Flüchtlinge in einem LKW
Polizei HU
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Chronik

Jahrestag A4-Tragödie: Schlepperei präsent

Am Donnerstag vor genau fünf Jahren wurden 71 Flüchtlinge in einem Kühl-Lkw auf der A4 bei Parndorf tot aufgefunden. Gerade am Jahrestag dieser Tragödie griff die ungarische Polizei einen Schlepperbus mit 24 Menschen an Bord auf. Schlepperei sei nach wie vor ein Geschäft für Kriminelle, so Landespolizeidirektor Martin Huber.

Das Thema Schlepperei ist immer noch sehr präsent. Bei Györ (Ungarn) wurde am Donnerstag ein Schlepperbus aufgehalten – ausgerechnet am Jahrestag der Flüchtlingstragödie von Parndorf – mehr dazu in Fünf Jahre Flüchtlingstragödie Parndorf. Das Auto hatte ein österreichisches Kennzeichen und war offenbar in Richtung Grenzübergang Nickelsdorf unterwegs. Im Bus befanden sich 24 Geflüchtete – Männer und Frauen.

Landespolizeidirektor Martin Huber im Gespräch mit „Burgenland heute“-Moderator Hannes Auer

Schlepper nutzen Digitalisierung

Über die derzeitige Situation in Sachen Schlepperei sagte Landespolizeidirektor Martin Huber im „Burgenland heute“-Interview: „Wichtig ist zu sagen, dass die Schlepperei nach wie vor ein Geschäft ist für Kriminelle. Die Schlepperei hat sich im Vergleich zum Jahr 2015 verändert. Insofern, dass es nicht so eine Digitalisierung gegeben hat mit dem Handy. Heute wissen wir, es gibt digitale Schleppergruppen, wo Fluchtwillige drinnen sind, mit bis zu 30.000 Personen. Hier werden die Personen ausgesucht, hier werden Telefonnummern weitergegeben, hier werden Schlepperrouten und auch Standortdaten weitergegeben, um Treffpunkte zu vereinbaren. Also die Schlepperei hat sich diesen neuen Möglichkeiten auch angepasst.“

Schlepperei Fotos Zeitung Ungarn
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Die ungarische Polizei veröffentlichte auf ihrer Homepage die Bilder des Schlepperbusses

2015 noch immer in den Köpfen

„Das Jahr 2015 ist noch immer in Erinnerung. Ich kann mich erinnern, wie es in den ersten Monaten immer 300 bis 400 Aufgriffe gegeben hat. Zur Jahresmitte, im Juli und August, waren es 3.000 und 6.000. Ich bin damals in der Bezirkshauptmannschaft im Büro gesessen, als mich die Polizei angerufen hat und über diesen tragischen Vorfall verständigt hat. Erst im Laufe des Tages ist diese Dimension bekannt geworden, wir waren alle tief betroffen und geschockt. Das ist bei der Polizei noch immer den Köpfen und das ist ein Ansporn und eine Verpflichtung für ordentliche Grenzkontrollen.“ Die Aufgriffszahlen hätten sich nach dem Jahr 2015 verändert. In den letzten Jahren seien immer um die 2.000 Personen aufgegriffen worden. Heuer sei im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung der Aufgriffe erkennbar, so Huber.

LKW verpixelt
ORF
71 Menschen wurden damals in einem Lkw tot aufgefunden

Drei Sicherheitsnetze

Auf die Frage, wie sich das heurige Jahr entwickeln werde, sagte Huber: „Ich glaube, dass dieser konstante Migrationsdruck, den wir in den letzten Monaten gehabt haben, aufrecht bleibt. Der Vergleich zu 2015 ist aber insofern ein anderer, als es hier auch drei Sicherheitsnetze gibt: An der EU-Außengrenze, dass es hier ein Bemühen der griechischen Polizei gibt, mit internationalen Kräften Migranten abzuhalten. Auch entlang der Balkanroute gibt es Kontrollen und kein Durchwinken und auch auf österreichischer Seite haben wir dementsprechend die Vorkehrungen getroffen“, so Huber.