Bürgermeisterin Michaela Raber auf dem Weg ins Gemeindeamt Rauchwart
ORF
ORF
Politik

Eisenkopf: Luft nach oben bei Frauen in Politik

Bei der Zahl der Bürgermeisterinnen hat das Burgenland Aufholbedarf: Nur zwölf der 171 Gemeinden werden von Frauen geleitet. Die SPÖ stellt acht Bürgermeisterinnen, die ÖVP vier. Da sei sicher noch Luft nach oben, meinte Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ).

Grundsätzlich ist der Anteil der Frauen in politischen Spitzenpositionen – etwa in der Bundesregierung und in den Landesregierungen – leicht gesunken. Der Frauenanteil in den Landtagen ist dagegen gestiegen – im Burgenland liegt er bei rund 30 Prozent. Auch in den Gemeinderäten hat sich der Frauenanteil bundesweit erhöht. Aber Bürgermeisterinnen sind im Burgenland noch immer die Ausnahme und nicht die Regel.

Astrid Eisenkopf (SPÖ) über Frauen in der Politik

Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf von der SPÖ spricht über die Hürden für Frauen in der Politik, die Gleichstellung von Mann und Frau und darüber, warum Frauen in politischen Positionen noch immer in der Minderheit sind.

Eisenkopf: Gemische Teams arbeiten am besten

Wenn es um Entscheidungsfindungen gehe, die beide Geschlechter betreffe, sollten auch beide Geschlechter entsprechend vertreten sein, forderte Eisenkopf am Montagabend im „Burgenland heute“-Studiogespräch und wies darauf hin, dass Frauen ja auch die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Sie sei der Meinung, dass gemischte Teams immer am besten arbeiten würde.

Eisenkopf: Mehr Skepsis gegenüber Frauen am Beginn

In ihrer Zeit als Politikerin habe sie durchwegs positive Erfahrungen gemacht, so Eisenkopf. Man müsse aber zugeben, dass gerade zu Beginn die ersten Schritte einer Frau in der Politik wahrscheinlich unter größerer Beobachtung seien, da habe man vielleicht oft skeptischere Blicke auf sich als das bei männlichen Kollegen der Fall sei. Aber sie wolle keinen Tag und keine Minute in dieser Tätigkeit missen, weil ganz einfach sehr viel Positives zurückkomme, so Eisenkopf.

In den letzten Jahren sei im Burgenland sehr viel für die Frauen weitergegangen, sagte die Landeshauptmannstellvertreterin. So komme etwa der 1.700-Euro-Nettomindestlohn vielen Frauen zugute, die Kinderbetreuungsmöglichkeiten seien noch besser an die Lebensrealitäten der Frauen angepasst worden und im Bereich des Gewaltschutzes seien die Angebote noch besser ausgebaut worden.

Anteil der Bürgermeisterinnen im Vergleich
ORF
Anteil der Bürgermeisterinnen im Burgenland und in Österreich

Rauchwart: Bürgermeisterin gewann schon drei Wahlen

Rauchwart im Bezirk Güssing ist eine Gemeinde mit rund 440 Einwohnerinnen und Einwohnern, die von einer Frau geleitet wird: Michaela Raber (SPÖ) ist dort seit 2011 Bürgermeisterin. Die 53-jährige Kindergartenpädagogin – sie ist verheiratet und hat eine Tochter – gewann mittlerweile bereits drei Wahlen. Sie sei immer gegen Männer angetreten und erfreulich sei gewesen, dass es sofort bei der ersten Wahl eindeutig gewesen sei, dass sie die Bürgermeisterin von Rauchwart sein dürfe und sie habe auch bei jeder weiteren Bürgermeisterwahl an Prozenten zugelegt.

Bürgermeisterin Michaela Raber
ORF
Bürgermeisterin Michaela Raber

Für Frauen sei es in der Gemeindepolitik bestimmt schwieriger als für Männer, sagte Raber: „Da wir ja doch alles unter einen Hut bringen müssen – die Familie, die Kinder, den Job, den man hat und dann auch das politische Amt.“ Aber wenn man einmal das Gefühl kenne, mitreden zu können, dann mache man das gerne und dann manage man auch alles, dass es passe.

Bürgermeisterin Angelika Mileder
ORF
Bürgermeisterin Angelika Mileder

Erste Bürgermeisterin in Frankenau-Unterpullendorf

Frankenau-Unterpullendorf ist ein burgenland-kroatischer Ort mit rund 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Bezirk Oberpullendorf. Dort ist Angelika Mileder (ÖVP) Bürgermeisterin. Die 48-Jährige ist Kleidermachermeisterin, verheiratet und hat drei Kinder. Sie ist seit 2017 – als erste Frau in der Geschichte der Gemeinde – im Amt. Sie habe früher immer gedacht, dass es schwer sei als erste Frau zur Bürgermeisterin gewählt zu werden. Eine Frau wähle dann oft keine Frau, das habe man ihr vorher auch immer wieder gesagt und sie sei schon mit dem Gefühl angetreten: „Hoffentlich geht das gut“.

Bürgermeisterin Angelika Milder im Gespräch mit einer Mitarbeiterin
ORF
Mileder ist seit 2017 im Amt

Als Bürgermeisterin motiviert Angelika Mileder auch andere Frauen, sich in der Gemeindepolitik zu engagieren. Im Gemeinderat von Frankenau-Unterpullendorf gebe es einen Frauenanteil von 50 Prozent und die Gemeinderätinnen arbeiteten wirklich mit Mut, Elan und Kreativität.

Karte mit Gemeinden mit Bürgermeisterinnen
ORF

25 FPÖ-Gemeinderätinnen, 15 grüne Gemeinderätinnen

Die ÖVP stellt in Hackerberg, Unterwart und Podersdorf weitere Bürgermeisterinnen. Die SPÖ hat außer in Rauchwart noch Bürgermeisterinnen in Deutsch Kaltenbrunn, Bernstein, Steinberg-Dörfl, Forchtenstein, Mattersburg, Hirm und Neusiedl. Bei den anderen Parteien gibt es keine Bürgermeisterinnen. Die Freiheitlichen haben 144 Gemeinderatsmandate, darunter sind 25 Frauen. Die Grünen verfügen über 27 Gemeinderatsmandate, darunter sind 15 Frauen. Bei sonstigen Listen gibt es rund 30 Gemeinderätinnen.