Melanie Balaskovics im Gespräch mit Martin Ganster
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Caritas-Direktorin Balaskovics im Interview

Seit dieser Woche ist die neue Direktorin der Caritas Burgenland, Melanie Balaskovics offiziell im Amt. Im „Burgenland heute“-Interview sprach Balaskovics über die aktuellen Herausforderungen und ihre Pläne für die Zukunft.

Lange Jahre war Balaskovics für den ORF Burgenland tätigt – Anfang des Jahres folgte der Wechsel zur Caritas, diese Woche übernahm sie das Amt der Direktorin auch offiziell von Edith Pinter – mehr dazu in Melanie Balaskovics ab sofort Caritas-Chefin.

burgenland.ORF.at: Frau Balaskovics, die durch Corona bedingte wachsende Armut bereitet vielen Menschen große Sorge. Spürt die Caritas diese Entwicklung bereits?

Melanie Balaskovics: Ja, ganz klar. Natürlich. Es wird viel von dieser Armut natürlich abgefangen von den Behörden, von Hilfen, die der Staat einfach bereitstellt. Wir wissen viele Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren. Alleinerzieherinnen werden mit Arbeit und Kinderbetreuung im Homeschooling zu Hause nicht fertig. Also, da kommt einiges auf uns zu, die große Welle spürt man, sie ist im Anrollen. Im Moment geht es noch, aber wir merken einfach die verstärkte Nachfrage bei der Sozialberatung, bei der Nothilfe-Beratung, der Familienberatung etc.

burgenland.ORF.at: Kann man da schon erkennen, ob es eine Gruppe gibt, die besonders betroffen ist von der steigenden Armut?

Balaskovics: Ich habe es angesprochen, es sind jene Familien, wo ein Familienoberhaupt – Mutter oder Vater – arbeitslos wird. Die Alleinerzieherinnen sind ganz stark betroffen und dort muss man jetzt auch wirklich ansetzen und sich überlegen, wie man in Zukunft diese Menschen wieder auffangen kann.

Interview mit Caritas-Burgenland-Direktorin Melanie Balaskovic

Nach vielen Jahren im ORF ist Melanie Balaskovic die neue Caritas-Burgenland-Direktorin. Sie spricht bei „Burgenland heute“ über die derzeitig schwierige Situation und die Zukunftspläne der Caritas.

burgenland.ORF.at: Wie hilft denn die Caritas diesen Menschen derzeit?

Balaskovics: Wir haben in der Corona Nothilfe einige Möglichkeiten diesen Menschen zu helfen, da gibt es z.B. Zuschüsse für Heizkosten, wenn man die nicht begleichen kann, genauso wie für Energiekosten, Mietkosten-Zuschüsse. Wenn es um Lebensmittel geht, haben wir Lebensmittelgutscheine, die wir ausgeben können, genauso Gutscheine für unsere Carla Läden, wo man sich Gewand besorgen kann.

burgenland.ORF.at: Zu den großen Leidtragenden der Pandemie gehören auch Kinder und Jugendliche und hier vor allem jene, die sich schwertun beim Lernen. Für die gibt es ja im Burgenland drei Caritas Lerncafes, wo Sie gratis Nachhilfe bekommen. Aber die haben ebenfalls schon seit Monaten zu. Gibt es für diese Kinder und Jugendlichen derzeit Alternativen?

Balaskovics: Es sind vier Lerncafes. Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr auch die Förderungen bekommen, um zwei weitere im Burgenland etablieren zu können. Die Anmeldelisten werden immer länger für diese Lerncafes. In Zeiten von Corona haben wir dort auch versucht Video-Homeschooling durchzuführen. Es geht aber dort nicht nur ums Lernen mit den Kindern, es gibt auch Kinder, die Halt im Leben brauchen, die eine Struktur im Leben brauchen und wo dann unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkennen: Okay, dieses Kind hat mehr Bedarf als das Lernen, da gibt es auch noch eine Eins-zu-Eins-Betreuung, das konnten wir auch trotz Corona so gestalten.

burgenland.ORF.at: Eine Frage zur Zukunft der Caritas. Sie selbst haben vor kurzem gesagt die Felder, die wir bearbeiten, müssen einfach neu gedacht werden. Sie haben einen Zukunftsplan angesprochen, an dem sie gerade arbeiten. Was genau ist damit gemeint?

Balaskovics: Corona hat das einfach alles erfordert und aufgezeigt, dass wir viele Felder einfach neu denken müssen. So sind wir gerade dabei auch das Online-Angebot für Beratungen der Caritas einfach neu aufzustellen, weil es derzeit sehr schwierig funktioniert, weil wir teilweise diese Eins-zu-Eins Beratungen in unseren Beratungsstellen gar nicht durchführen können. Telefonisch gibt es eine Barriere auch über SMS oder Whatsapp ist das eine Barriere und wir entwickeln hier gerade Konzepte, um auch die Digitalisierung voranzutreiben, z.B. auch in diesem Umfeld wird demnächst ein Carla Online Shop eröffnet.

Das Interview führte Martin Ganster.