Soll in Güssing die Burg zu einem Veranstaltungszentrum ausgebaut oder das bestehende Kulturzentrum saniert werden? 58,92 Prozent der Teilnehmer der Volksbefragung sprachen sich am Sonntag für die Sanierung des Kulturzentrums aus. 41,08 Prozent waren für den Ausbau der Burg Güssing.

Beteiligung von 25,77 Prozent
Stimmberechtigt waren 23.037 Menschen aus 28 Gemeinden, etwas mehr als ein Viertel von ihnen nahmen auch teil: 5.936 Bezirksbewohnerinnen und -bewohner stimmten ab, das sind genau 25,77 Prozent. 3.198 Personen entschieden sich für das KUZ und 2.230 für die Burg. 508 Stimmen oder 8,56 Prozent der abgegebenen Stimmen waren ungültig.

KUZ-Sanierung billiger als Burg-Ausbau
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hatte immer betont, dass sich das Land nur eines der beiden Projekte leisten kann. Nun wird also das Kulturzentrum um rund 20 Millionen Euro umfassend renoviert. Neben der Modernisierung des großen Veranstaltungssaals mit rund 500 Sitzplätzen soll der Innenhof überdacht und eine moderne Kunstbox als Aufbau über dem Innenhof geschaffen werden. Im Projekt inkludiert sein werden auch die Modernisierung des Restaurants und die Schaffung einer Restaurant-Terrasse. Der Ausbau der Burg Güssing zu einem Kultur- und Veranstaltungszentrum hätte laut Land rund 55 Millionen Euro gekostet.

Ergebnis bindend bekräftigt Doskozil
Es gebe „zwei klare Gewinner – nämlich den Bezirk Güssing und die direkte Demokratie“, erklärte Doskozil in einer ersten Reaktion. Das Land habe mit dieser Volksbefragung ein „starkes Zeichen für Mitbestimmung“ gesetzt, die Bevölkerung habe dieses Angebot in einem erfreulich hohen Ausmaß angenommen. „Das Ergebnis ist für die Landesregierung bindend“, so Doskozil. Das Land wolle mit diesem Projekt Güssing als Kulturstandort mit einer Strahlkraft über den Bezirk hinaus etablieren.

Architekturwettbewerb als nächster Schritt
Nun soll ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden. Koordinator dafür ist die Landesimmobilien Burgenland GmbH als Projektträger. Geplanter Baubeginn für das Siegerobjekt ist 2023. Frühestens 2026 soll das neue Kultur- und Veranstaltungszentrum fertig sein.
Bürgermeister Knor: Sieg für Demokratie
In der Stadtgemeinde Güssing hätten mehr als 52 Prozent an der Volksbefragung teilgenommen, das sei ein Sieg für die Demokratie, sagte der Güssinger Bürgermeister Vinzenz Knor (SPÖ). Das Volk habe sich entschieden und es sei ein klares Ergebnis herausgekommen. Mit dieser Entscheidung gebe es eine nachhaltige Investition in Kultur, Tourismus und regionale Wirtschaft, die Stadt Güssing sowie der Bezirk werde davon profitieren, meinte SPÖ-Bezirksvorsitzende, Landtagspräsidentin Verena Dunst (SPÖ). Für die ÖVP sei diese hohe Wahlbeteiligung ein ordentlicher Denkzettel und eine schallende Ohrfeige, so SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst.
ÖVP ortet stillen Protest
Aus Sicht der ÖVP haben sich die Güssinger für die „Sicherheitsvariante“ entschieden. Außerdem sei die niedrige Wahlbeteiligung als stiller Protest der Bürgerinnen und Bürger zu verstehen, da bei dieser Volksbefragung von Landeshauptmann Doskozil die Möglichkeit genommen worden sei, beides anzukreuzen, meinte der Güssinger Vizebürgermeister Alois Mondschein (ÖVP) in einer Aussendung. Viele Menschen seien der Volksbefragung ferngeblieben, weil sie für Investitionen in Burg und Kulturzentrum gewesen seien, meinte auch der geschäftsführende ÖVP-Bezirksparteiobmann Bernd Strobl.
Grüne: Gute Entscheidung
Für die Grünen waren die Stimmen für die KUZ-Sanierung auch „viele Stimmen für Klimaschutz und gegen Naturzerstörung“. Die Güssingerinnen und Güssinger hätten gut entschieden, so der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Spitzmüller: für die günstigere, einfachere und ökologischere Variante. Die Burg könne bleiben, was sie sei: ein besonderer Platz, der weiter für besondere Veranstaltungen zur Verfügung stehen werde, so Spitzmüller.
NEOS: Starkes Zeichen der wirtschaftlichen Vernunft
Die Bürgerinnen und Bürger hätten ein starkes Zeichen der wirtschaftlichen Vernunft und des verantwortungsvollen Umgangs mit Steuergeld gesetzt und sich gegen einen unnötigen und unverantwortlichen Bodenverbrauch entschieden, meinte auch NEOS-Landessprecher Eduard Posch. Sie hätten auch ein klares Zeichen gegen den undemokratischen Aufruf der ÖVP zur ungültigen Stimmabgabe gesetzt – mehr dazu in Güssing: Ärger über Aufruf von ÖVP.