Kreuzstadl bei Rechnitz
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Verein RE.F.U.G.I.U.S
Chronik

Virtuelles Gedenken für NS-Opfer

Die diesjährige Gedenkfeier für die Opfer des Südostwallbaus beim Kreuzstadl in Rechnitz (Bezirk Oberwart) hat am Sonntag CoV-bedingt nur virtuell stattgefunden. Vor 76 Jahren wurden dort 180 jüdische Zwangsarbeiter aus Ungarn von den Nationalsozialisten ermordet .

„Es gibt Dinge, deren Gedenken nicht enden kann, weil sie zum Grundlegenden der Menschheitsgeschichte gehören“, erklärte dabei der Vorsitzende des Vereins RE.F.U.G.I.U.S Paul Gulda in einem Video. „Das Unheil beginnt manchmal mit einer lauten Erschütterung, vielleicht mit einem Einsturz, einer Explosion, aber ob das ein Vulkan ist, ein einstürzendes Haus, ein Sturm, was immer, es gibt immer eine Vorgeschichte“, so Gulda. Auf gesellschaftliche Prozesse bezogen seien dies Ängste, Verunsicherung oder existenzbedrohende Situationen. Die Coronavirus-Pandemie sei eindeutig eine solche Situation, sah der Vereinsvorsitzende eine Parallele zu 1920. Und er zog einen weiteren Vergleich: „So wie uns die Grippe, der Corona-Virus, die Pest alle befallen kann, so auch die Krankheit Spaltung, Teilung, Hass.“

Kranzniederlegung Kreuzstadl
Verein RE.F.U.G.I.U.S
Kranzniederlegung beim Kreuzstadl

„Antisemitismus ist das Problem des Menschen, der hasst“

Erstes Ziel des Attentäters von Halle und jenes von Wien im November seien Synagogen gewesen. Zu Schaden gekommen seien in erster Linie aber nicht Juden, sondern zufällige Opfer, erklärte Gulda weiter: „Wo die Vernichtung herrscht, sind alle in Gefahr. Antisemitismus ist kein jüdisches Problem. Es ist das Problem des Antisemiten, des Menschen, der hasst.“ Wird in Rechnitz der Toten von 1945 gedacht, „dann suchen wir die Heilung und wir suchen Vorbeugung, ich möchte fast sagen: Impfung“. Die kommenden Jahre würden nicht leicht, als Gesellschaft brauche es „alle Solidarität, alle Weisheit, alle Liebe, derer wir fähig sind“, so der RE.F.U.G.I.U.S-Vorsitzende.

Im Gedenken an die beim Bau des Südostwalls ums Leben gekommenen Opfer legte Bürgermeister Martin Kramelhofer (SPÖ) als Vertreter der Gemeinde Rechnitz einen Kranz am Gedenkstein ab. Rabbiner Shlomo Hofmeister sprach das Gebet „El Male Rachamim“.