Die Arbeitsbelastungen sind durch die Coronavirus-Pandemie stark gestiegen, der Stress hat zugenommen und immer mehr finden mit ihrem Einkommen kein Auskommen. Am stärksten wird der Sinkflug des Arbeitsklima-Index von der Zunahme der psychischen Belastungen beeinflusst. Der Indikator für Stress ist gestiegen. Weiters zeigt sich auch eine deutliche Zunahme der Isolation am Arbeitsplatz. „Beschäftigte, die im Homeoffice arbeiten, fühlen sich durch Zeitdruck und psychischen Stress, aber auch durch die Einsamkeit am Arbeitsplatz belastet. Weit mehr als diejenigen, die ihre Arbeit nicht von zuhause aus erledigen“, führte Projektleiter Reinhard Raml vom IFES-Institut aus.
Beruf und Familie: Vereinbarkeit im Homeoffice
Verstärkt zum Problem ist in der Krise die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geworden. Gerade Frauen trifft es hier besonders hart, so Reinhard Raml vom IFES-Institut: „Die Vereinbarkeit war plötzlich ungewohnt schwierig. Kinderbetreuungseinrichtungen mussten geschlossen sein, auf die Großeltern konnte man nicht zurückgreifen. Das war für beide Geschlechter sehr schwierig. Im Homeoffice sehen wir, Betreuungspflichten funktionieren, aber zu einem bestimmten Preis. Bei den Gesundheitsdaten sehen wir sofort im ersten Lockdown bei den Frauen im Homeoffice mit Kindern Anstiege von Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Bluthochdruck.“
Steuerfreie Sonderprämie in systemrelevanten Berufen
Bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in den systemrelevanten Berufen entstand ein enormer Leidensdruck. Vor allem Pflegeberufe und jene im Gesundheits- und Sozialbereich klagen über höheren Zeitdruck, psychischen Stress und körperliche Belastungen. Für AK-Präsident Gerhard Michalitsch ist es höchste Zeit, die Situation der Arbeitnehmer zu verbessern: „Ich denke alle in systemrelevanten Berufen haben einen guten Anspruch auf eine Sonderprämie und das auch steuerfrei. Im Bereich der Gesundheits- und Pflegeberufe sind für mich zentral wichtig eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit mehr Personal und mehr Erholungszeiten, damit der Druck abnimmt.“ Dadurch würden auch wieder mehr Arbeitsplätze entstehen.
Psychischen Belastungen vorbeugen
Michalitsch forderte weiters den Ausbau des psychotherapeutischen Angebots und mehr Einbindung des Arbeitsinspektorats innerhalb der Betriebe. Zusätzlich mache auch ein niederschwelliger Zugang zu Supervision am Arbeitsplatz Sinn, also eine Möglichkeit der Beratung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Arbeitsplatz, so der AK-Präsident.
Arbeitslosigkeit und Einkommen
Geschwunden ist die Hoffnung auf eine positive wirtschaftliche Zukunft Österreichs. Sehr stark zugenommen hat unter den burgenländischen Befragten die Erfahrung mit Arbeitslosigkeit. 2019 gaben neun Prozent der Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten irgendwann einmal arbeitslos gewesen zu sein – 2020 waren das 16 Prozent. Damit einher geht eine subjektive Skepsis bei der Arbeitsplatzsicherheit. „Die Krise trifft die Arbeitnehmer ganz unterschiedlich. Während es jenen, die von Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit betroffen sind, schlechter geht, steigt die Zufriedenheit bei allen, die einen subjektiv gesehen sicheren Arbeitsplatz haben. Der Standort bestimmt eben auch in der Arbeitswelt ein bisschen den Standpunkt. Und Corona macht auch in der Arbeitswelt, was es fast überall tut – es polarisiert“, so Michalitsch.
Die Burgenländer kamen 2020 auch schlechter mit ihrem Einkommen aus: Nur noch 39 Prozent (2019: 44 Prozent) sagen, sie können gut davon leben bzw. es reicht vollkommen aus. Für 55 Prozent reicht es gerade, und weitere fünf Prozent geben an, es reicht nicht aus. „Der Arbeitsklima-Index zeigt, dass viele Arbeitnehmer froh sind, überhaupt noch Arbeit und ein Einkommen zu haben", so der AK-Präsident.
535 Burgenländerinnen und Burgenländer befragt
Die Datenbasis 2020 bilden insgesamt 535 burgenländische Befragte (unselbstständig Beschäftigte und Arbeitslose) und über 5.000 Personen österreichweit. Aufgrund der Coronavirus-Krise wurden im 2. Quartal 2020 nicht wie üblich persönliche Interviews, sondern ausschließlich Online-Interviews durchgeführt.