Junge Frau wird geimpft
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Coronavirus

Impfung kann zu Familiendebatten führen

Ab 14 Jahren können Jugendliche selbst entscheiden, ob sie sich gegen Covid-19 impfen lassen oder nicht. Was aber tun, wenn das Kind sich impfen lassen will, die Eltern aber dagegen sind?

Mit Werbekampagnen und Impf-Events sollen junge Menschen motiviert werden, sich die Coronavirus-Schutzimpfung zu holen. Im Burgenland sind von den 12- bis 15-Jährigen derzeit rund 25 Prozent einmal gegen das Coronavirus geimpft, erst ein Prozent ist zweimal geimpft. Weit höher ist die Durchimpfungsrate bei den Älteren: Von den 16- bis 19-Jährigen sind fast 54 Prozent mindestens einmal geimpft, rund 14 Prozent sind vollimmunisiert.

Kampagne für Impfung von Jugendlichen
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Impfkampagne des Landes

Jugendliche ab 14 können ohne Eltern entscheiden

Laut Gesundheitsministerium können Jugendliche ab 14 Jahren auch ohne ihre Eltern entscheiden, ob sie sich impfen lassen oder nicht. Sind die Eltern gegen eine Impfung, das Kind aber dafür, oder umgekehrt, gilt es, das Gespräch zu suchen.

Familienrechtsexpertin Cristina Scuturici im Gespräch

Familienrechtsexpertin Cristina Scuturici im „Burgenland heute“-Studiogespräch mit Raphaela Pint

12- bis 13-Jährige: Einsichts- und Urteilsfähigkeit zählt

Familienrechtsexpertin Cristina Scuturici ging am Montagabend im „Burgenland heute“-Studiogespräch mit Raphaela Pint auf die rechtlichen Folgen bei Impfungen von Kindern ein. Für die 12- und 13-jährigen Kinder entscheiden die Eltern, ob sie geimpft werden oder nicht. Will sich das Kind etwa gegen den Willen der Eltern nicht impfen lassen, dann sei die Frage zu stellen, welche Einsichts- und Urteilsfähigkeit das Kind habe, erklärte Scuturici. Wenn das Kind genug einsichts- und urteilsfähig sei, um über diese Frage zu bestimmen, dann dürfe es auch selbst bestimmen, ob es geimpft werde oder ob es nicht geimpft werde. „Diese Frage hat grundsätzlich einmal der Arzt zu beantworten“, so die Rechtsexpertin.

Kinder und ihre Ängste ernst nehmen

Wichtig sei, dass man den Kindern das Gefühl gebe, dass es erlaubt sei, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und dass es okay sei, wenn sie vielleicht überlegten, sich impfen zu lassen, sagte die Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision, Tina Haring zum Thema Impfung bei Jugendlichen. Es gebe verschiedene Motive, die hinter dem Wunsch eines Kindes nach einer Impfung stehen könnten: Ängste oder Bequemlichkeit, damit man sich mit seinen Freunden treffen könnte, ohne sich dreimal pro Woche testen zu lassen. Wenn Ängste dahinter stehen würden, sei es wichtig, diese ernst zu nehmen und darüber zu reden, so Haring.

Tina Haring
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Tina Haring

Auch eine Pro-und-Contra-Liste kann helfen, sowie ein Gespräch mit einem Arzt, der über etwaige Ängste oder Bedenken aufklärt. Es könne schon sein, dass die Impfung ein Konfliktthema in der Familie sei, sagte Haring. Es gebe die Gefahr, dass sich die Jugendlichen ab 14 Jahren heimlich impfen ließen, weil sie ihre Eltern nicht enttäuschen oder kränken oder nicht ständig mit ihnen Streit haben wollten. Wenn die Eltern dann vielleicht irgendwann einmal dahinterkommen, gebe es noch mehr Konflikt, Enttäuschung und Verletzung. Findet man keinen Konsens, empfiehlt die Expertin professionelle Hilfe – etwa dass ein Therapeut beim Gespräch dabei ist.