonischkeit einst in Kolumbien – eine wegweisende Reise, die auch Teil der bischöflichen Ansprache war.
Jonischkeit: „Mehr Widerspruchsgeist in Religion und Kirche“
Danach folgte die Angelobung – es kam zur Segnung durch Bischof Michael Chalupka und allen weiteren Superintendenten. Nach der Amtseinführung folgte die erste Predigt von Robert Jonischkeit. Der Superintendent zitierte aus dem Römerbrief, sprach vom knechtischen Geist, vom kindlichen Geist und vom Geist Gottes. Er zeigte sich als weltoffen – und auch kritisch der Kirche gegenüber.
„Der Apostel Paulus hat versucht, dem knechtischen Geist und dieser Entwicklung schon vor fast 2.000 Jahren Einhalt zu gebieten. Ausgehend von der Lehre Jesu verkündet er, dass die Menschen eben einen kindlichen Geist empfangen haben. Kinder tun zunächst nicht immer das, was die Eltern wollen. Daher würde ich Paulus ergänzen und sagen, dass der kindliche Geist auch immer ein bisschen ein Widerspruchsgeist ist – und davon brauchen wir in Religion und Kirche jedenfalls mehr“, so Jonischkeit. Man solle kritisch betrachten, was die Pfarrerin, oder der Pfarrer sagen und nicht blindlings alles ausführen, nur weil es in der Bibel stehen würde, so der Superintendent.
Bei der Amtseinführung von Robert Jonischkeit waren auch viele politische Vertreter anwesend – unter anderem Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Er überreichte dem neuen Superintendenten ein Kreuz und sprach in seiner Rede über dessen Bedeutung. „Das Kreuz ist das Symbol des ewigen Lebens. Für mich ist es irgendwie ein Symbol, weil sich in der Mitte des Kreuzes alles trifft“, so Doskozil.
In Innsbruck geboren
Jonischkeit wurde 1973 in Innsbruck geboren und stammt mütterlicherseits aus Oberschützen (Bezirk Oberwart). Nach dem Studium der Theologie absolvierte er ein Diakoniepraktikum in Kolumbien. Er war Pfarrer in Wels, Fresach und Saalfelden und die letzten sieben Jahre als Pfarrer in Kufstein tätig. 2010 schloss Jonischkeit sein Doktoratsstudium an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Innsbruck mit einer Arbeit zur Friedensethik ab. Anfang März wurde Jonischkeit zum burgenländischen Superintendenten gewählt. In diesem Amt folgt er auf Manfred Koch, der in den Ruhestand getreten ist. Jonischkeit ist verheiratet, Vater von zwei Söhnen und einer Tochter.
Im Burgenland leben rund 31.000 Evangelische in 29 Pfarrgemeinden. Mit etwas über zehn Prozent ist im Burgenland der Anteil der Evangelischen an der Gesamtbevölkerung am höchsten.