Commerzialbank, Commerzialbank-Filiale in Mattersburg
ORF/Spieß
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Wirtschaft

Commerzialbank: Dritter Vorstand „wusste von nichts“

Ex-Vorstandsvorsitzender Martin Pucher und Ex-Vorständin Franziska Klikovits haben vor der Staatsanwaltschaft die Verantwortung für die Malversationen in der Commerzialbank übernommen. Der dritte Bankvorstand will laut seiner Zeugenbefragung, die Ö1 vorliegt, nichts von den Aktivitäten der beiden anderen Vorstände gewusst haben.

Der dritte Bankvorstand war in der Commerzialbank Mattersburg unter anderem für Wertpapiere, Geldwäsche und Compliance zuständig – seit März des Vorjahres. Nachdem die frühere Bankvorständin in Pension gegangen war, wurde er von Bankchef Pucher in den Vorstand berufen.

„Kann dazu gar nichts sagen“

Zu Beginn der Zeugeneinvernahme wurde der 62-Jährige von den Polizeiermittlern zu den nicht existenten Einlagen anderer Banken bei der Commerzialbank in Millionenhöhe befragt. Der Bankvorstand weiß laut Einvernahmeprotokoll von nichts. „Ich kann dazu gar nichts angeben. Das habe ich erst aus einem Bescheid der FMA erfahren.“

Auch von fingierten Krediten weiß der Bankvorstand nichts. „Ich kann dazu nichts sagen. Ich hatte dazu keine Wahrnehmungen.“

Das gilt auch bei Fragen der Ermittler zu unrechtmäßigen Vermögensabflüssen zum SV Mattersburg. Der Bankvorstand, der auch Kassier für den Verein war, sagte, er habe nie den Verdacht gehegt, dass Sponsorgelder aus strafbaren Handlungen stammen könnten. Die Polizeiermittler fragten nach Kreditnehmern der Bank, die auch Sponsoren des Fußballclubs waren und teilweise im Bankaufsichtsrat sitzen. Der Zeuge bestätigte hohe Sponsorzahlungen regionaler Unternehmer. „Diese Verträge sind von Martin Pucher unter Verschluss, soweit ich weiß in seinem Büro aufbewahrt worden.“

„Ich habe Martin Pucher immer voll vertraut“

In der Zeugenbefragung schloss der Vorstand, der Pucher seit der Schulzeit kennt, nicht aus, dass ihm der Bankchef Sponsorverträge zur Unterschrift vorgelegt hat. Durchgelesen habe er sie nicht.

„Ich habe Martin Pucher immer voll vertraut.“

„Wir pflegen ein korrektes geschäftliches Verhältnis zueinander. Ich hatte in all den Jahren nie Zweifel an seiner Korrektheit. Als Freundschaft würde ich die Beziehung zu Martin Pucher aber nicht bezeichnen.“

Die Polizeibeamten fanden es laut Protokoll unglaubwürdig, dass der Bankvorstand keine Kenntnis von Krediten und Sponsorenverträgen hat, doch er blieb bei seinen Aussagen: „Ich gebe an, dass meine Aussagen der Wahrheit entsprechen.“

„Bei Martin Pucher nachzufragen, habe ich nie gewagt“

Die Höhe der Kredite an Sponsoren seien ihm bis April 2020 nicht bekannt gewesen, sagte der Zeuge.

„Bei Martin Pucher nachzufragen habe ich nie gewagt. Auf Frage warum nicht, gebe ich an, dass er eine sehr dominante Persönlichkeit ist und nicht nur für mich, sondern für alle Mitarbeiter und auch Außenstehende, wie z.B. Politiker, immer auch eine Vertrauensperson war. Er war auch für seine Handschlagqualität bekannt.“

Die Ermittler fragten nach, wie Pucher auf Widerspruch oder andere Meinungen im Vorstand oder Aufsichtsrat reagiert hat.

„Es gab keinen Widerspruch. Ich möchte festhalten, dass die beiden anderen Vorstände und ich, in meiner Zeit als Vorstand, nie miteinander an einem Tisch gesessen sind und in irgendeiner Form über die Bank gesprochen haben.“