Das Justizzentrum bzw. Gericht in Eisenstadt
ORF.at/Michael Baldauf
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Chronik

Erntehelfer-Streit: Prozess vertagt

In Eisenstadt sind am Freitag drei Erntehelfer vor Gericht gestanden, nachdem ein Streit auf einem Feld in Andau (Bezirk Neusiedl am See) im Vorjahr eskaliert war und mit einem Messerstich geendet hatte. Den Angeklagten wird schwere Körperverletzung bzw. Körperverletzung und Begünstigung vorgeworfen. Der Prozess wurde vertagt.

Bei den drei Beschuldigten handelt es sich um zwei Brüder mit ungarisch-rumänischer Staatsbürgerschaft im Alter von 19 und 23 Jahren und einen 22-jährigen Adoptivbruder, ein gebürtiger Rumäne. Letzterer bekannte sich schuldig und gab vor Gericht an, dass er es war, der die Tat verübt habe: Im Mai 2020 arbeiteten die Männer auf einem Zwiebelfeld in Andau (Bezirk Neusiedl am See), als es zu einem Streit um Geld kam. Die Erntehelfer hätten monatlich 50 Euro schwarz an den Gruppenleiter abführen müssen, um dort arbeiten zu dürfen. Als der Gruppenleiter von ihnen 100 Euro verlangte, kam es zur Auseinandersetzung.

Opfer erlitt schwere Verletzungen

Der Adoptivbruder erklärte, er hätte infolgedessen mit dem Gruppenleiter zu raufen begonnen. Als sich der 100 Kilogramm schwere Mann auf ihn stürzte und ihn niederdrückte, griff er zum Jausenmesser in seiner Hosentasche und dürfte ihn im Zuge der Rangelei verletzt haben. Das Opfer erlitt dabei eine Verletzung beim Ohr und einen Messerstich am Rücken. Die Frau des Opfers habe er hingegen nicht angegriffen, betonte der 22-Jährige. Die zwei Brüder bestritten vor Gericht, dass sie ein Messer bei sich hatten.

Aus Sicht des Opfers gestaltete sich der Vorfall anders. Vor Gericht erklärte der Mann, die drei hätten ihn den ganzen Vormittag über provoziert und ihn und seine Frau dann mit Gemüsekisten geschlagen. Der 19-Jährige habe ihn dann mit einem Messer in den Rücken gestochen. Dass auch der ältere Bruder ein Messer bei sich hatte, hätten ihm Kollegen erzählt, gab er an. Auch am Kopf habe er eine Verletzung erlitten. Dass der 22-Jährige alleine die Schuld auf sich nimmt, verstand das Opfer nicht und sei nicht korrekt. Warum ihn die drei überhaupt provoziert haben und es zu dem Streit kam, konnte sich der Mann nicht erklären: „Ich weiß nicht, woher die Aggressionen kamen.“ Um Schwarzgeld sei es nicht gegangen.

Auch Ehefrau sei geschlagen worden

Befragt wurde auch die Frau des Stichopfers. Sie sei ebenfalls vom 22-Jährigen mit einer Kiste auf den Kopf geschlagen und von diesem getreten worden. Die Frau gab an, bei den zwei Brüdern ein Messer gesehen zu haben.

Der Gemüseunternehmer erklärte, er kann sich nicht vorstellen, dass vom Vorarbeiter Schwarzgeld verlangt wurde. Kontrollieren könne er dies freilich nicht, räumte der Mann ein. Bei dem Vorfall sei er nicht dabei gewesen, habe nur hinterher davon erfahren. Aufgrund weiterer Zeugenladungen wurde der Prozess vertagt.