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Wirtschaft

U-Ausschuss: Aufsichtsrat „ahnungslos“

Im U-Ausschuss zur Commerzialbank Mattersburg wurde am Donnerstag der letzte Sitzungstag im Jänner absolviert – mit etlichen Befragungen: Dabei präsentierte sich der ehemalige Aufsichtsrats-Chef weitgehend ahnungslos und meinte, Bankchef Martin Pucher hatte das Sagen – der Aufsichtsrat habe „alles für gut befunden“.

Am 14. Sitzungstag des Commerzialbank Untersuchungsausschusses war bei der SPÖ ab jetzt Abgeordneter und Rechtsanwalt Christian Dax dabei. Erste Auskunftsperson war Josef Giefing, Ex-Aufsichtsrats-Chef der Commerzialbank und ehemaliger ÖVP-Bürgermeister aus Krensdorf (Bezirk Mattersburg). Über die Zusammensetzung des Banken-Aufsichtsrates sagte er: „Wir waren Dorfleute und hatten keine spezielle Ausbildung im Bankenbereich“.

Als Aufsichtsratschef der Bank bekam Giefing 3.000 Euro brutto monatlich. Er erklärte: Die Wirtschaftsprüfer der TPA waren mit der Bank sehr zufrieden und „Wir hatten keinen Grund, das nicht zu glauben“.

Josef Giefing (rechts), Ex-Aufsichtsrats-Chef der Commerzialbank und ehemaliger  ÖVP Bürgermeister aus Krensdorf
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Josef Giefing (rechts), Ex-Aufsichtsrats-Chef der Commerzialbank und ehemaliger ÖVP-Bürgermeister aus Krensdorf

Gemeinde Hirm verlor viel Geld

Der Amtmann von Hirm erzählte im Ausschuss, dass Hirm – Heimatort von Ex-Bankchef Pucher – durch ein Konto bei der Commerzialbank viel Geld verlor. Dazu kam ein Verlust durch eine gemeinsame Bauland-Erschließungsgesellschaft mit der Bank. Hirm wollte leistbaren Wohnraum schaffen. „Die Gemeinde Hirm hat 350.000 Euro verloren und seitens der Bauland-Erschließungs GmbH, wo die Gemeinde Hirm mit 51 Prozent Eigentümer ist, sind es 520.000 Euro“, so der Amtmann von Hirm Alfred Wiesinger.

Dann war neuerlich Sponsoring für den ASV Draßburg als Thema im Ausschuss. Die Commerzialbank war mit 60.000 Euro der größte Sponsor des Fußballvereines, sagte der Vereinsobmann im Ausschuss.

Alfred Wiesinger,  Amtmann von Hirm
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Der Amtmann von Hirm Alfred Wiesinger

Ex-SVM-Vize Woschitz von Pucher „enttäuscht“

Der frühere SVM-Vizepräsident Richard Woschitz zeigte sich am Donnerstag im Commerzialbank-U-Ausschuss von Martin Pucher „enttäuscht“. Dass das geplante Impulszentrum in Mattersburg nicht umgesetzt werden sollte, das sei „fast ein Schock“ gewesen, erklärte er den Abgeordneten. Woschitz ist Gründer und Gesellschafter der Woschitz Group. Mit der Commerzialbank verbanden ihn zwei Projekte, die neue Bankfiliale in Zemendorf und das geplante Impulszentrum.

Woschitz gab an, am Nachmittag des 14. Juli von Puchers Tochter angerufen worden zu sein: „Sie hat gesagt: ’Wir werden das Projekt (Impulszentrum, Anm.) nicht machen“. Das Gespräch sei kurz gewesen, sie habe weiters erklärt, dass es „Probleme in der Bank“ gebe. Gleich danach habe er seine Mitarbeiter darüber informiert, dass das Projekt gestoppt werde. Dass die Bank geschlossen werde, habe er in diesem Gespräch nicht erfahren und darüber auch keine Information weiter gegeben. Von der Bankschließung erfuhr Woschitz am 15. Juli aus den Medien. Über seinen Rücktritt als Vizepräsident des SVM habe er Pucher dann per E-Mail in Kenntnis gesetzt.

Julius Marhold
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Als letzte Auskunftsperson wurde Ex-Raiffeisen Landesbankchef Julius Marhold befragt

Marhold letzte Auskunfsperson

Als letzte Auskunftsperson wurde Ex-Raiffeisen Landesbankchef Julius Marhold befragt. Martin Pucher trennte sich im Streit von Raiffeisen und gründete 1995 die Commerzialbank. Deren Geschichte endete im Juli 2020 mit einem Drama.

Marhold sagte, dass die Raiffeisenbank Schattendorf – der Vorgänger der Commerzialbank Mattersburg – 1994 aus dem Raiffeisenverband ausgeschlossen wurde – wegen zu riskanter Kredite. Schon damals habe Bankdirektor Martin Pucher „in einer anderen Bankenwelt gelebt“, so Marhold. Er hätte der von Martin Pucher gegründeten Bank nur ein paar Jahre gegeben. „Er hat zwei starke Interessen gehabt: Er wollte sich im Geschäft nicht dreinreden lassen, weil er der Beste war und er wollte entsprechende Mittel haben für seinen Fußballverein. Das waren seine Beweggründe.“ „Bei uns wäre er kein Jahr mehr Geschäftsleiter gewesen“, es war daher eine berufliche Überlebensfrage und Pucher sei schon damals sehr engagiert im Fußball gewesen. Die Revision prüfte auch Werbeausgaben und die der Raiffeisenbank Schattendorf seien „über dem Durchschnitt anderer Raiffeisenbanken“ gelegen – „um das vorsichtig auszudrücken“, meinte Marhold.

Pucher vernehmungsfähig

Der ehemalige Chef der Commerzialbank Martin Pucher ist laut einem Gutachten in der Lage, einer Ladung vor dem Commerzialbank-Untersuchungsausschuss Folge zu leisten – mehr dazu in Gutachten: Ex-Bankchef Pucher vernehmungsfähig. Das teilte die Ausschussvorsitzende, Landtagspräsidentin Verena Dunst (SPÖ), nach Abschluss der Sitzung am Donnerstagabend in einer Aussendung mit.

Der Untersuchungsausschuss tagt wieder am 3. Februar.