Manfred Koch
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Religion

Koch: „Zukunftsängste ein Problem“

Der Karfreitag ist vor allem für die evangelischen Christen ein hoher Feiertag. Er steht wie auch schon im Vorjahr ganz im Zeichen der CoV-Pandemie. Fast alle Pfarrgemeinden verzichten auf herkömmliche Gottesdienste. Laut dem evangelischen Superintendent Koch seien die Zukunftsängste ein großes Problem.

Als Ersatz werden zum Beispiel Messen im Internet übertragen. Das große Problem seien die Zukunftsängste, die viele Menschen hätten, so Koch. „Ich denke an die, die Angst vor Arbeitslosigkeit haben, wo viele Betriebe zusperren müssen. Wir können nur sagen – auf der einen Seite, die Gemeinschaft wird versuchen müssen, diese alle zu tragen und das – was wir gerade als Kirche zu Ostern am Karfreitag zu Ostern feiern – dass wir, in allen Tiefen des Lebens, durch unseren Glauben getragen werden. Das kann ich nur sagen: Halten wir gemeinsam das aufrecht, glauben wir und tragen wir uns auch durch wirtschaftlich und mental schwierige Zeiten“, so Superintendent Koch.

Es sei kein „Schönwetterglaube“, sondern ein Glaube, der alle im Alltag begleiten wolle – und das wolle er auch den Menschen sagen – dass sie sich gemeinsam durch diese wirtschaftlich und mental anstrengende Zeiten tragen würden, so Koch. Die meisten evangelischen Gemeinden hätten sich gegen Gottesdienste entschieden, weil sie Verantwortung für die Mitglieder so wahrnehmen wollen – die wenigen Gemeinden, die Gottesdienste haben – mit allen Sicherheitsmaßnahmen – würden versuchen einige, wenige Gläubige zu diesem Osterfest zu sammeln, so der Superintendent.

ORF-Redakteur Norbert Lehner im Interview mit dem evangelischen Superintendenten Manfred Koch

Alternativen für zu Hause

Es gibt, laut Koch, gute Alternativen. Zum Beispiel Online-Angebote aus der evangelischen Kirche Oberwart – wo an allen Sonn- und Feiertagen um 9.30 Uhr ein Gottesdienst übertragen wird, auch aus Gols gibt es einen Online-Gottesdienst – es gibt Andachten zum lesen oder hören aus vielen Pfarrgemeinden, so der Superintendent – die Gemeinschaft könnten sie aber nur bedingt ersetzen.

Es gäbe nur kleine beschränkte Möglichkeiten Menschen zu helfen – aber bei großen finanziellen, existenziellen Problemen könne man sich an die Diakonie wenden – zum Beispiel in Oberwart, in Gols, oder an die Diakonie Österreich, so Koch.

„Christen sollten Not sehen“

Angesprochen auf die Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland, meinte Koch, dass er es sehr bedrückend finde würde, dass man die Not vieler Menschen, verdrängen würde und dass es Kapazitäten in Österreich geben würde, besonders für Kinder und Jugendliche – als Menschen und als Christen habe man die Aufgabe, diese Not zu sehen.

Zum Klimawandel meinte Koch, dass die Klimakrise eine viel stärkere Krise sei, als das Coronavirus, da man sich dagegen nicht impfen lassen könne – aber alle noch in den nächsten Jahren darunter leiden würden. Auch ihn würden seine Freunde und Kontakte, außerhalb des engsten Familienkreises fehlen, so Koch.

ORF Reporter Norbert Lehner mit  evang. Superindendent Manfred Koch
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ORF-Redakteur Norbert Lehner im Interview mit dem evangelischen Superintendenten Manfred Koch

Glaube bietet Halt

Uns erwartet ein erneutes Osterfest im Lockdown. Es war erneut ein stiller Karfreitag – noch stiller als üblich am höchsten Feiertag der evangelischen Christen im Kirchenjahr, der nur sehr eingeschränkt wahr genommen werden konnte. So waren es nur wenige Gläubige die am frühen Freitagvormittag den Karfreitagsgottesdienst in der evangelischen Kirche in Eisenstadt (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) feierten. Doch für sie gab die Osterbotschaft Trost in schwierigen Zeiten. „Jesus ist auf die Welt gekommen, um zu sterben – für uns“, so George Cienciala aus Steinbrunn (Bezirk Eisenstadt-Umgebung).

Die Gläubigen finden Halt in einer Zeit die Verunsicherung schafft. Es ist die Auferstehung, die Mut machen soll zum Leben, gerade in Zeiten der Coronavirus-Pandemie. „Ich denke, selten haben wir den Karfreitag so gebraucht, wie in diesen Zeiten. Was uns besonders leid tut, ist dass die persönliche Begegnung fehlt, dass wir das Abendmahl nicht feiern können – gerade am Karfreitag – und dass wir nicht miteinander singen können“, sagte der evangelische Pfarrer von Eisenstadt Herbert Rampler.

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Evang Kirche Eisenstadt
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Evangelische Kirche in Eisenstadt
Evang Kirche Eisenstadt
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Karfreitagsgottesdienst in der evangelischen Kirche in Eisenstadt
Evang Kirche Eisenstadt
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Wandgemälde in der evangelischen Kirche in Eisenstadt
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Karfreitagsgottesdienst in der evangelischen Kirche in Eisenstadt

Alternativen auf der Homepage

Die evangelischen Kirchen im Burgenland bieten neben den Präsenzgottesdiensten viele Möglichkeiten an um das Osterfest auch ohne soziale Kontakte begehen zu können. „Wir halten uns grundsätzlich daran, dass wir vorsichtig miteinander umgehen. Wir bieten Alternativen auf der Homepage an – da kann man sogar die Lieder anklicken. Wir versuchen, die Kirche für die Menschen offen zu halten“, so Rampler. Gottesdienste werden in den evangelischen Kirchen noch das ganze Osterwochenende gefeiert – aber mit Mindestabstand, FFP2-Masken und ohne Gesang.