Die verfassungsrechtliche Geburtsstunde des Burgenlandes war der 25. Jänner 1921 und es sei eine schwierige Zeit gewesen: „Es ist kaum vorstellbar, unter welcher Hoffnungslosigkeit und unter welchen Bedingungen die Bevölkerung damals leben musste“, so der Landeshauptmann. Es sei daher auch nicht verwunderlich, dass viele Burgenländer nach Amerika ausgewandert sind.
Dank an alle Burgenländerinnen und Burgenländer
Im Auswanderermuseum in Güssing finde sich der Satz „Mit starkem Glauben und kräftiger Hand“, daran zeige sich: „Es ist gemeinsam anzupacken.“ Diese Gemeinsamkeit sei auch in der Gegenwart einer der wesentlichsten Eckpfeiler, so Doskozil. Doskozil zeigte sich stolz auf die Leistung der Burgenländerinnen und Burgenländer und darauf, das 100-Jahr-Jubiläum als Landeshauptmann begehen zu können. Den heutigen Tag wolle er vor allem nützen, um Danke zu sagen, an die Burgenländerinnen und Burgenländer, an die Volksgruppen und an die Kirchen.
Dunst: Jeder habe recht stolz zu sein
„Nutzen wir das Jubiläumsjahr für einen Rückblick (…) aber auch als Ansporn für uns alle, dass wir uns auch in Zukunft in allen Bereichen weiterentwickeln, die das Burgenland so lebenswert machen. Ich würde mir wünschen, dass die Burgenländer beim nächsten runden Jubiläum ähnlich positiv zurückblicken können wie wir heute“, erklärte Landtagspräsidentin Verena Dunst (SPÖ) in ihrem Eingangsstatement. Das Burgenland habe sich vom Armenhaus Österreichs zu einer Modellregion im Herzen Europas entwickelt. Jeder habe „das gute Recht, heute und in diesem Jahr stolz zu sein“, auf das, was über 100 Jahre geschafft wurde und was in den nächsten 100 Jahren geschafft werde, so Dunst.
Schwierige Anfänge
Eine zeithistorische Reise bot der Historiker Oliver Rathkolb, auch Kurator der Jubiläumsausstellung auf der Burg Schlaining. Die Entstehung des Bundeslandes sei gezeichnet gewesen von Kämpfen und Toten, dennoch habe sich keine „Abwehrkampfmentalität“ entwickelt, so Rathkolb. „Die historische Botschaft aus der Erfahrung des Burgenlandes ist eindeutig: Konflikte lösen und nachhaltigen Frieden schaffen, bilden die Basis für eine gemeinsame, erfolgreiche, wirtschaftliche und kulturelle Zukunft, selbst, wenn es mehrere Generationen dauern sollte“, sagte Rathkolb.
Dem Fleiß der burgenländischen Bevölkerung sei es zu verdanken, dass es zum wirtschaftlichen Aufschwung kam. „Einen wesentlichen Anteil daran hatten Frauen, die schon in der Zwischenkriegszeit, im Zweiten Weltkrieg und nach 45 die Hauptlasten in der Familie und in der Landwirtschaft getragen haben und noch dazu gependelt sind und in der Industriearbeit tätig wurden“, so der Historiker. Und Frauen prägten die Festsitzung auch musikalisch, durch das Damenquartett des Haydn-Konservatoriums und durch „Die Mayerin.“
Besuchergalerie musste leer bleiben
An der Festsitzung nahmen auch die früheren Landeshauptmänner Hans Niessl und Hans Sipötz (beide SPÖ) teil. Coronavirusbedingt musste die Besuchergalerie im Landhaus aber leer bleiben. Ursprünglich sollte die Veranstaltung bereits im Jänner stattfinden, wurde aufgrund der angespannten Pandemiesituation im Winter jedoch auf den 19. Mai verschoben.
Die Festsitzung wurde vom ORF live übertragen in der TVthek gibt es die Sitzung zum Nachschauen – Festsitzung des Landtages
Oppositionsparteien zum Jubiläum
Der designierte ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz sah im 100-Jahr-Jubiläum des Burgenlandes viele Gründe zum Feiern. Das Burgenland habe in vielen an Strahl- und Wirtschaftskraft dazugewonnen. Man müsse das Jubiläum aber auch zum Anlass nehmen, um einige Entwicklungen, beispielsweise die Auspendel- oder Abwanderungsquote, in manchen Gemeinden und Landesteilen zu hinterfragen.
Die burgenländischen Grünen wiesen anlässlich der Festsitzung am Mittwoch darauf hin, dass nicht nur das Burgenland, sondern auch der Landtag Jubiläum feiere. Klubobfrau Regina Petrik wünschte dem Landtag zu seinem 100. Geburtstag eine Kultur der lebendigen Debatte, der intensiven Auseinandersetzung und der fairen Verhandlungen. Mit der Absoluten Mehrheit einer Partei sei der Meinungsaustausch ins Stocken geraten, so Petrik.