Die Pandemie führt bei vielen jungen Menschen zu psychischen Problemen
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Politik

Jugendliche leiden besonders unter CoV-Pandemie

Kinder- und Jugendliche leiden unter der Pandemie besonders – diese Entwicklung ist weltweit zu beobachten und sie macht auch vor dem Burgenland nicht Halt. Allerdings hat sich die Situation in den vergangenen Monaten noch einmal verschärft.

Zu Beginn der Pandemie habe es für Kinder, Jugendliche und Eltern noch die Hoffnung gegeben, dass die Krise vielleicht nicht allzu lange anhalten werde, sagte Roland Grassl, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie Burgenland. Doch diese Phase, in der viele Jugendliche home schooling noch als so etwas wie ein Abenteuer gesehen haben, sei lange vorbei. Das ständige Auf- und Zusperren der Schulen und die Ungewissheit, wie es weitergeht, haben deutliche Spuren hinterlassen, so Grassl.

Grassl: Mehr depressive Jugendliche und Angststörungen

„Mittlerweile sehen wir viele an sich gesunde Kinder und Jugendliche, die mit Belastungssymptomen, wie Ängsten, trauriger Stimmung, sozialem Rückzug, Lustlosigkeit Abgeschlagenheit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und anderen psychosomatischen Erkrankungen bei uns vorstellig werden. Wir haben ganz sicher mehr depressive Jugendliche, wir haben ganz sicher mehr Angststörungen, der ganze Komplex der Zwangsstörungen scheint zuzunehmen – und auch Essstörungen“, so Grassl.

Mehr Kinder und Jugendliche in stationärer Behandlung

So wurden im Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulatorium Nordburgenland im ersten Quartal des Vorjahres 111 neue Patienten gezählt, im Vergleichszeitraum heuer waren es mehr als 150 Erstanmeldungen. Auf ähnlichem Niveau seien auch die Zahlen für die entsprechende Einrichtung im Südburgenland, so Grassl. Immer mehr Kinder und Jugendliche müssen aber auch stationär aufgenommen werden. „Unsere Partner-Einrichtungen für den stationären Bereich der Kinder und Jugendpsychiatrie melden uns zurück, dass sie mittlerweile so um die 120 Prozent Auslastung haben“.

Einsame Jugendliche zu Hause
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Auch ein Anstieg beim Missbrauch verschiedenster Substanzen sei zu beobachten

Öffnung von Schulen und Vereinen gefordert

Auch in der Ambulanz für Abhängigkeitserkrankungen im Jugendalter sehe man einen Anstieg beim Missbrauch verschiedenster Substanzen. Aus jugendpsychiatrischer Sicht gebe es daher eine zentrale Forderung – unabhängig von der Entwicklung der Pandemie: „Die bedingungslose Öffnung der Schul- und Bildungseinrichtungen im weiteren Sinne und auch ein verantwortungsvolles Öffnen der Peer-Treffpunkte, also etwa Vereinen“.

SPÖ fordert „Comeback-Plan“

Das Burgenland habe dieser Forderung durch das Ende des harten Lockdowns schon teilweise Rechnung getragen, sagt SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst. „Wir haben wirklich einen riesigen Rückhalt innerhalb der Burgenländischen Bevölkerung erhalten, was das Aufsperren der Schulen betrifft, das war ein höchst notwendiger Schritt, weil Kinder und Jugendliche sind systemrelevant und auf die müssen wir schauen“ sagt Fürst. Die SPÖ Burgenland forderte am Mittwoch auch einen „Comeback-Plan“ für Kinder und Jugendliche. Die Bundesregierung müsse dafür die Verantwortung übernehmen, so Fürst.

ÖVP fordert Sozialarbeiter an Schulen

Es sei jetzt wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler vor Ort einen geschulten Ansprechpartner haben, so ÖVP-Jugendsprecherin Julia Wagentristl. Das Land solle hier tätig werden. „Wir brauchen an jeder Schule einen Schulsozialarbeiter, damit durch den regelmäßigen Austausch ein Vertrauen aufgebaut werden kann und Konflikte erst gar nicht entstehen“, so Wagentristl.

NEOS fordert Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie

NEOS-Landesgeschäftsführerin Simone Pibernik fordert vom Land, „in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie direkt an den Schulen für ein entsprechendes Angebot zu sorgen.“ Es gebe immer noch keine Spitalsbetten im Fachbereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Burgenland, so Pibernik.