Feuerwehr Pinkafeld
ORF
Bezirksfeuerwehrkommando Eisenstadt-Umgebung
Coronavirus

Feuerwehren protestieren gegen Impfplan

Die Feuerwehren machen schon seit einigen Wochen auf ihren Unmut aufmerksam: Feuerwehrmitglieder sind im aktualisierten CoV-Impfplan der Bundesregierung in der Priorisierung zurückgereiht worden. Nun starten einige Mitglieder eine Protestaktion im Internet.

Nach einigen Interviews und Zeitungsberichten machen die Feuerwehrmitglieder ihrem Ärger nun auf Social Media geschlossen Luft: Was passiert, wenn die Feuerwehr nicht kommt? Diese Frage wird aktuell durch ein animiertes Foto auf Facebook gestellt: Bei einem Verkehrsunfall sieht man viele Einsatzkräfte – Sanitäter und Feuerwehrmitglieder. Doch nach einigen Sekunden verschwinden die Florianis aus dem Bild, übrig bleiben drei Sanitäter um ein verunfalltes Auto und ganz viel Leere. Damit wollen die burgenländischen Feuerwehrmitglieder auf ihre Arbeit in der Gesellschaft aufmerksam machen und auf die Frage eingehen, ob sie systemrelevant sind, und damit früher gegen das Coronavirus geimpft werden sollten.

Feuerwehren starten Social Media Aktion gegen Impfplan
Bezirksfeuerwehrkommando Eisenstadt-Umgebung
„Was passiert, wenn die Feuerwehr nicht kommt?“ – die Feuerwehren wollen sich auf Social Media Gehör verschaffen

Kritische Infrastruktur

Per Definition hat eine kritische Infrastruktur Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen, der Gesundheit, der Sicherheit und des wirtschaftlichen oder sozialen Wohlergehens der Bevölkerung. Deren Störung oder Zerstörung hätte erhebliche Auswirkungen, da ihre Funktionen nicht aufrechterhalten werden könnten.

In der ersten Version des Bundesimpfplans zählten die ehrenamtlichen Helfer auch noch zur „kritischen Infrastruktur“, hätten also früher geimpft werden sollen. In der neuen Version von Anfang Februar kommt die Feuerwehr so aber nicht mehr vor.

Ist Leben retten „systemrelevant“?

„In ihrer Freizeit begeben sich die Feuerwehrmitglieder immer wieder in gefährliche Situationen, um anderen Menschen in Notlagen zu helfen. Das natürlich auch ohne finanziellen Lohn. Der Lohn der Feuerwehrmitglieder ist der Dank der Mitmenschen, den sie auch immer wieder zu hören und auch zu spüren bekommen. Was ist der Dank der Bundespolitik? Wo ist sie auf einmal, die Systemrelevanz? Ohne jegliche Erklärung die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren still und heimlich einfach aus der Impfstrategie streichen“, so ein Ausschnitt aus den Facebook-Postings.

Mehr als 17.000 freiwillige Feuerwehrmitglieder rücken im Burgenland zu durchschnittlich 18 Einsätzen pro Tag aus, 6.500 pro Jahr – und das ehrenamtlich: von Verkehrsunfällen, über Brände bis zur Tierrettung. „Ich finde es enttäuschend, wie mit uns seitens der Bundespolitik umgegangen wird. Bei Einsätzen gibt es immer ein Risiko und das versuchen wir mit Schutzmaßnahmen zu minimieren. Mit einer Schutzimpfung kann man auch das Risiko einer Ansteckung und eines Ausfalls – im schlimmsten Fall einer ganzen Feuerwehr – minimieren. Nur das können wir nicht, da uns keine prioritäre Impfung zugesprochen wird, so wie das bei der Polizei, dem Bundesheer und der Justizwache passiert“, sagt der Pressesprecher des Bezirksfeuerwehrkommandos Eisenstadt-Umgebung, Günter Prünner.

Köstinger: Vorrang für Risikogruppen

Die für Ehrenamt zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) war nach Entflammen erster Kritik um Beruhigung bemüht: Die Feuerwehren seien „wesentliche Bestandteile unserer Blaulicht- und Einsatzorganisationen und unverzichtbare Stützen unserer Gesellschaft“. Es sei „eine Selbstverständlichkeit, dass Angehörige der Feuerwehr, die bei Test- oder Impfstraßen im Einsatz sind, im Rahmen der Priorisierung – so wie das Gesundheitspersonal – bereits vorzeitig geimpft werden“, sagte Köstinger.„Absoluten Vorrang haben allerdings jetzt ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, die besonders schutzbedürftig sind, weil bei ihnen in vielen Fällen Ansteckungen zum Tod führen können“, so die Ministerin weiter. Das Gesundheitsministerium teilte mit, aufgrund der Impfstoffknappheit sei die hohe Zahl an zu impfenden Personen gegenüber jenen, die ein medizinisches Risiko für einen schweren Verlauf haben, nicht zu rechtfertigen.

Für Prünner reicht diese Erklärung nicht: „Diese Aussage reicht mir nicht aus. Dass die Feuerwehrmitglieder, die in Test- und Impfstraßen mithelfen, geimpft werden, ist ja wohl das Mindeste. Das ist nicht das Problem. Ich sehe das Problem darin, dass sich die Feuerwehrmitglieder bei ‚normalen‘ Einsätzen nicht aussuchen können, wo sie eingesetzt werden und mit welchen Menschen sie in Kontakt kommen. Sie bringen sich in zusätzliche Gefahr, und das freiwillig und ehrenamtlich – rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Das müsste der Politik eine Schutzimpfung wert sein.“

Unverständnis bei SPÖ und FPÖ

Vom Land hieß es dazu, man sei an den Impfplan des Bundes gebunden, habe aber großes Verständnis für die Feuerwehren. Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) trete für eine Berücksichtigung ein: „Es ist bedauerlich, dass der Bund die Feuerwehren nicht stärker berücksichtigt hat. Wir treten nach wie vor für die Forderungen der Feuerwehren ein und unterstützen selbstverständlich die Forderungen der burgenländischen und österreichischen Feuerwehren.“ Der Landesrat werde bei den kommenden Online-Besprechungen mit dem Gesundheitsministerium auf die Forderungen der Feuerwehren aufmerksam machen, hieß es dazu am Montag.

FPÖ-Klubobmann und Ex-Feuerwehrreferent Johann Tschürtz (FPÖ) schrieb in einer Aussendung: „Für mich ist unverständlich, wie die Gruppe der ‚kritischen Infrastruktur‘ trotz Empfehlung von Experten aus dem Impfplan gestrichen werden kann. Ich fordere daher den zuständigen Landesrat auf, schnellstmöglich einen Impfplan auszuarbeiten, in dem die komplette kritische Infrastruktur berücksichtigt wird."