144 der insgesamt 147 Delegierten gaben ihre Stimme ab. Auf Petschnig entfielen 75 Stimmen, Molnar erhielt 69 Stimmen. Petschnig nahm die Wahl zum Landesparteiobmann an. „Es beginnt heute für uns alle ein sehr schwerer Weg“, sagte er. Es gelte, über viele Verletzungen und über viele Gräben hinwegzusehen. Das sei die gemeinsame Aufgabe. „Es ist ein knappes Ergebnis, das zeigt, dass jede Menge Arbeit vor uns liegt“, so Petschnig. Er möchte Ruhe nach Innen bringen, nicht nach Außen, denn da solle die Partei wieder „in die Gänge kommen“. „Meine Tür ist immer offen, meine Hand ist immer ausgestreckt für alle, die konstruktiv arbeiten wollen“, betonte der frisch gekürte Parteiobmann. Neuer FPÖ-Landesparteiobmannstellvertreter ist Thomas Karacsony aus Rechnitz.
Der neue FPÖ-Landesparteichef Petschnig war am Samstagabend in „Burgenland heute“ mit Martin Ganster zu Gast. Er bezeichnete die letzten Tage vor der Kampfabstimmung als Wahlkampf, daher auch der oft rüde Ton. Petschnig möchte jetzt für Versöhnung sorgen. Der Alltag der nächsten Wochen werde sein, sich auszusprechen, so der neue FPÖ-Landesparteiobmann. Die FPÖ sei Oppositionspartei, die Rolle sei klar und das sei auch die Rolle in den nächsten Jahren, so Petschnig.
FPÖ-Landesparteiobmann Petschnig im Gespräch
Der neue FPÖ-Landesparteiobmann Alexander Petschnig im „Burgenland heute“-Interview.
Molnar enttäuscht
Molnar zeigte sich in einer ersten Stellungnahme enttäuscht. „Es war ein sehr knappes Ergebnis, aber was mich ein wenig fassungslos zurücklässt ist, ist der Dreck mit dem heute geworfen wurde. Mir ist immerhin unterstellt worden, ich stünde im Sold der SPÖ. Ob das die Methoden sind, die uns weiterbringen, wage ich zu bezweifeln“, so Molnar. Er sehe keinen Grund für persönliche Konsequenzen. „Es war eine Kampfabstimmung. Es ist heute, sag ich mal so, dem System gelungen mit Mitarbeitern, die stimmberechtigt waren – mit Abgeordneten – das war abgekartet, diese Mehrheit knapp zu erringen“, so Molnar.
„Schiff der FPÖ sei träge geworden“
Der außerordentliche Parteitag im KUZ-Güssing begann um 18.00 Uhr. Bevor sich der geschäftsführende Landesparteiobmann Petschnig und Molnar der Kampfabstimmung zum neuen Parteichef stellten, musste sich die Parteispitze einiges an Kritik von der Basis und der mittleren Funktionärsebene anhören. In den Wortmeldungen der Delegierten war von Giftküche, Lügen, Arbeitsverweigerung, Drohbriefen und Telefon-Terror im Vorfeld des Parteitags die Rede. Das Schiff der FPÖ sei träge geworden, meinte etwa Landesparteisekretär Christian Ries im Rückblick auf frühere Erfolge, die man erreicht habe. Nun gehe es darum, das Schiff wieder flott zu machen. „Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel anders setzen und das tun wir heute.“ Ries plädierte für eine Wahl Molnars.
In der FPÖ sei es Mode geworden, alte und verdiente Funktionäre in ein Eck zu stellen, kritisierte ein Delegierter: „Diese Leute sind gelaufen, zu einer Zeit, wo sie nicht anwesend waren“, gab er den Zuhörerinnen und Zuhörern mit. Von den „Jungen“ werde keine Basisarbeit mehr geleistet. Aber „zum Intrigieren“ seien sie da. Molnar sei „ein sehr guter Offizier“, aber „keine Führungspersönlichkeit“, ihm fehle die soziale Kompetenz. Die Rolle des Kapitäns könne für ihn nur Petschnig wahrnehmen. Die meisten Redner schlossen jedoch mit versöhnlichen Worten und Appellen zur Zusammenarbeit. Vor der Kampfabstimmung hatten beide Kandidaten die Gelegenheit, ohne Zeitbeschränkung zu den Delegierten zu sprechen. Nach mehr als zwei Stunden kam es dann zu der erwarteten Kampfabstimmung. Nach geheimer Wahl wurde das Ergebnis verkündet.
147 Delegierte
147 anwesende Delegierte nahmen am Parteitag teil. Damit war das zur Obmannwahl notwendige Quorum bei weitem erreicht. Für die Veranstaltung musste die FPÖ ein Covid-Konzept vorlegen. Dieses sah unter anderem für jeden Delegierten einen zugewiesenen Sitzplatz und permanente Maskenpflicht vor, ausgenommen während des Aufenthalts am Rednerpult.
Notwendig wurde der außerordentliche Landesparteitag, weil der bisherige FPÖ-Parteiobmann Norbert Hofer seine Funktion als Landesparteichef Mitte Oktober überraschend nach nur siebenmonatiger Amtszeit an seinen Stellvertreter Petschnig übergeben hat. Bundesparteiobmann Hofer konnte nicht teilnehmen, da er sich, nachdem er an Covid-19 erkrankt war, in Quarantäne befand.
„Ich gratuliere Alexander Petschnig zur Wahl. Die Parteibasis hat entschieden – jetzt muss die volle Konzentration auf die inhaltliche Arbeit im Land gelegt werden“, so der FPÖ-Bundesparteiobmann Hofer in einer Aussendung Samstagfrüh.
Haidinger wird nicht ausgeschlossen
Der ehemalige FPÖ-Landtagsabgeordnete Manfred Haidinger wird nicht aus der Partei ausgeschlossen. Die Entscheidung fiel am Freitagnachmittag in der zehnköpfigen Landespartei-Vorstandssitzung in Güssing. Den Antrag dazu stellte noch Norbert Hofer vor seinem Rückzug als Landesparteiobmann. Hofer warf Haidinger parteischädigendes Verhalten vor. In einer ersten Reaktion zeigte sich Haidinger erfreut über die Entscheidung des Landesparteivorstandes.
„Ich bin jetzt wirklich erleichtert, nachdem ich hineingerufen wurde und mir der Landesparteivorstand mitgeteilt hat, dass ich wieder vollwertiges Mitglied der FPÖ und auch des Landesparteivorstandes bin. Das erleichtert mich und freut mich auch, weil ich jetzt auch die Unterstützung des Geza Molnar beim Landesparteitag hinsichtlich seiner Kandidatur voll und ganz zum Ausdruck bringen kann“, so Haidinger.