Stethoskop auf einem Schreibtisch
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Gesundheit

Stipendien und Zuschüsse: Maßnahmen gegen Ärztemangel

Noch funktioniert die medizinische Versorgung durch niedergelassene Ärzte, zumindest aus Sicht der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Doch ob ein Ärztemangel in Zukunft abgewendet werden kann, ist ungewiss: Rund die Hälfte der praktischen Ärzte erreicht in den nächsten Jahren das Pensionsalter.

Laut der Österreichischen Gesundheitkasse (ÖGK) ist das Burgenland aktuell gut mit Kassen-Ärztinnen und Ärzten versorgt. Unbesetzte Kassenärztestellen gibt es derzeit kaum. 143 Planstellen für Allgemeinmedizin bestehen zurzeit, davon ist nur eine Stelle unbesetzt, und zwar in Weppersdorf. Ähnlich die Situation bei den Fachärztinnen und -Ärzten: Die ÖGK finanziert 99 Planstellen, davon sind zwei unbesetzt. Gesucht wird eine Frauenärztin oder ein Frauenarzt in Jennersdorf, und ein Hautarzt oder eine Hautärztin in Neusiedl am See.

Das Land Burgenland unter Ressortverantwortung von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat eine ganze Reihe von Maßnahmen gesetzt, um junge Medizinerinnen und Mediziner dazu zu motivieren, sich im Burgenland niederzulassen: Wer sich verpflichtet, nach dem Studium als praktischer Arzt im Land zu bleiben, bekommt während des Studiums 300 Euro monatlich, bis zu vier Jahre lang.

Günter Ranftl, praktischer Arzt , Großpetersdorf
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Rund die Hälfte der praktischen Ärzte erreicht in den nächsten Jahren das Pensionsalter

Diverse Stipendien und Unterstützungen

Daneben vergibt das Land Stipendien für kostenlose Medizin-Studienplätze an der Danube Private University in Krems – kurz DPU. Dort betragen die Studiengebühren ansonsten 26.000 Euro jährlich. Ab Herbst dürfen dort sechs weitere burgenländische Studierende ihre Ausbildung absolvieren – und das kostenlos, durch das Stipendium. Auch Turnusärzte werden unterstützt, mit 500 Euro monatlich, wenn sie im Anschluss als Allgemeinmediziner im Land bleiben. Für sie gibt es zudem einen Zuschuss für die Gründung oder Übernahme von Ordinationen. Hier zahlt das Land bis zu 60.000 Euro dazu.

Die erste Herausforderung für Nachwuchsmediziner ist die Aufnahme zum Studium. Beim Aufnahmetest haben sich heuer österreichweit 17.800 Kandidaten angemeldet. Tatsächlich zum Test angetreten sind rund 12.800. Aufgenommen worden sind letztendlich nur 1.740, also nicht einmal jeder und jede Zehnte der ursprünglichen Anwärter. Ein Viertel von Ihnen kommt aus dem Ausland und wird womöglich nie eine Stelle als Medizinerin in Österreich antreten.

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Studium in Bratislava

18 burgenländische Stipendiaten gibt es bereits an der Danube Private University in Krems. Einer davon ist ab kommendem Herbst Marco Pinter aus Pöttelsdorf (Bezirk Mattersburg). „Meine Pläne wären dann in das Eisenstädter Krankenhaus der Barmherzigen Brüder zu gehen und dort den Facharzt zu machen – in Richtung Chirurgie. Später dann würde ich in Betracht ziehen im Ort oder Nebenort als Hausarzt tätig zu sein und die Patienten zu versorgen", sagte Pinter. Voraussetzung für ein Stipendium ist für Marco Pinter, dass er im Anschluss an das Studium mindestens fünf Jahre lang als Kassen- oder Krankenhausarzt im Burgenland tätig ist.

Marco ist bereits Medizin-Student im fünften Semester. Einen Studienplatz in Wien oder Graz bekam er nicht – der Pöttelsdorfer studierte bis jetzt in Bratislava, an der englischsprachigen Comenius University. Dort bezahlte er bisher jährlich 9.500 Euro an Studiengebühren. „Mir war klar, ich will Mediziner werden – egal wo und unter welchen Umständen. Ich habe meine Eltern natürlich schon informieren müssen, dass falls ich keinen Studienplatz in Wien, oder einer anderen österreichischen Universität bekomme, Studienkosten auf sie zukommen könnten. Dann ist es eben Bratislava geworden“, so Pinter.

Marco Pinter
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Marco Pinter aus Pöttelsdorf studierte Medizin in Bratislava

Entscheidung für Facharztausbildung

Mit dem DPU-Stipendium kann Marco Pinter eine Facharzt-Ausbildung machen. Bei dem Stipendium, das Medizinstudentinnen und -Studenten ab dem dritten Studienjahr mit 300 Euro monatlich unterstützt, ist das nicht möglich. Die Bedingung hier ist eine anschließende Niederlassung im Burgenland als Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag, für mindestens fünf Jahre. Das schreckt manche ab.

Der Medizinstudent Benjamin Ullram aus Halbturn (Bezirk Neusiedl am See) wollte sich ursprünglich bewerben, er entschied sich jedoch dagegen. „Ich habe natürlich daran gedacht, das zu machen – es ist verlockend für einen Studenten, aber im Endeffekt war für mich wichtiger, nach dem Studium frei entscheiden zu können, welche Fachrichtung ich einschlagen will und dann dementsprechend zu entscheiden“, so Ullram.

Benjamin Ullram
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Benjamin Ullram aus Halbturn studiert in Wien

Unterstützung für Vorbereitungskurs

Unterstützung vom Land Burgenland bekam er trotzdem und nahm sie an – und zwar den kostenlosen Vorbereitungskurs auf den Medizin-Aufnahmetest. Benjamin Ullram wurde in Folge an der Medizinischen Universität Wien aufgenommen. „Der Aufnahmetest ist nicht einfach. Man hört immer wieder, dass Menschen hingehen und einfach reinkommen – das ist wie ein Lotto-Sechser. Die Aufnahmevorbereitung ist sehr hart, man muss wirklich ein Jahr dafür einrechnen und durchgehend lernen. Ich kann nur jedem angehenden Studenten empfehlen, das zu machen und es zahlt sich aus ein Jahr zu investieren“, so Ullram.

Obwohl er keine Verpflichtung dazu eingegangen ist, möchte sich der Jung-Mediziner nach dem Studium im Burgenland niederlassen. Sein Ziel: eine Stelle als Facharzt für Anästhesie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt, oder am geplanten neuen Spital in Gols.