Streckhof
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Kultur

Wiederentdeckung der Streckhöfe

Sie sind oft hunderte Jahre alt, haben das Ortsbild im Burgenland geprägt und drohen langsam zu verschwinden: Streckhöfe. Doch nun erleben die langgezogenen Höfe eine Renaissance. Immer mehr junge Familien suchen gezielt nach solchen Häusern.

Mario Tusch suchte jahrelang mit seiner Lebensgefährtin einen alten Steckhof. Als er einen mehr als 200 Jahre alten Hof in Hirm entdeckte, war es Liebe auf den ersten Blick: „Es ist halt der Ursprung irgendwie. Das, was uns im Burgenland ausmacht, glaube ich. Das, was unsere Heimat ist.“

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Häuserzeile mit Streckhof
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Häuserzeile mit Streckhof in Hirm
Offenes Tor mit Blick auf dahinterliegenden Streckhof
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Streckhof in Hirm
Streckhof
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Streckhof in Hirm
Stiegen des Streckhofs
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Streckhof in Hirm
Erkerfenster des Streckhofs
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Streckhof in Hirm
Eisengitter bei Streckhof-Fenster
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Streckhof in Hirm
Streckhof
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Streckhof in Hirm
Streckhof-Wirtschaftsgebäude
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Streckhof in Hirm

Kontrapunkt zur Zersiedelung

So malerisch ein einzelner alter Streckhof auch ist, ist er doch nur im Ensemble mit anderen Häusern komplett. Dieser Gemeinschaftsgedanke macht die typisch nordburgenländische Bauform heute wieder so aktuell. Das stehe im Gegensatz zur Zersiedelung, zu diesen zerfledderten Ortsrändern, die dieses Gefühl nicht mehr gäben, meinte Architektin und Baukultur-Expertin Susanne Schmall. Sie kämpft seit Jahrzehnten um den Erhalt der Ortsbilder.

Streckhof-Stube
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Stube im Streckhof in Hirm

Auch immer mehr Architekten stehen Bauherren, die sich über das Projekt Renovierung wagen, beratend zur Seite. Es sei um jeden einzelnen Streckhof schade, denn der Streckhof sei eben nicht als Einzelobjekt errichtet worden, sondern sei Teil eines Ensembles von ähnlichen Haustypen und jedes Haus, das fehle, reiße eine Lücke, bekräftigte der Eisenstädter Architekt Klaus-Jürgen Bauer.

Maxime: So wenig wie möglich abreißen

Die wichtigsten Experten-Richtlinien für das Renovieren von Streckhöfen: so wenig wie möglich abreißen, sich Zeit nehmen, das Haus und die Materialien, mit denen es gebaut wurde, verstehen. Die Wohnteile der Streckhöfe seien für unserer Verhältnisse klein, erklärte Bauer: „Die bestehen aus einer Küche, aus einer Stube und aus ein oder zwei Kammern.“ Doch die meisten Streckhöfe hätten hinten angereiht Wirtschaftsteile, die man ohne weiters für heutige Wohnformen nutzen könnte.

Buch über Streckhöfe
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Bauers Lookbook für Streckhöfe

Der Streckhof sei ein sehr einfaches Gebäude aus einfachen Materialien wie Stein, Ziegel, Lehm, Kalk und Holz, sagte Bauer: „Am sinnvollsten geht man mit diesen Strukturen so um, dass man auch bei diesen Materialien bleibt.“ Sein Wissen über die Materialkunde von Streckhöfe hat Bauer auch in einem Buch zusammengefasst. Die Denkmalpflege sei da extrem wichtig, damit alte Handwerkstechniken bewahrt und gelernt würden, sagte Schmall. Denn man könne ein altes Haus nicht mit einer Styroporfassade verputzen.