Commerzialbank Krensdorf
ORF/Knotzer
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Wirtschaft

Commerzialbank: Wirtschaftsprüfer kritisieren TPA

Nach wie vor sind in der Causa Commerzialbank viele Fragen offen, zum Beispiel wieso Bankchef Martin Pucher und seine Stellvertreterin jahrelang Bestätigungen anderer Banken über Guthaben oder Darlehen fälschen konnten und das von den Abschlussprüfern der Wirtschaftsprüfungskanzlei TPA nicht erkannt wurde. Kritik an der TPA kommt von der Kammer der Wirtschaftstreuhänder.

Mit einer Art Fälscherwerkstatt haben Pucher und Bank-Vorständin Franziska Klikovits gefälschte Guthaben oder Darlehen bei oder für andere Banken – mit gefälschten Bestätigungen dieser Banken – bei den Abschlussprüfern der TPA vorgetäuscht. Doch warum haben die Abschlussprüfer nie direkt bei den anderen Kreditinstituten nachgefragt?

Die TPA argumentierte das zuletzt auf Anfrage gegenüber Ö1 so: „Eine direkte Anfrage bei den Kreditinstituten ist nach den Prüfungsstandards nicht vorgeschrieben und dann nicht erforderlich, wenn es – wie bei den uns vorliegenden Bestätigungsschreiben – keinen Zweifel an der Existenz der jeweiligen Kreditinstitute gibt.“

TPA-Argumentation sorgt für Unverständnis

Diese Aussage stößt bei der Kammer für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer auf große Verwunderung. „Also die bloße Existenz eines Adressaten ist eigentlich vollkommen irrelevant für die Durchführung von Bestätigungen“, so Aslan Milla, Obmann der Kammer für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Bei allen Prüfungen von Dritten, ob Banken oder Geschäftspartner, muss der Abschlussprüfer immer die Kontrolle über die Bestätigungsanfrage bewahren, so Milla. In der Praxis funktioniere das so: „Das bedeutet, man bereitet das vor, man legt die Inhalte, die anzusprechenden Personen, Parteien oder Unternehmen fest. Die Versendung des Ganzen erfolgt vom Unternehmen. Die Rücksendung von der angesprochenen Partei hat an den Abschlussprüfer zu erfolgen, sodass er direkt von dieser Quelle die Rückmeldung bekommt.“

Abschlussprüfer muss Versendung kontrollieren

Warum die Anfragen nicht gleich selbst von den Abschlussprüfer verschickt werden, liegt daran, dass die Geschäftsbeziehung, etwa zu anderen Banken, beim Auftraggeber liegen, so Milla: „Das heißt, es ist so, dass der Beginn der Kommunikation immer zwischen den geprüften Unternehmen und dem Geschäftspartner liegt, der das erfährt, dass er dann nämlich einem Dritten, nämlich dem Abschlussprüfer, auf Wunsch seines Geschäftspartners, nämlich dem geprüften Unternehmen, diese Bestätigung geben muss.“

Aber auch wenn der Geprüfte selbst die Anfragen verschickt, der Abschlussprüfer müsse das Absenden kontrollieren. „Ob er jetzt daneben steht oder das selber sicherstellt, dass es zur Post gebracht wird und die Kuverts an ihn richtig adressiert sind und er sie dann auch bekommt, ist eine Frage der täglichen Vorgehensweise und der Organisation des Ganzen“, sagte Milla.

„Katastrophe für den Wirtschafts- und Bankenplatz“

Für Milla ist das, was im Fall der Commerzialbank passiert ist, eine Katastrophe für den Wirtschafts- und Bankenplatz. Er erwartet sich eine umfassende Aufklärung: „Wenn sich aus der Aufklärung der ganzen Geschehnisse eine Folge, eine Konsequenz, eine Idee oder eine Möglichkeit ergibt, etwas zu verbessern, dann werden wir das selbstverständlich machen. Ich bitte nur um Verständnis, dass wir zuerst einmal genau verstehen wollen, was da genau gelaufen ist“. Allerdings sei leider auch Realität im Wirtschaftsleben, wenn jemand betrügen will, dann kann er und wird er betrügen, so der Kammerobmann der Wirtschaftsprüfer.

U-Ausschuss in Vorbereitung

Bereits vor mehr als einer Woche kündigte die ÖVP Burgenland einen Untersuchungsausschuss zur Causa Commerzialbank an. In den letzten Tagen wurde es aber ruhig. Auf Nachfrage des ORF Burgenland hieß es am Montag, die Gespräche mit den anderen Parteien laufen und der Untersuchungsgegenstand wird gerade formuliert. Ein U-Ausschuss soll so rasch wie möglich kommen, so ein Sprecher aus dem ÖVP-Landtagsklub.