Commerzialbank, Krensdorf
ORF/Knotzer
ORF/Knotzer
Wirtschaft

Commerzialbank: Vorwürfe gegen Unternehmer

Im Commerzialbank-Skandal wird der Verdacht gegen einen Unternehmer aus dem Bezirk Mattersburg – Ex-Aufsichtsrat der Bank und Geschäftspartner Puchers – immer konkreter. Er wird verdächtigt, Rechnungen an fiktive Kunden erstellt zu haben. Behördliche Unterlagen vom Juli, die dem ORF Burgenland vorliegen, zeigen Details.

In seinem Einvernahmeprotokoll schilderte Martin Pucher, dass er zahlungsunfähigen Kreditnehmern – Pucher erwähnte vier – in der Bank und auf Parkplätzen Bargeldbeträge überreicht habe und dass diese Unternehmer dann Rechnungen fingiert hätten, um das Bargeld in ihre Firmenbuchhaltung einzuschleusen – mehr dazu in Pucher gesteht: Fake-Kredite schon vor 1992.

„Kunden nicht offiziell aufscheinen“

  • „Über die Vermittlungen von langjährigen Geschäftspartnern haben wir mit gesellschaftspolitischen aber auch parteipolitischen Personen Geschäftsbeziehungen, unter der Voraussetzung, dass die Kunden offiziell nicht aufscheinen, bzw. nicht genannt werden“, so der Unternehmer in einer Sachverhaltsdarstellung im Jänner 2018.

Der betreffende Unternehmer aus dem Bezirk Mattersburg soll Rechnungen für Personen ausgestellt haben, ohne Leistungen erbracht zu haben. Trotz Aufforderung die „fiktiven“ Leistungsempfänger bekannt zu geben, wollte oder konnte der Unternehmer keine Namen nennen. In der Geldwäsche-Verdachtsmeldung des Finanzamtes Bruck-Eisenstadt-Oberwart im Juli 2020 heißt es:

  • „Die Namen und Adressen auf den Rechnungen sind aus dem Telefonbuch. Bei diesen Personen wurden keine Leistungen erbracht.“

Finanzamt überprüft „erfundene“ Baustellen

Das Finanzamt stellte fest, dass auf Baustellen, die der Unternehmer in „Tageseinteilungen“ beispielsweise 2017 angibt, nicht gearbeitet wurde und überprüfte konkret sechs Baustellen. Hinweise für die falschen Rechnungen ergaben sich für das Finanzamt etwa daraus, dass obwohl immer unrunde Rechnungsbeträge ausgewiesen wurden, die Zahlungen immer in Höhe eines auf 100 Euro abgerundeten Betrages erfolgten. Insgesamt sollen seit dem Jahr 2013 bis zum März 2018 424 Rechnungen gefälscht worden sein. In Summe gehe es um 10,5 Millionen Euro, die dann bar bei der Commerzialbank eingezahlt worden sein sollen.

Commerzialbank, Hirm
ORF/Knotzer
Vor fünf Wochen ist der Commerzialbank-Skandal aufgeflogen. Seither vergeht kein Tag an dem nicht neue Fakten des Skandals ans Tageslicht kommen

Hausdurchsuchung bereits 2018

Bereits im Juli 2018 gab es bei dem Unternehmer Hausdurchsuchungen. Ermittelt wurde wegen Verdachts auf Steuer- und Abgabenhinterziehung. Eine Geldwäsche-Verdachtsmeldung des Finanzamtes Bruck Eisenstadt Oberwart kam aber erst heuer Mitte Juli und genau am 15. Juli wurde die Commerzialbank durch die Finanzmarktaufsicht geschlossen. Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt sagte am Freitag, dass ein Abschlussbericht des Finanzamtes wegen des Verdachtes auf Abgabenhinterziehung gegen den betreffenden Unternehmer noch nicht vorliege. „Wir sind natürlich darauf angewiesen, dass die Steuerfahndung und die Finanzstrafbehörde uns ihre abschließenden Ermittlungen mitteilt. Die haben wir noch nicht bekommen, aber wir werden sie mit Sicherheit bekommen“, so Staatsanwalt Roland Koch. Der Sprecher des Finanzministers sagte, der Vollzugsbericht sei bereits 2018 an die Staatsanwaltschaft Eisenstadt gegangen.

Unternehmer will sich zu Pucher Aussagen nicht äußern

Der Unternehmer äußerte sich sich zu den Aussagen Puchers und zu den Protokollen der Finanz nicht. Er sagte gegenüber dem ORF Burgenland nur, dass er bis heute weder von der Staatsanwaltschaft, noch von der Finanzprüfung kontaktiert worden sei. Er bestätigte die Ermittlungen und die Hausdurchsuchung im Jahr 2018, habe aber seit damals nichts mehr gehört. Auch über eine Anzeige eines Whistleblowers im Jahr 2015 sei der Bank-Aufsichtsrat weder von der Finanzmarktaufsicht, noch von der Staatsanwaltschaft informiert worden.