Seine Wahl zum Landeshauptmann und ein Foto vom Fall des Eisernen Vorhangs bleiben untrennbar mit Hans Sipötz verbunden. 1989 schnitt er gemeinsam mit den Außenministern von Ungarn, Gyula Horn, und Österreich, Alois Mock, den Eisernen Vorhang durch. Der Stacheldraht in Nickelsdorf sei zwar bereits einen Monat zuvor weggeräumt worden, man habe ihn aber – wie man später erfahren habe – extra für diesen Anlass hingestellt, erzählte Sipötz. Das Foto davon hängt heute bei Sipötz im Wintergarten.

Überraschende Wahl zum Landeshauptmann
Hauptschullehrer, Kommunalpolitiker, Landtagsabgeordneter, Landesrat und 1987 Landeshauptmann – das waren wesentliche Stationen im Werdegang von Sipötz. Seine Wahl zum Landeshauptmann schrieb in mehr als einer Hinsicht Geschichte. Denn bei der Landtagswahl 1987 hatte die SPÖ mit Theodor Kery als Spitzenkandidat die absolute Mehrheit verloren. Sipötz verließ die Landtagssitzung als Landeshauptmann, obwohl ÖVP und FPÖ ausgemacht hatten, mit ihren insgesamt 19 Stimmen ÖVP-Chef Franz Sauerzopf zum Landeshauptmann zu wählen.
Sipötz Reaktion auf seine Wahl 1987
Er sei überrascht gewesen, erinnerte sich Sipötz: „Die zählen nicht einmal, die zählen zweimal, die zählen dreimal und dann der Landtagspräsident wieder.“ Er habe von dieser Entwicklung nichts geahnt, so Sipötz: „Ich weiß bis heute nicht, wer mich tatsächlich gewählt hat.“ Als sein politisches Vermächtnis sieht der Alt-Landeshauptmann die Rettung der Mörbischer Seefestspiele durch eine Betreibergesellschaft, die Einrichtung der Haydntage und die Vorarbeiten für den Nationalpark und die Thermen.
Sipötz wurde 1991 von Stix abgelöst
Nach Diskussionen um das Auffliegen einer Bespitzelung von Postenbewerbern und um ein Gerichtsverfahren wegen falscher Zeugenaussage im Ehrenbeleidigungsprozess zwischen Altbundeskanzler Fred Sinowatz und dem Journalisten Alfred Worm, wurde die Landtagswahl 1991 vorverlegt. Die SPÖ gewann Stimmen dazu, doch die ÖVP weigerte sich, Sipötz zum Landeshauptmann zu wählen. Sipötz trat als Landeshauptmann und SPÖ-Vorsitzender zurück und machte Karl Stix Platz. Er sei zwar nachher freigesprochen worden, „weil das Ganze gar nicht so sein konnte, wie es damals geheißen hat“, aber das nutze nichts mehr: „Es ist wie beim Boxen, es heißt ‚they never come back‘ – auch in der Politik ist es so, wenn man weg ist und ein Neuer ist dort, dann ist die Zeit vorbei.“ Das habe sich geändert: „In der Zwischenzeit kämpft man auch, wenn man angeklagt wird, entsprechend hart weiter.“
Ab 1993 war Sipötz wieder im Landtag, als Zweiter Landtagspräsident ging er im Jahr 2000 in Politpension. Heute ist er ein interessierter Beobachter der politischen Ereignisse – und schaut natürlich genau auf die SPÖ: „Die Situation der Bundes-SPÖ ist nicht berauschend, da ist sehr viel Platz nach oben, im Burgenland – das ist jetzt das lachende Auge – da läuft die Politik der SPÖ sehr gut“, so Sipötz.