Leonhard Schneemann, Helene Sengstbratl und Hans Peter Doskozil
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Wirtschaft

Land richtet Insolvenz-Arbeitsstiftung ein

Für Betroffene der Insolvenz der Commerzialbank Mattersburg sowie von anderen, Coronavirus-bedingten, Betriebsschließungen richtet das Land Burgenland eine Insolvenz-Arbeitsstiftung mit vorerst 100 Plätzen ein.

Die Kosten von 700.000 Euro teilen sich das Land Burgenland und das Arbeitsmarktservice (AMS), erläuterte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Mittwoch in Eisenstadt. Er betonte, dass die Stiftung nicht nur den Bereich Commerzialbank Mattersburg, sondern sämtliche Covid-bedingten Insolvenzen abdecken solle. Man wolle damit den Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen seien, eine Perspektive bieten.

Umschulung und Weiterbildung

Von der Insolvenz Betroffenen biete man Umschulungen sowie Aus-und Weiterbildung, sagte Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ). Teilnahmeberechtigt seien Menschen, die aus insolventen Firmen kommen und Menschen, die im Burgenland ihren Hauptwohnsitz haben. Das Modell solle nicht dazu dienen, in die Pension hinüberzugleiten, so Schneemann. Die zusätzliche Ausbildung werde auch finanziell abgegolten. Es werde ein Stiftungsarbeitslosengeld sowie zusätzlich ein Stipendium in Höhe von 60 Euro pro Monat geben. Die Verweildauer in der Stiftung sei offen, sie solle aber nicht länger als durchschnittlich 15 Monate betragen.

Die Teilnehmer der Stiftung sollen am Arbeitsmarkt wieder Fuß fassen können. Deshalb gebe es eine Berufsorientierung sowie in weiterer Folge eine Aus- beziehungsweise Weiterbildung. Diese könne auch bundesländerübergreifend passieren. Möglich sei etwa eine Lehrausbildung mit verkürzter Lehrzeit und der Eintritt in berufsbildende Schulen. Maturanten könnten auch Universitäten oder Fachhochschulen besuchen und ein Bachelorstudium beginnen, erläuterte Schneemann.

Schneemann rechnet mit Anstieg bei Arbeitslosen

Die Situation am Arbeitsmarkt sei auch im Burgenland durch die Coronavirus-Krise „nicht rosig“, stellte der Landesrat fest: Es werde sicher auch noch im Herbst höhere Arbeitslosenzahlen geben. Im Vergleich zum August des Vorjahres gebe es im Burgenland ungefähr 28 Prozent mehr Arbeitslose.

Betriebe bekämen derzeit noch Sozialversicherungsbeiträge und Steuern gestundet. „Wenn es ein Ende hat mit dieser Stundung, dann ist der Tag der Wahrheit. Und hier rechnen wir dann schon mit weiteren Insolvenzen“, stellte AMS-Landesgeschäftsführerin Helene Sengstbratl fest. Mit der Arbeitsstiftung sei man flexibel: Der Beirat müsse die Aufnahme eines weiteren Unternehmens in die Stiftung beschließen. Am nächsten Tag könnten die Betroffenen bereits in eine Berufsorientierung eintreten.

Die Arbeitsstiftung sei so angelegt, dass sie erweitert werden kann, so Doskozil. Man habe die Erfahrung, dass zwischen fünf und 20 Prozent der gekündigten Mitarbeiter in die Stiftung gehen und eine Berufsorientierung sowie danach eine Qualifizierung durchlaufen, berichtete Sengstbratl.

Arbeiterkammer begrüßt Pläne

Die Arbeiterkammer Burgenland sah in den Plänen für eine Arbeitsstiftung eine gute Entwicklung. „Die Arbeitsstiftung unterstützt arbeitslose Arbeitnehmer, die zu Opfern einerseits des Kriminalfalls Commerzialbank und andererseits der Covid-Krise geworden sind. Die Landesregierung steht damit für jene ein, die unverschuldet ihr Arbeitseinkommen verloren haben. Angesichts der anhaltenden Krise am Arbeitsmarkt ist Weiterbildung jetzt das Gebot der Stunde“, sagte AK-Präsident Gerhard Michalitsch.

FPÖ spricht von einer „Bankrotterklärung“

Für FPÖ-Wirtschaftssprecher Alexander Petschnig ist die Arbeitsstiftung eine Bankrotterklärung der Landesregierung in Sachen Wirtschaftspolitik. Er forderte ein umfassendes Konjunkturpaket für zur Sicherung von Betrieben und Arbeitsplätzen.