NMS Großwarasdorf
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Bildung

Unmut: Brutalismus-Schule unter Denkmalschutz

Das Bundesdenkmalamt will Gebäude in der Architektur des Brutalismus schützen und hat begonnen solche Bauten unter Schutz zu stellen. Jüngstes Beispiel ist die Neue Mittelschule in Großwarasdorf. Ein Einspruch der Gemeinde ist vom Denkmalamt abgelehnt worden. Nun herrscht Unmut, da die Gemeindevertreter hohe Kosten bei künftigen Baumaßnahmen befürchten.

Geprägt von Sichtbeton und gegliederten Bauteilen ist die neue Mittelschule in Großwarasdorf ein typisches Gebäude im Stil des Brutalismus. Ein Architektur-Stil der mittlerweile geschützt wird. Bereits im Frühjahr erhielt die Gemeinde als Instandhalter den Bescheid, dass das Schule-Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wird. Die Gemeinde Großwarasdorf lehnte diesen Plan zunächst ab – sie befürchtete deutlich höhere Kosten bei künftigen Sanierungen.

„Wir sind in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen dagegen, denn sämtliche Neuerungen, die in Zukunft gemacht werden müssen, werden dadurch teurer und finanziell intensiver. Da wir eine relativ kleine Gemeinde sind, ist das von der Gemeinde auch sehr schwer zu bewerkstelligen“, so der Bürgermeister von Großwarasdorf Rudolf Berlakovich (ÖVP).

Wirtschaftliche Gründe nicht zulässig

Die Gemeinde erhob Einspruch gegen den Bescheid des Bundesdenkmalamtes. Dieser wurde allerdings abgewiesen. Denn ein Einspruch aus wirtschaftlichen Gründen sei nicht zulässig. „Wenn eine Stellungnahme oder Beschwerde kommt, dann hat sich diese nur zur Frage der Denkmalbedeutung – der geschichtlichen, künstlerischen oder kulturellen Bedeutung – zu richten. Wirtschaftlichkeit spielt in diesem Verfahren keine Rolle. Das ist gesetzlich auch so festgelegt“,so Paul Mahringer vom Bundesdenkmalamt.

Mittlerweile ist der Bescheid rechtskräftig und die Neue Mittelschule in Großwarasdorf steht unter Denkmalschutz. Das Bundesdenkmalamt versicherte eine finanzielle Unterstützung bei künftigen Baumaßnahmen. Die Sorgen der Gemeindevertreter blieben dennoch bestehen. „Das Bundesdenkmalamt fördert sehr wohl, aber das ist in einem relativ geringen Ausmaß“, so Berlakovich. „Wenn es das eine oder andere Mal – und das sind oft die Befürchtungen – zu mehr Kosten kommt, wenn man etwas denkmalgerecht erneuert, ist das Bundesdenkmalamt bemüht, das durch Subventionen abzufedern“, sagte Mahringer.

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Die NMS Großwarasdorf
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Die NMS Großwarasdorf
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Innenraum der NMS Großwarasdorf
Osterkirche Oberwart
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Die Osterkirche Oberwart ist ein Beispiel für den Baustil des Brutalismus
Osterkirche Oberwart
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Die Osterkirche Oberwart
Osterkirche Oberwart
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Die Osterkirche Oberwart
Aufbewahrungshalle Kaisersdorf
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Die Aufbahrungshalle in Kaisersdorf
Hallenbad Neusiedl am See
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Das Hallenbad Neusiedl am See wurde Anfang März wegen Einsturzgefahr gesperrt
Hallenbad Neusiedl am See
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Das Hallenbad Neusiedl am See wurde Anfang März wegen Einsturzgefahr gesperrt
Hallenbad Neusiedl am See
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Das Hallenbad Neusiedl am See
Hallenbad Neusiedl am See
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Das Hallenbad Neusiedl am See ist einsturzgefährdet
KUZ Mattersburg alt
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Das KUZ Matterburg entstand in den Jahren 1973 bis 1976 ebenfalls im Baustil des Brutalismus
KUZ Mattersburg alt
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Das KUZ Matterburg entstand in den Jahren 1973 bis 1976 ebenfalls im Baustil des Brutalismus

Ähnliche Situation in anderen Gemeinden

Ähnlich ist die Situation in Kaisersdorf. Die örtliche Aufbahrungshalle steht seit 2017 unter Denkmalschutz – ein Einspruch der Gemeinde blieb auch in diesem Fall erfolglos. Es wird auch über weitere Unterschutzstellungen im Land nachgedacht. Für das Hallenbad in Neusiedl holt das Verwaltungsgericht derzeit eine Expertise ein. Das Kulturzentrum in Güssing steht ebenfalls im Fokus des Bundesdenkmalamtes.

Architekturstil Brutalismus

Brutalismus ist ein Architekturstil der Moderne, der ab 1950 Verbreitung fand. Heute steht der Begriff für die dominierende Architektur zwischen etwa 1960 und dem Anfang der 1980er Jahre. Der Brutalismus ist geprägt von der Verwendung von Sichtbeton, der Betonung der Konstruktion, simplen geometrischen Formen und meist sehr grober Ausarbeitung und Gliederung der Gebäude.

Bestechendstes Beispiel für diesen Architekturstil ist die „Osterkirche“ in Oberwart. Sie wurde von dem Grazer Architekten Günter Domenig und seinem Partner Eilfried Huth entworfen. Die Kirche wurde in den Jahren 1967 bis 1969 Huth erbaut und am 19. Oktober 1969 von Bischof Stephan Laszlo geweiht. Ebenfalls in diesem Stil wurde in den Jahren 1973 bis 1976 – nach den Plänen des Architekten Herwig Udo Graf – das KUZ Mattersburg erbaut.