Fachkräfteoffensive
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Wirtschaft

Neues Modell der verkürzten Lehrausbildung

In Eisenstadt ist am Mittwoch ein neues Modell vorgestellt worden, mit dem der enorme Fachkräftemangel im Burgenland bekämpft werden soll. Gemeinsam mit AMS, Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung hat das Land ein Modell entwickelt, bei dem die Möglichkeit einer verkürzten Lehrausbildung besteht.

Mit einem österreichweit einzigartigen Projekt wolle man dem Fachkräftemangel begegnen, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Mittwoch bei der Vorstellung der neuen Initiative. Früher wurde stark auf eine möglichst hohe Maturantenquote Wert gelegt – zu Recht, so Doskozil – aber sei gesellschaftspolitisch genauso wichtig, auf Handwerks- und Lehrberufe zu setzen. „Wir brauchen jeden Elektriker, jeden Koch, jeden Kellner, jeden Touristiker – genauso wie wir die Maturanten und die Ärzte brauchen“, so Doskozil.

Wie groß das Problem des Fachkräftemangels ist, zeigt eine große Umfrage unter Burgenlands Betrieben, das sogenannte „Fachkräfteradar“ der Wirtschaftskammer. Ihr stellvertretender Direktor Harald Schermann sprach von „dramatischen“ Ergebnissen. „65 Prozent der Betriebe sagen, sie haben einen massiven Fachkräftemangel. Fast zwei Drittel der Betriebe mussten Aufträge stornieren, weil sie nicht die personellen Ressourcen haben“, sagte Schermann.

Sengstbratl, Doskozil, Gerger, Schneemann, Schermann
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AMS-Chefin Helene Sengstbratl, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), IV-Präsident Manfred Gerger, Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) und der Stellvertretende Direktor der Wirtschaftskammer Harald Schermann

„Matchingday“ für suchende Betriebe und Personen

Die Fachkräfteoffensive soll diese Situation nun verbessern. Konkret startet das Modell mit einer Motivationswoche, dann folgt ein sogenannter Matchingday, bei dem Betriebe, die Fachkräfte suchen – und interessierte Arbeitssuchende aufeinander treffen. Nach einer viermonatigen Ausbildung können die Teilnehmer sofort ins Unternehmen einsteigen – und zwar als qualifizierter Praktiker. Danach gibt es die Möglichkeit zu einer auf 14 Monate verkürzten Lehrzeit.

Aktuell gibt es im Burgenland rund 2.000 offene Stellen – mit der österreichweit einzigartigen Initiative will das Land, in Zusammenarbeit mit Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung und AMS gegensteuern.

Modell für Arbeitssuchende ab 20 Jahren

Das Modell richtet sich an Arbeitssuchende ab 20 Jahren, jüngere sollen die klassische Lehre absolvieren. Offene Stellen gebe es derzeit reichlich, so AMS-Chefin Helene Sengstbratl. „Wir haben beim Arbeitsmarktservice derzeit um 50 Prozent mehr offene Stellen, als im letzten Jahr“, sagte Hengstbratl.

Matchingday, Vorstellungsgespräch
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Konkret startet das Modell mit einer Motivationswoche, dann folgt ein sogenannter Matchingday

Offene Stellen im Tourismus und am Bau

Besonders viele offene Stellen gebe es derzeit im Tourismus und am Bau, weshalb sich die Fachkräfteoffensive zunächst auf diese Branche konzentriert. Das Modell biete aber auch Chancen für die Industrie, die ebenfalls händeringend Fachkräfte sucht, so der Präsident der Industriellenvereinigung Burgenland Manfred Gerger. „Wir müssen dieses Modell der Qualifizierung in diesen vier Monaten – die Reifequalifizierung bis hin zum Lehrabschluss- auch in unterschiedlichsten anderen technischen Berufen, wie zum Beispiel Mechatronik oder Metalltechnik bringen wollen“, sagte Gerger.

Besonders erfreut zeigte sich auch Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann, weil man damit den Wirtschaftsstandort Burgenland absichern würde. Denn, wo es Fachkräfte gebe, würden sich auch Betriebe ansiedeln. Darum sichere die Fachkräfteoffensive auch den Wirtschaftsstandort Burgenland ab, so Schneemann.