Commerzialbank
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Der Skandal des Jahres

Die Commerzialbank Mattersburg hat vergangenen Sommer unrühmliche Bekanntheit erlangt: In der Nacht von 14. auf den 15. Juli wird die Bank von der Finanzmarktaufsicht geschlossen, weil die Bilanz jahrelang manipuliert wurde. Der Skandal rund um die Bank ist einer der größten den Österreich bisher erlebt hat.

Am Morgen des 15. Juli ging bei der Commerzialbank Mattersburg nichts mehr: Die Türen der Bank blieben zu, die Bankomatkarten der Kunden waren gesperrt. Die Causa Commerzialbank war Thema Nummer eins in der Stadt, im Bezirk und im ganzen Burgenland- mehr dazu in FMA sperrt Commerzialbank: Pucher zurückgetreten und in Nach Skandal: Bankkunden stehen Schlange.

Warteschlange vor der Commerzialbank
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Die Kunden standen vor verschlossenen Türen

Das „System Martin Pucher“

Jahrelang wurden die Bilanzen der Bank manipuliert. Die Commerzialbank war ein Luftschloss, das auf einem Fundament aus faulen Krediten und gefälschten Einlagen stand. Jederzeit hätte es zusammenbrechen können. Doch das „System Martin Pucher“ funktionierte. Der Bankdirektor und seine Helfer – unter anderem Co-Bankvorständin Franziska Klikovits – hatten über viele Jahre alle getäuscht – mehr dazu in Commerzialbank: Der Fall Martin Pucher.

Pucher und Ex-Vorständin Klikovits
BVZ/Bettina Eder
Ex-Bankchef Martin Pucher und Ex-Co-Vorständin Franziska Klikovits

Erste Hinweise schon vor Jahren

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) forderte am 20. Juli rasche Aufklärung. „Das ist eine Riesensauerei was da passiert ist. Das ist ein Verbrechen und die Verantwortlichen gehören ganz einfach zur Rechenschaft gezogen“, sagte Doskozil damals – mehr dazu in Doskozil kritisiert Staatsanwaltschaft scharf.

2015 und 2020 gab es Anzeigen von Whistleblowern. Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt stellte die Ermittlungen mangels Anfangsverdachtes ein – mehr dazu in Konkrete Hinweise schon 2015. Am 15. Juli nahm die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft die aktuellen Ermittlungen auf und ermittelt derzeit gegen 15 Beschuldigte, mit Ex-Bank-Chef Martin Pucher an der Spitze. Sein Anwalt, Norbert Wess, sagte am 13. August über Pucher: „Letzendlich war es ihm sicherlich auch wichtig wertgeschätzt zu werden und die Wertschätzung war wahrscheinlich ursächlich für die gesamte Situation“ – mehr dazu in Commerzialbank: Puchers Anwalt spricht.

Kunden stehen bei der Einlagensicherung Schlange
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Die Einlagensicherung richtete eine Servicestelle für die Geschädigten ein, der Andrang war enorm

Bangen um Erspartes

Nach der Bankenschließung bangten tausende Kunden um ihr Geld. Die Einlagensicherung zahlte schließlich insgesamt 462 Millionen Euro zurück. Am 28. Juli ging die Bank in Konkurs – 469 Gläubiger fordern in Summe 813 Millionen Euro – mehr dazu in Konkursverfahren beim Landesgericht Eisenstadt eröffnet. Derzeit wird die Einrichtung der Bankfilialen versteigert – Commerzialbank: Inventar wird versteigert.