Commerzialbank, Commerzialbank-Filiale in Mattersburg
ORF/Spieß
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Commerzialbank

Überschuldung beträgt 705 Millionen Euro

Im Insolvenzverfahren der Commerzialbank Mattersburg haben 373 Gläubiger Forderungen von knapp 812 Millionen Euro angemeldet, berichtete am Donnerstag der Masseverwalter. Nach derzeitigem Stand betrage die Überschuldung – nach Bereinigung um Malversationen – 705 Millionen Euro.

Aktiva von 163,4 Millionen Euro stehen Schulden von 868,9 Millionen Euro gegenüber. Dies berichteten die Masseverwalter Gerwald Holper und Michael Lentsch am Donnerstag bei der zweiten Gläubigerausschusssitzung am Landesgericht Eisenstadt. Der größte Teil der Forderungen entfällt mit 488 Millionen Euro auf die Einlagensicherung.

57 Millionen Euro für den SVM

Rund 20 Millionen Euro echten Verlust pro Jahr habe die Commerzialbank aus dem laufenden Geschäft erzielt. Zusätzlich seien seit 2010 insgesamt 156 Millionen Euro bar oder mit Scheck ohne Rechtsgrundlage gleichsam „aus der Bank getragen“, worden so die Masseverwalter. Etwa 57 Millionen Euro davon konnte man bereits zuordnen: Sie seien auf verschiedene Weise an den SV Mattersburg geflossen – zur Bedienung fiktiver Kredite oder zur Aufbesserung des Gastronomiebetriebs des SV Mattersburg. Von 99 Millionen Euro fehle noch jede Spur.

Schwierige Suche

Die Suche nach dem verlorenen Geld gestalte sich extrem aufwändig und schwierig, weil ein Großteil der Kreditakte als Handakte geführt worden sei, vor allem jene, die für die mutmaßlichen Malversationen genutzt wurden, erklärten die Masseverwalter. Für das Jahr 2020 sei etwa eine Summe von 177,7 Millionen für nicht existierende Kredite geführt worden. Mit 85,5 Millionen Euro seien Termineinlagen mit 1,6 Millionen Euro Spareinlagen zu niedrig eingebucht worden. Nicht existente Einlagen bei anderen Banken seien mit 424,4 Millionen Euro als Vermögen geführt worden. In Summe mache das 689,2 Millionen Euro an nicht existentem Vermögen aus.

Kaum verwertbares Vermögen vorhanden

Für die 373 Gläubiger, die im Insolvenzverfahren ihre Forderungen angemeldet haben, sei nach derzeitigem Stand kaum verwertbares Vermögen vorhanden, sagten Holper und Lentsch. Das liege jedoch nicht nur an den mutmaßlichen Malversationen, sondern auch am Kreditgeschäft. Fast 40 Prozent aller Geschäftskredite und damit 56 Mio. der insgesamt 141 Millionen Euro, die vergeben wurden, seien notleidende Kredite, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einbringlich seien. Der Anteil dieser „Non-Performing Loans“ betrage damit mehr als das Zehnfache des Durchschnitts aller europäischen Banken.

Klage gegen Wirtschaftsprüfer eingebracht

Gegen den Abschlussprüfer, die TPA Wirtschaftsprüfung GmbH, haben die Masseverwalter bereits eine Schadenersatzklage über 20 Mio. Euro eingebracht. Nun werde auch eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich und eine Schadenersatzklage gegen das Land Burgenland geprüft. Konkret gehe es um mögliches Fehlverhalten in der Aufsicht seit 1. Jänner 2011. Seitdem sei durch betriebliche Verluste und anderweitige Abflüsse nach derzeitigem Stand ein Schaden von 303 Millionen Euro entstanden, so Holper und Lentsch.