Gebärdensprache
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Soziales

Gebärdensprache: Verein hilft Gehörlosen

Am Donnerstag ist der Welttag der Gebärdensprache: Eine halbe Million Menschen haben in Österreich schwere Hörbeeinträchtigungen – rund 10.000 Menschen sind komplett gehörlos – 300 davon etwa im Burgenland. Stumm sind sie deswegen aber sicher nicht, denn sie haben die Gebärdensprache als Muttersprache. Um die Anliegen der Gehörlosen kümmert sich der Verein WITAF.

Der Verein sitzt in Wien – die Geschäftsführung liegt aber in den Händen von zwei Burgenländerinnen. WITAF steht für: Wissen – Information – Tradition – Aktuelles – Forderungen von Gehörlosen für Gehörlose. Sabine Peck-Unger aus Andau (Bezirk Neusiedl am See) und Eva Theresa Böhm aus Oberwart sind die Geschäftsführerinnen von WITAF. Seit mehr als 155 Jahren hilft der Verein gehörlosen Menschen.

„Da geht es um Schulbildung für die Kinder. Da geht es um Wohnungssuche. Da geht es aber auch um existenzielle Probleme – Schuldnerberatung – alles, was das alltägliche Leben betrifft, wo man sich als hörende Person ganz einfach informiert, wo anruft, hingeht, sich im Amt informiert – und hier ist einfach Begleitung notwendig in Gebärdensprache“, sagte Böhm.

Sabine Peck-Unger aus Andau (Bezirk Neusiedl am See) und Eva Theresa Böhm aus Oberwart sind die Geschäftsführerinnen von WITAF.
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Sabine Peck-Unger aus Andau und Eva Theresa Böhm aus Oberwart sind die Geschäftsführerinnen von WITAF

Begleitung zu Behördengängen und zum Arzt

Peck-Unger und Böhm sind geprüfte Gebärdensprachdolmetscherinnen. Sie begleiten gehörlose Menschen bei den unterschiedlichsten Terminen – vom Elternabend bis zum Arzttermin. „Der Großteil der Termine sind Arztbegleitungen. Die gehörlose Person möchte natürlich verstehen, warum es geht in diesem Gespräch und auch 100 Prozent die Information erhalten. Daher auch der große Bedarf an Begleitungen zu diesen Terminen – und ein großer Teil sind auch Gerichtssachen“, so Peck-Unger.

Flashmob im Wiener Augarten

Um auf die Probleme von Gehörlosen aufmerksam zu machen, lud WITAF Donnerstagmittag zu einem Flashmob im Wiener Augarten. Auch im Burgenland gebe es einiges zu tun, um die Situation der Gehörlosen zu verbessern. „Eines der größten Probleme ist, dass viele Gehörlose im Burgenland einfach zu wenig Kontakt zur Gebärdensprachgemeinschaft haben, weil die Community nicht so groß ist und sich auch über das gesamte Burgenland verteilt. Insofern gehen viele Burgenländerinnen und Burgenländer nach Wien“, so Böhm.

Flashmob
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Der Flashmob im Wiener Augarten sollte auf die Probleme von Gehörlosen aufmerksam machen

Kaum Integrationsklassen für Gehörlose im Burgenland

Vor allem, weil es in Wien mehr Möglichkeiten in Sachen Bildung gibt. „Die Kinder können einfach in schon bestehende Bildungseinrichtungen integriert werden, wo eben speziell auf Gehörlosigkeit Rücksicht genommen wird. Integrationsklassen in dem Sinne gibt es kaum bis gar nicht im Burgenland für Gehörlose“, so Peck-Unger.

Aktuell arbeitet das Land daran, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu verbessern – im Rahmen des Chancengleichheitsgesetzes. Unterstützung kommt hier von WITAF. „Wir als WITAF haben hier viel schon unterstützt. Wir probieren unser Expertinnenwissen hier einzubringen und wir hoffen natürlich auch langfristig da in Kooperation mit den Förderstellen dann vielleicht was für die Gehörlosen auch offiziell anbieten zu können“, so Böhm. Im Burgenland leben aktuell etwas mehr als 300 Gehörlose.

Der Flashmob im Wiener Augarten sollte auf die Probleme von Gehörlosen aufmerksam machen

Masken erschweren Kommunikation

Mit der Gebärdensprache zu kommunizieren ist im Alltag allerdings nicht immer einfach. Zwar übernehmen Bund und Land die Kosten für Dolmetscher, aber auf rund hundert Gehörlose kommt in Österreich nur ein Dolmetscher. Die Coronavirus-Pandemie rückte die Wichtigkeit von Gebärdensprache weiter in den Vordergrund, denn durch die Einführung der Maskenpflicht ist die Kommunikation über Mimik stark erschwert.