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Schock nach Bankenskandal hält an

Vor einem Jahr hat die Finanzmarktaufsicht die sofortige Schließung der Commerzialbank Mattersburg verfügt. Die Kundinnen und Kunden fanden am nächsten Morgen geschlossene Türen, Bankomaten außer Betrieb und gesperrte Konten vor. Auch ein Jahr danach ist der Schock für viele noch nicht überwunden.

Isabella Lichtenegger ist wütend. Die in Wien lebende Burgenländerin hat Online auf Facebook die „Selbsthilfegruppe der Commerzialbank-Mattersburg-Kunden“ gegründet. Die Entschädigungen durch die Einlagensicherung, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und auch der U-Ausschuss im Landtag haben aus ihrer Sicht viel zu wenig gebracht: „Es geht darum, dass wir unser Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit verloren haben, in die Banken überhaupt. Und auch wenn jemand nur 20 Euro an Spesen verloren hat, ist das für jemanden, der vielleicht als Folge der Commerzialbank-Pleite seinen Job verloren hat, viel Geld.“

CMB Pucher Wess und Geschädigte Lichtenegger
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Isabella Lichtenegger, Gründerin der Facebook-Gruppe

Suche nach dem Schuldigen

Neben dem geständigen Täter Martin Pucher sieht Isabella Lichtenegger noch andere Verantwortliche in dem Skandal: „Wir wollen Schadensersatz und wir wollen tatsächlich eine Amtshaftungsklage, gegen die Finanzmarktaufsicht, gegen das Finanzministerium, wenn es sein muss auch gegen die Politik. Aber wir wollen wissen, wer Schuld ist, und wir wollen wissen, wie es möglich war, dass so etwas zustande kommt.“

Bankenskandal: Geschädigte gründet Selbsthilfegruppe

Zahlreiche Kunden der Commerzialbank haben großen finanziellen Schaden erlitten. Der Schock über das Ausmaß des Skandals sitzt bei vielen noch tief. Um diesen zu verarbeiten, hat eine Betroffene eine Selbsthilfegruppe gestartet.

„Schonungslos die eigene Verantwortung darlegen“

Was jedenfalls bevorsteht, ist ein Strafprozess gegen Ex-Bank Chef Martin Pucher. Selbst sein Rechtsanwalt Norbert Wess sieht geringe Chancen für seinen Mandaten, glimpflich davonzukommen: „Wir werden weiterhin schonungslos die eigene Verantwortung darlegen. Wir werden nicht mit dem Finger auf andere Personen zeigen. Er wird dafür weiterhin die Verantwortung übernehmen. Das wird sich also nicht verändern. Der Strafrahmen ist bei derartigen Delikten ein bis zehn Jahre. Bei dem Schadensbetrag wird man sich natürlich eher an der obersten Grenze zu orientieren haben.“

CMB Pucher Wess und Geschädigte Lichtenegger
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Puchers Rechtsanwalt Norbert Wess

Den Ermittlerinnen und Ermittlern immer noch unklar ist der Verbleib von mehr als 50 Millionen Euro aus der Commerzialbank. Auch Martin Pucher weiß laut seinem Rechtsvertreter nicht, wohin dieses Geld geflossen ist.