Schon früh wurde das Interesse von Fritz Radlspäck am Nationalsozialismus geweckt: Die Spurensuche begann mit der Auseinandersetzung der eigenen Familien- und Ortsgeschichte. Gerade in seiner Heimatgemeinde gab es viele Opfer: Juden, Roma, Euthanasie-Opfer, Widerstandskämpfer, politisch Verfolgte und Deserteure. Die jahrelangen Recherchen und das Sammeln von Quellen mündeten letztlich in einem Buch.
Elf Romafamilien wurden deportiert
Vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten lebten elf Roma-Familien in Gols. Sie alle wurden deportiert und in verschiedene Konzentrationslager verschleppt – keine von ihnen kehrte nach dem Krieg nach Gols zurück.
Ein Schicksal ist dem Autor besonders in Erinnerung geblieben: Die Geschichte des Golser Roms Michael Stojka, die stellvertretend für so viele in jener Zeit steht. „Kurz nachdem ein Konzentrationslager geräumt werden musste, weil die Alliierten bereits im Anrücken waren, sind sie noch einmal mit einem Zug deportiert worden. Es hat den Anschein, dass dieser Herr Stojka dann auch ein Opfer wurde, vom sogenannten Massaker von Gardelegen. Da wurden Roma in eine Scheune gesperrt und bei lebendigem Leib von der SS, der Hitlerjugend und der Schutzstaffel verbrannt. Also das ist etwas, das mich ganz extrem mitgenommen hat“, so Radlspäck.
Interesse junger Menschen sehr groß
Wie in vielen Gemeinden lebten nach dem Krieg Opfer und Täter in einem Ort. Für den Autor war es auch in emotionaler Hinsicht eine Herausforderung, darüber zu schreiben und zu recherchieren. Die Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der Geschichte von Gols sieht er als wichtigen Beitrag, um nicht zu vergessen und auch Brücken zu schlagen. „Ich kenne sowohl aus den Opfergruppen, als auch aus den Tätergruppen Nachkommen. Vor allem junge Leute, die im Gegensatz zu ihren Vorfahren – welche am liebsten eine Decke über das Ganze breiten würden und das gilt für Opfer- und Tätergruppen – alles wissen wollen.“