266 stimmberechtigte ÖVP-Mitglieder waren zum digitalen Landesparteitag geladen, 251 von ihnen waren auch tatsächlich anwesend. 243 von ihnen stimmten bei der Wahl mit und Sagartz erhielt 240 Stimmen – das sind 98,77 Prozent der abgegebenen Stimmen. Es gab keinen Gegenkandidaten. Die Obmann-Wahl war anonym, eine Wahlkommission kontrollierte, ob alles korrekt ablief.

Sagartz: SPÖ ist auf falschem Weg
„Wir müssen dieses Land befreien von der roten Alleinregierung, die uns einengt und weniger Chancen bietet – dazu bin ich bereit“, sagte Sagartz in seiner Rede beim Parteitag. Die SPÖ sei auf einem falschen Weg, er wolle keine neue Bauplatzsteuer, keine Verstaatlichung der Pflege und keinen Bio-Zwang, so Sagartz.
ÖVP-Obmann Sagartz im Gespräch
Der neu gewählte ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz ist zu Gast in „Burgenland heute“.
Landtagswahl: „Bereit als Spitzenkandidat anzutreten“
Dieses Ziel bekräftigte Sagartz auch im „Burgenland heute“-Gespräch am Freitagabend, gleich nach dem ÖVP-Landesparteitag. Er sei bereit, bei der nächsten Landtagswahl als ÖVP-Spitzenkandidat anzutreten, so der frisch gewählte ÖVP-Landesparteiobmann. Nicht beantworten wollte er, ob er dabei den Landeshauptmann-Sessel anstrebt. „Diese Frage stellt sich im Moment nicht, denn im Moment müssen wir Vorbereitungen treffen für die nächste Wahl (Anmerkung: Gemeinderatswahl)“, so Sagartz. Es seien noch dreieinhalb Jahre bis zu Landtagswahl, er werde alles geben, damit die Volkspartei erfolgreich sei.
Er sei der Überzeugung, dass es eine kantige und klare Oppositionspolitik brauche, so Sagartz. Aber natürlich bringe man sich auch konstruktiv ein. Doch die letzten Monate hätten gezeigt, dass ein Skandal den anderen jage und eine Oppositionsverantwortung wichtiger denn je sei. Die ÖVP wolle der Absoluten der SPÖ auf die Finger schauen. Sagartz, der ja nicht im Landtag vertreten, sondern EU-Abgeordneter ist, will die persönlichen Begegnungen suchen. Er starte am Samstag eine Tour durch das Burgenland.
Appell für Impfung
ÖVP-Bundesparteichef und Bundeskanzler Sebastian Kurz wurde beim digitalen Parteitag live aus Slowenien zugeschaltet. Er habe immer einen guten Kontakt zum Burgenland und sei dankbar für die Unterstützung, so Kurz. Die ÖVP sieht er im Burgenland gut aufgestellt. Das Umfeld sei mit der absoluten Mehrheit der SPÖ kein einfaches. Für die Volkspartei gelte es dort deshalb wie bisher, zu kritisieren, „wo es angebracht ist“, aber gleichzeitig konstruktive Vorschläge zu machen, die „viel zu selten aufgegriffen werden“, sagte Kurz.

Der Bundeskanzler nutzte seinen Auftritt auch für einen Appell, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Jeder der geimpft sei, sei sicher und habe für sich persönlich die Pandemie besiegt. Jeder, der nicht geimpft sei, sei nicht geschützt. Er rechne damit, dass die Zahl der Ansteckungen spätestens im Herbst wieder steigen werde, so Kurz.
Großer technischer Aufwand
Der Aufwand für den digitalen ÖVP-Landesparteitag war enorm. Am Donnerstag wurden zehn Tonnen Material angeliefert und vier Kilometer Kabel verlegt. Der Parteitag wurde aus einem eigenen Studio, das in der Landesparteizentrale in Eisenstadt eingerichtet worden war, übertragen und von Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas moderiert. Für die Delegierten gab es einen digitalen Raum, für den sie eigens registriert werden mussten und in dem sie auch an der Wahl teilnehmen konnten.
Seit Februar 2020 schon designierter ÖVP-Obmann
Christian Sagartz ist seit Februar 2020 designierter ÖVP-Obmann. Damals hatte ihn der ÖVP-Landesparteivorstand einstimmig als Nachfolger von Obmann Thomas Steiner gewählt. Steiner hatte nach der Landtagswahl seine Funktion an der Spitze der ÖVP zurückgelegt. Die ÖVP ist im Burgenland in Opposition. Sagartz ist seit Jänner 2020 Europaabgeordneter. Er rückte für Karoline Edtstadler nach, die vom Europaparlament in die Bundesregierung wechselte.

Christian Sagartz ist 40 Jahre alt, er stammt aus Pöttsching. Er schloss ein kombiniertes Studium der Politikwissenschaft und der Rechtswissenschaften ab. In seiner Freizeit ist er Hobbywinzer im Südburgenland. Seine politische Karriere umfasste bisher Funktionen als Gemeinderat, Vizebürgermeister, Bezirksparteiobmann, Obmann der Jungen ÖVP, Landtagsabgeordneter, Landesgeschäftsführer und Klubchef.