Das Universitätszentrum Obergurgl war Ausgangspunkt für eine sehr spezielle Expedition. Ein Kühltransporter transportierte Eisblöcke aus dem Burgenland ins Ötztal. Die sollten dann auf den Gaisberggletscher getragen und mit dem natürlichen Eis vereint werden. „Ich habe in einem ehemaligen Kühlhaus im Südburgenland das Eis mit Solarenergie gemacht und wollte es dann aus dem Süden in die Berge retour bringen. Sonst rinnt das Wasser immer runter und alle denken, es gibt nur Schnee in den Bergen – der wird aber immer weniger und das Eis wird auch immer weniger“, so Ruschitzka.
Wanderung zum Gletscher
Alpinwanderung mit schwerem Gepäck
Eine tragende Rolle bei dem Projekt spielten Studierende und Lehrende der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und der Universität Innsbruck. Der Geograf Günter Scheide etwa organisierte behördliche Bewilligungen, Trägerinnen und Träger. Eine Kiste mit Inhalt wiegt zirka 25 Kilogramm. „Die Kisten sind super gebaut. Sie liegen einigermaßen gut am Rücken an. Es ist nicht nicht ganz mit einem Alpinrucksack vergleichbar, aber es ist okay, super gemacht“, so Christian Payerhofer aus Wenigzell.
Erzeugt wurde das Eis vor etwas mehr als einem Jahr im längst stillgelegten Kühlhaus von Oberdrosen. Die benötigte Energie kam von Solarpanelen. Kunst ins Dorf bringen, verlorengegangene soziale Treffpunkte wiederbeleben – das waren und sind Anliegen des Künstlers, der sein Projekt nicht nur als Kommentar zum Klimawandel versteht.
Denkanstoß zum Thema Klimawandel
Nachdem die kleine Expedition die Bergstation der Seilbahn erreicht hat, folgte eine Wanderung durch die hochalpine Landschaft zum Gaisbergferner. Nach zirka zwei Stunden wurde das Ziel erreicht. Beim sogenannten Gletschertor wurden die Eisblöcke mit dem Gletschereis vereint. Aus Sicht der Wissenschaftler ist die Aktion ein höchst skurriler Denkanstoß. „Das Projekt ist sicher sehr verrückt. Ich glaube, manchmal braucht es sicher verrückte Ansätze, um auf Missstände aufmerksam zu machen“, sagte Polarforscherin Birgit Sattler.
Davon unbeeindruckt war der Gletscher. Das Schmelzen des Eises scheint unaufhaltsam zu sein. „Für mich ist es dieses Unendliche, Unaufhaltsame zumindest einen Moment lang zu stoppen und so eine Wirkung zu haben, indem wir ein Eis noch draufgeben“, so Ruschitzka.