Ausgrabungen bei Rechnitz
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Chronik

Ausgrabungen in Rechnitz gehen weiter

Die Suche nach den Opfern des NS-Massakers in Rechnitz am Palmsonntag des Jahres 1945 geht weiter. Drei Wochen lang untersucht ein Archäologenteam das Areal beim sogenannten Kreuzstadl. Die Suche ist äußerst aufwendig, vor allem weil das Gebiet so groß ist.

Die Suche konzentriert sich heuer auf Stellen, die zwischen dem Februar und dem August 1945 zugeschüttet wurden. Diese Bereiche wurden durch das Vergleichen von Luftaufnahmen aus der Zeit entdeckt. „Wir haben hier eine Unmenge an sowjetischer Infanteriemunition gefunden. Wir haben ein Magazin einer Maschinenpistole, einen Spaten zum Anlegen dieser Gräben, und – was besonders ist – ein Panzerabwehrrohr der deutschen Wehrmacht gefunden“, so der Archäologe Nikolaus Franz. Auf die sterblichen Überreste der jüdisch-ungarischen Opfer des Massakers von 1945 ist man aber noch nicht gestoßen.

Ausgrabungen bei Rechnitz
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Gefunden wurden bereits Unmengen sowjetischer Infanteriemunition

In der vergangenen Woche wurde bereits ein Feld neben einem Waldstück abgesucht. Hier hat man aufgrund von Erzählungen aus der Bevölkerung das sogenannte „Judengartl“ vermutet, ein abgezäuntes Gebiet, wo man die Toten verscharrt haben soll. Derzeit konzentriert sich die Suche auf eine dreieckförmige Linie, die man durch den Vergleich von Luftbildaufnahmen der US Air Force aus dem Februar bzw. aus dem August des Jahres 1945 entdeckt hat.

Schwierige Suche auf großem Gelände

„Eine ganz wichtige Unterscheidung zwischen den Objekten ist folgende: Welche Objekte waren im Februar 1945 in Arbeit, also noch offen? Die Gräben haben existiert. Und welche Objekte waren im August 1945 bereits seit längerer Zeit zugeschüttet? Diese zugeschütteten Objekte sind von besonderem Interesse, weil in diesen Objekten möglicherweise die Massakeropfer begraben wurden“, so Nikolaus Franz.

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Luftbildaufnahmen der US Air Force bilden die Grundlage der Ausgrabungen

Die Suche gleicht allerdings der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. „Man vergisst immer wieder, dass es sich hier um eine Fläche von im Kern 300.000 m² handelt, wo wirklich jedes archäologische Objekt ab einer bestimmten Größe dafür in Frage kommt, als Verscharrungsort der Massakeropfer gedient zu haben“, so Franz. Diesmal wird drei Wochen lang gegraben, die Finanzierung übernehmen das Bundesdenkmalamt und das Land.