Außenminister Mock und Gyula Horn
ORF
ORF
Geschichte

Gemeinsame Geschichte trotz Grenze

Ein EU-Projekt will die Geschichte der Grenzregion zwischen dem Burgenland und Ungarn neu aufarbeiten. Die Grundlage soll ein gemeinsames digitales Archiv der Region sein. Die Erkenntnisse sollen auch in den Schulunterricht einfließen.

Historiker sind sich einig, dass in der burgenländisch-ungarischen Grenzregion mehrfach Weltgeschichte geschrieben wurde, etwa bei der Gründung des Burgenlandes (1921), bei dem Ungarnaufstand (1956), oder bei dem Fall des Eisernen Vorhangs (1989). Uneinigkeit herrscht allerdings oft darüber, wie diese Ereignisse bewertet werden. Da gehen die Meinungen im Burgenland und in Ungarn manchmal sehr weit auseinander. Die gemeinsame Geschichte mit diesen oft gegensätzlichen Sichtweisen kennenzulernen, ist das Ziel des dreijährigen Interreg-Projektes „border(hi)stories“.

Die Brücke von Andau
ORF
Im Burgenland wurde Weltgeschichte geschrieben, zum Beispiel 1956 bei der Brücke von Andau

Digitales Inventar der Gedächtnisorte

Die Basis für diese gemeinsame Geschichte der Region soll ein neu geschaffenes digitales Archiv sein. In diesem digitalen Inventar der Gedächtnisorte sollen sämtliche Dokumente, Fachliteratur und Bildmaterial öffentlich zugänglich und abrufbar gemacht werden. Das Archiv ist gerade im Aufbau begriffen, einige Orte sind bereits abrufbar.

Kinder sollen lokale Geschichte lernen

Auch Schulen im Burgenland und in Ungarn sind in das Projekt eingebunden. Im BG/BRG/BORG Oberschützen suchten zum Beispiel Schülerinnen und Schüler anhand von alten Schwarzweißfotos lokale Erinnerungsorte. Ähnliche Projekte werden auch in ungarischen Schulen umgesetzt. Unterstützend gibt es gemeinsame Fortbildungen für das Lehrpersonal.

Wissen geht auf „Wanderschaft“

Das gemeinsam erarbeitete Wissen soll auch mithilfe einer Wanderausstellung weitergegeben werden, außerdem ist eine ganze Reihe von historischen Vorträgen geplant – mit dem Ziel, dass die Menschen diesseits und jenseits der Grenze mehr Bezug zu ihrer eigenen lokalen Geschichte bekommen.

Am EU-geförderten Projekt „border(hi)stories“ nehmen unzählige Partner teil, unter anderem das Land Burgenland und die ungarischen Komitate Györ-Moson-Sopron und Vas, Bildungsdirektionen, Volkshochschulen und Institutionen, die sich mit Geschichtsforschung befassen. Sie wollen nicht nur das Wissen über die historischen Fakten in der Grenzregion verbessern, sondern auch die Zusammenarbeit untereinander langfristig absichern.