Noch bevor das Coronavirus Österreich erreicht hat, schädigte es schon die Wirtschaft. Firmen mit Geschäftsbeziehungen nach China bemerkten schon zu Jahresbeginn Lieferengpässe – mehr dazu in Lieferengpässe bei Medikamenten und Coronavirus: Unsicherheit bei Unternehmen. Die Meldungen über eine mögliche Pandemie verunsicherten sowohl die Bevölkerung, als auch die Unternehmer. In den Supermärkten kam es zu ersten Hamstereinkäufen. Wolf Nudeln in Güssing produzierte mehrere Wochen lang rund um die Uhr – Nudelproduzent kritisiert Hamsterkäufe und Versorgung gesichert – Ruhe bewahren.
Im März wurde die Wirtschaft schrittweise mit wenigen Ausnahmen runtergefahren. Anfangs war das Verständnis dafür noch groß: „Weil es uns ganz wichtig ist, dass diejenigen auch geschützt werden, die einen der härtesten Jobs überhaupt haben, nämlich auf einer Baustelle zu arbeiten“, sagte damals Alfred Kollar, Geschäftsführer und Obmann der OSG.
Gastronomie, etc.: Einzelne Branchen massiv getroffen
Industrie und Gewerbe blieben offen, verzeichneten aber zum Teil dramatische Umsatzeinbußen. Der Bund schnürte ein 38 Milliarden Euro-Hilfsprogramm, mit dem Ziel, Pleitewellen und Massenarbeitslosigkeit unbedingt zuverhindern. Das Land ergänzte das Programm durch Haftungsübernahmen und Kleinkredite – mehr dazu in Land schnürt Hilfspaket für Wirtschaft.
AMS-Landesgeschäftsführerin Helene Sengstbratl über das Jahr 2020
Besonders hart traf es die Gastronomie. Die Gäste blieben aus, zum Teil noch bevor die Betriebe geschlossen wurden – mehr dazu in CoV: Gastronomie spürt Auswirkungen. Der Tourismus brach im Frühjahr fast zur Gänze zusammen, Thermen und Hotels blieben leer. Fernreisen und Städtetourismus fanden bis heute nicht mehr statt. Alternativen waren gefragt, davon profitierte das Burgenland. „Ich hoffe, dass viele Mitbürger jetzt erkennen, dass es gar nicht notwendig ist, weit zu reisen“, sagte damals Klaus Hoffmann, Geschäftsführer der St. Martins Therme und Lodge – mehr dazu in Hoteliers nach CoV optimistisch.
Bonusticket hilft dem Tourismus
Tatsächlich verzeichneten die heimischen Tourismusbetriebe in den Sommermonaten eine sehr gute Auslastung. Als hilfreich erwies sich die Bonusticketaktion des Landes, ein finanzieller Anreiz für die Gäste – mehr dazu in 1.600 Bonustickets eingelöst und Tourismus-Bonusticket wird verlängert. Im Herbst musste die Wirtschaft ein weiteres Mal hinuntergefahren werden. Trotz der staatlichen Hilfsprogramme steigt die Zahl der Arbeitslosen stark: Von 7.397 Anfang Dezember des Vorjahres auf 9.994 heuer. Das entspricht einem Plus von 26 Prozent – mehr dazu in Arbeitslosigkeit im Burgenland steigt weiter.
Die hohe Arbeitslosigkeit wird uns wohl noch länger erhalten bleiben. Damit sie sinkt, braucht es ein starkes und andauerndes Wirtschaftswachstum und danach sieht es derzeit nicht aus. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut ist die Wirtschaftsleistung heuer um 7,5 Prozent eingebrochen. Für 2021 wird ein Wachstum von höchstens 4,5 Prozent prognostiziert. Kommt es zu einem weiteren Lockdown, sind es nur 2,5 Prozent. Die Arbeitslosenrate wird vom WIFO auf 9,3 Prozent geschätzt. Die Leiterin des AMS Burgenland, Helene Sengstbratl, bezeichnet die aktuelle Situation als die „ärgste“ Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.
Firmenpleite zum Jahresbeginn
Begonnen hat das Jahr 2020 mit der Pleite eines Traditionsbetriebs: Güssinger Mineralwasser ging in Konkurs, sämtliche Rettungsversuche scheiterten. Die Maschinen und das gesamte Inventar wurden versteigert – mehr dazu in Sanierung von Güssinger gescheitert und Güssinger kommt unter den Hammer.
Gerettet wurde hingegen das zahlungsunfähige Pharmazieunternehmen Sanochemia in Neufeld. Das Land sprang als Investor ein, wendete den Konkurs ab und sicherte dadurch 130 Arbeitsplätze – Sanochemia: Hoffen auf Rettung, Land übernimmt Sanochemia und Neue Zukunftsaussichten für Sanochemia.
Das stillgelegte Enercon-Werk in Zurndorf wurde von einem privaten Investor übernommen. Der Baustofferzeuger Leier aus Horitschon investiert 30 Millionen Euro in die riesige Halle und schaffte 80 neue Arbeitsplätze – mehr dazu in Leier kauft Enercon-Werk in Zurndorf. Einen deutschen Eigentümer bekam Mars in Breitenbrunn: „Ritter Sport“ will hier ab dem nächsten Jahr mit 70 Mitarbeitern Schokolade und Rollwaffeln erzeugen – mehr dazu in Breitenbrunn: Mars verkauft Fabrik an Ritter und Mars Breitenbrunn: Gespräche zwischen Land und Ritter.
Öffentliche Hand investiert in Infrastruktur
Die öffentliche Hand investierte auch in die Infrastruktur. Die Energie Burgenland erweiterte den Windpark Nickelsdorf und startet damit die dritte große Ausbauphase. Die Devise: Ältere Windräder werden durch leistungsstärkere Anlagen ersetzt – mehr dazu in Energie Burgenland: Ausbauoffensive startet und Energie Burgenland: Jahresüberschuss gestiegen. Im Südburgenland begann das letzte Kapitel beim Bau der Schnellstraße S7 zwischen der Südautobahn und Heiligenkreuz – und zwar neun Jahre, nachdem diese Straße hätte fertig sein sollen – S7: Startschuss für Abschnitt Ost.
Die Energie Burgenland startet mit zwei neuen Vorständen in das neue Jahr: Stephan Sharma und Reinhold Czerny folgen auf Michael Gerbavits und Alois Ecker – mehr dazu in Sharma und Czerny Energie-Burgenland-Vorstände. Gerbavsits wechselt in den Vorstand der Wirtschaft Burgenland (WiBuG) – mehr dazu in Wirtschaftsagentur: Gerbavsits wird Co-Geschäftsführer