Hafen, Fertörakos
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Chronik

Neusiedler See: Welterbestatus gefährdet

Seit 2017 ist das historische Zentrum von Wien auf der „Roten Liste“ der UNESCO-Welterbestätten – jetzt könnte dem Neusiedler See das gleiche Schicksal drohen. Umweltschutzorganisationen aus 20 Ländern haben ein entsprechendes Schreiben an das UNESCO-Welterbezentrum gerichtet. Der Grund ist das umstrittene Hafenprojekt im ungarischen Fertörakos.

Federführend bei der Forderung nach drastischen Schritten der UNESCO ist die Umweltschutzorganisation Alliance for Nature. Mit der Eintragung in die „Rote Liste“ werden die beiden betroffenen Staaten, also Ungarn und Österreich, international an den Pranger gestellt, in letzter Konsequenz drohe die Aberkennung des Welterbestatus, sagte Alliance-for-Nature-Geschäftsführer Christian Schuhböck. „Der Sinn und Zweck der Eintragung in die Rote Liste ist, dass Österreich und Ungarn aufgefordert werden von der UNESCO, endlich für den Schutz und die Erhaltung ihres Welterbes Sorge zu tragen. In unserem Fall geht es eigentlich um Tourismusprojekte, dass diesen Einhalt geboten wird. Sollten diese Maßnahmen nicht greifen, kommt die nächste Phase zum Tragen, nämlich die Aberkennung einer Welterbestätte.“

Plan , Hafen, Fertörakos
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Hafen Fertörakos

30 Organisationen aus 20 Ländern unterzeichnen Schreiben

30 Organisationen aus 20 Ländern, von Norwegen bis Australien, haben das Schreiben an die UNESCO mitunterzeichnet. Die Kritik richtet sich an die Dimensionen des Hafenausbaus in Ungarn: „Wir haben nichts dagegen, dass dieses Strandbad modernisiert und erneuert wird. Es ist derzeit ja in einem wirklich nicht guten Zustand. Die NGOs begrüßen sogar eine Modernisierung, aber nicht in den Dimensionen, die jetzt dort geplant sind.“

Hafenausbau nur „Spitze des Eisbergs“

Geplant sind unter anderem eine neue Hafenanlage, ein 100-Betten-Hotel und ein Parkplatz für über 800 Fahrzeuge. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 75 Millionen Euro. Für Schuhböck ist der geplante Hafenausbau in Ungarn nur die Spitze des Eisberges. Vor einigen Jahren schon habe er ein Gutachten über die Bebauungen auf österreichischer Seite erstellt. Damals wurde von der burgenländischen Landesregierung ein Masterplan unter dem Motto „Schützen und Nützen“ angekündigt, es sei aber bei der Ankündigung geblieben, kritisiert Schuhböck – mehr dazu in Masterplan: Zukunft des Neusiedler Sees.

Aus dem Büro von der zuständigen Landesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ) hieß es dazu: Der Masterplan sei ein laufendes und umfassendes Projekt, das bis spätestens 2024 umgesetzt werden soll. Zum Hafenprojekt in Fertörakos hieß es, es handle sich um ein Bauverfahren nach ungarischem Recht, das Land Burgenland habe keine rechtlichen Möglichkeiten, dagegen vorzugehen.