Raiffeisen-Giebelkreuz
ORF.at/Georg Hummer
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Wirtschaft

Kritik an RBI-Chef wegen Selbstbehalt

Bankkunden sollen einen Selbstbehalt zahlen müssen, wenn ihre Bank pleite geht, das hat der Chef der Raiffeisen Bank International (RBI) – der Mattersburger Johann Strobl – nach dem Commerzialbank-Skandal vorgeschlagen. Konsumentenschützer zeigen sich empört.

Einen Selbstbehalt, wie bei einer Autoversicherung – das schlägt RBI-Chef Johann Strobl vor. Das sei ein Anreiz, sich vorsichtig zu verhalten – mehr dazu in Commerzialbank: RBI für Selbstbehalt bei Kunden Die Konsumentenschutz-Leiterin in der Arbeiterkammer Gabriele Zgubic hat dafür kein Verständnis. „Inwiefern hier Kunden eine Mitverantwortung haben sollen, bei einem Konkurs einer Bank, können wir nicht nachvollziehen. Die haben am allerwenigsten Einblick. Den größten Einblick haben Aufsichtsrat und Wirtschaftsprüfer, die sind hier gefragt“, so Zgubic.

Der Zweck der Einlagensicherung sei es, Sparerinnen und Sparer zu schützen, wenn ihre Bank vor dem Konkurs steht, sagte Zgubic. Und jene, die mehr als 100.000 Euro Einlagen haben, würden um den Betrag darüberhinaus ohnehin schon umfallen.

Kritik auch von Verein für Konsumenteninformation

Ähnlich sieht das Bernt Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation. Der Experte für Finanzdienstleistungen sagt, man dürfe nicht vergessen, woher das Geld in der Einlagensicherung kommt. Das seien Preise, die die Banken einkalkulieren, um den Topf zu füllen: „Die Gebühren gehen nach oben, Zinsen werden keine mehr bezahlt, jetzt sollen wieder sie zahlen, wenn Banken aus kriminellen Machenschaften oder Dummheit verspekulieren? Irgendwo ist die Grenze, es sollen die haften, die verantwortlich sind.“

Im Fall der Commerzialbank Mattersburg muss die Einlagensicherung Sparguthaben von insgesamt 490 Millionen Euro ersetzen. Die Banken müssen wiederum den Fonds der Einlagensicherung auffüllen, was sie in den kommenden Jahren viel kosten wird. Gabriele Zgubic von der Konsumentenschutz-Abteilung der Arbeiterkammer: „Die Banken wollen offenbar selber nicht so viel für die Einlagensicherung zur Verfügung stellen und haben jetzt offenbar die Idee, das die Kunden den Schaden mittragen sollen, das lehnen wir ab. Und wir glauben auch, dass das das Vertrauen in das Bankensystem aushöhlen würde.“

Bankenverband zeigte sich eher ablehnend

Der Bankenverband äußert sich zu dem Selbstbehalt-Vorschlag nicht eindeutig, zeigt sich aber eher ablehnend. In einer Stellungnahme von Präsident Zadrazil heißt es, der Fall der Commerzialbank führe vor Augen wie wichtig saubere Governance sei, sonst würden auch in Zukunft die ordentlich aufgestellten Institute für Kollateralschäden gerade stehen müssen.