Claudia Schörner, Iris Haidvogel, Robert Jonischkeit
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Religion

Evangelische Kirche: Wer folgt Manfred Koch?

Der Superintendent der evangelischen Kirche A.B. im Burgenland, Manfred Koch, tritt in den Ruhestand. Am 6. März wird deshalb ein neuer Superintendent oder eine Superintendentin gewählt. Denn es gibt einen Kandidaten und zwei Kandidatinnen.

Nominiert als Superintendentin ist die Pfarrerin von Gols (Bezirk Neusiedl am See), Iris Haidvogel. Sie wurde 1982 geboren, stammt aus Graz und ist seit zehn Jahren in Gols tätig. Sie hat evangelische Theologie in Wien und Glasgow studiert. Haidvogel ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn. Ihre Nominierung bezeichnet sie als große Ehre und sie spricht von einem großen Vertrauen, das ihr damit entgegengebracht werde. Sie habe mit vielen Menschen über diese Nominierung gesprochen, erzählt sie im Interview mit dem ORF Burgenland.

Iris Haidvogel
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Iris Haidvogel

„Geht gar nicht, dass es da keine Frau gibt“

„Ausschlaggebend war im letzten Moment meine Tochter. Der habe ich erzählt, dass es derzeit nur Superintendenten gibt. Darauf hat sie gemeint: ‚Mama, das geht gar nicht, dass es da keine Frau gibt. Jetzt ist doch erst Kamala Harris als erste Vizepräsidentin der USA angelobt worden. Es ist wichtig, dass es da auch Frauen gibt‘. Da habe ich mir gedacht: Ja, wenn die Elfjährige das so sieht. Das war so ein Moment, wo ich mir gedacht habe: Ja, warum nicht?“, so Haidvogel.

„Lebendiges evangelisches Leben reizt mich besonders“

Der männliche Bewerber für die Nachfolge von Manfred Koch ist der Pfarrer von Kufstein, Robert Jonischkeit. Er wurde 1973 in Innsbruck geboren und stammt mütterlicherseits aus Oberschützen (Bezirk Oberwart). Jonischkeit ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Nach dem Theologiestudium war er in Kolumbien, Wels, Fresach und Saalfelden als Pfarrer tätig. Nun will er Superintendent im Burgenland werden.

Robert Jonischkeit
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Robert Jonischkeit

„Der eigentliche Grund, warum es mich genau dorthin zieht, ist, dass es ein Bundesland ist, das aufgrund seiner Geschichte und Tradition ein sehr buntes, lebendiges und reichhaltiges evangelisches Leben hat. Anders als ich das von Tirol kenne, wo die Geschichte natürlich anders verlaufen ist. Und in einem solchen Umfeld – mit lebendigen Gemeinden, vielen Ehrenamtlichen, sehr engagierten Leuten – Ziele und Ideen umzusetzen – das ist etwas, das mich besonders reizt“, so Jonischkeit.

„Das ist das Richtige – weiter so“

Die zweite Frau, die nominiert wurde, ist Claudia Schörner. Sie wurde 1968 in Wiener Neustadt geboren. Schörner war bis 2014 als Juristin tätig und schloss ihr Theologiestudium vor fünf Jahren ab. Nach Stationen in Mödling und Wien-Simmering ist sie Pfarrerin in Rust. Schörner ist verheiratet und Mutter eines Sohnes.

Claudia Schörner
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Claudia Schörner

"Ich habe einen Mann und einen Sohn und im Wesentlichen sehen mir die einfach an, wenn ich Freude habe an meinem Beruf, an dem, was ich tue. Das ist der Grund, warum sie mich unterstützen. Sie sagen: ‚Das ist das Richtige, das tut dir gut. Du blühst auf, mach weiter so‘.

Zweidrittelmehrheit bei Wahl notwendig

Gewählt werden die Kandidatinnen und Kandidaten von der Superintendentialversammlung. Das ist ein Gremium bestehend aus Pfarrern und Kuratoren der 29 burgenländischen Pfarrgemeinden. Für die Wahl zum Superintendenten ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Schafft kein Kandidat diese Mehrheit, ist ein weiterer Wahlgang erforderlich. Der oder die neue Superintendentin wird für eine Amtszeit von zwölf Jahren gewählt, wobei eine Wiederwahl möglich ist. Die Wahlversammlung soll, sofern es die gesetzlichen Bestimmungen in der Pandemiesituation zulassen, am 6. März im Wimmer-Gymnasium in Oberschützen stattfinden. Ein umfangreiches Vorsichts- und Sicherheitskonzept sei ausgearbeitet worden.

Manfred Koch: „Intensive, spannende Jahre“

Notwendig wird die Wahl, da der seit 2003 amtierende Superintendent Manfred Koch Ende August dieses Jahres in den Ruhestand tritt. Seine Amtszeit sei eine „intensive, spannende“ Zeit gewesen, über die Jahre habe sich viel verändert, sowohl was das Lebensgefühl der Menschen als auch was die Arbeit in den Pfarrgemeinden betrifft, erklärte Koch zuletzt in einem Interview mit der Austria Presse Agentur.

Manfred Koch
APA/ROBERT JAEGER
Der scheidende Superintendent Manfred Koch

In den Ruhestand tritt er mit einem „gemischten Gefühl, weil manche Arbeiten würde ich noch gerne weiterführen, wie die regionale Zusammenarbeit in den Gemeinden. Auf der anderen Seite freue ich mich, denn ich habe privat einiges, was ich machen möchte.“ Vertretungen bei Gottesdiensten oder Amtshandlungen darf Koch auch weiter ausüben: „Aber die administrative Arbeit wird in jüngere Hände gelegt.“ Im Burgenland gibt es rund 32.000 evangelische Christen.