Arztpraxis, Michael Schriefl, Vizepräsident, Ärztekammer und Hausarzt
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Gesundheit

Kassenärzte dringend gesucht

Auf das Burgenland kommt in den kommenden Jahren ein Hausärztemangel zu. Das Land unterstützt Medizinstudenten, die dann als Ärzte im Burgenland bleiben, doch die Ausbildung dauert. Aktuell sind drei Gemeindeärzteposten und einige Facharztpraxen ausgeschrieben.

Wer eine Hausärztin oder einen Hausarzt im Burgenland sucht, findet ihn oder sie relativ rasch. Allerdings droht ein Engpass: Vor dreißig Jahren gab es zehn Bewerber für eine Kassenstelle, jetzt ist das anders. „Wir haben derzeit im Burgenland drei unbesetzte Stellen für Allgemeinmediziner und müssen manche Stellen bis zu zehn Mal ausschreiben, damit wir jemanden finden. Es ist leider zu befürchten, dass es schwieriger wird, weil nur etwa ein Drittel derer, die auszubilden wären, derzeit ausgebildet werden“, so Michael Schriefl, Vizepräsident der Ärztekammer und Hausarzt.

Das heißt: In den nächsten zehn Jahren werden etwa zwei Drittel der Kassenärzte in Pension gehen. Auch fünf Facharztstellen sind unbesetzt. Dass es mit der Neubesetzung nicht funktioniert, da spielt natürlich auch die Beschränkung der Studienplätze eine große Rolle. Das Land Burgenland hilft und zahlt Stipendien für die Medizinstudenten, die danach im Burgenland ordinieren. Diese Ausbildung dauert aber.

Johanna Edelbauer, Ärztin
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Unfallchirurgin Johanna Edelbauer übernimmt nach einer Übergangsphase mit Ende des Jahres eine Ordination in Mattersburg

Hausarzttätigkeit nach Job im Spital

„Ältere Kollegen entscheiden sich für den Hausarzt. Das hilft uns auch die Stellen zu besetzen, da viele Kolleginnen und Kollegen, die jahrelang im Krankenhaus gearbeitet haben, sich noch verändern wollen und sich auf ihre Ausbildung als Allgemeinmediziner besinnen und in die Praxis gehen. Aber das Potential wird bald vorbei sein“, so Schriefl.

Genau diesen Weg gehen auch jüngere Ärzte: Unfallchirurgin Johanna Edelbauer übernimmt nach einer Übergangsphase mit Ende des Jahres eine Ordination in Mattersburg. „Ich habe lange im Spital gearbeitet und dann auch eine kleine Privatordination gehabt und bin draufgekommen, dass ich das Betreuen von Patienten über einen längeren Zeitraum sehr schätze. Es ist auch eine Qualitätssteigerung für die Patienten, wenn man sie länger betreuen kann“, sagte Edelbauer.

Philipp Karner, Arzt, Deutsch Kaltenbrunn
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Philipp Karner in seiner Arztpraxis

Patienten begleiten

In Deutsch Kaltenbrunn übernahmt der Spitals-Anästhesist Philipp Karner die Hausarztstelle nach einer Übergangsphase im April. „Man begleitet die Patienten von der schwangeren Frau, also vom Ungeborenen, bis ins hohe Alter, bis ins Pflegeheim. Man sieht, wie die Therapien greifen – ob man erfolgreich war und wie es dem Patienten geht. Man verfolgt seine ganze Lebensgeschichte“, begründete Karner seine Motivation Hausarzt zu sein.

Der Hausarzt ist Arzt und Unternehmer, muss wirtschaftlich arbeiten mit vielen Menschen interagieren. Das ist eine Herausforderung. „Ich hätte mir vielleicht die Bürokratie ein bisschen weniger vorgestellt, aber die Arbeit an sich kennt man durch Vertretungsdienste. Ich habe im Rahmen meiner Ausbildung zum Anästhesisten auch Vertretungsdienste gemacht und hat man schon einen Einblick“, so Karner.

Derzeit 142 Kassenstellen für Hausärzte

„Wenn man gleich nach dem Turnus in eine Praxis geht, da würde ich sagen, da hätte mir die Erfahrung gefehlt. Es ist ganz wichtig, dass man ganz viele Menschen und ganz viele Krankheitsbilder gesehen hat, damit man einschätzen kann, was die Symptome sind, mit denen die Patientin oder der Patient kommt“, so Karner. Der Arzt denkt schon weiter, arbeitet an der Verwirklichung einer Gruppenpraxis. Im Burgenland gibt es insgesamt 142 Kassenstellen im Bereich der Hausärzte.

Die ÖVP Burgenland sieht die Schuld am Ärztemangel bei der „kurzsichtigen SPÖ-Gesundheitspolitik“. "Es müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit für junge Ärzte eine ausgewogene Work-Life-Balance möglich ist“, so Klubobmann Markus Ulram in einer Aussendung.