Commerzialbank, Commerzialbank-Filiale in Mattersburg
ORF/Spieß
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Wirtschaft

FMA bestätigt RMB-Überweisungsversuch

Nach dem Wirbel am Montag um angebliche Überweisungen in der Commerzialbank Mattersburg in letzter Minute hat am Dienstag die Finanzmarktaufsicht (FMA) im Gespräch mit dem ORF Burgenland bestätigt, dass das Regionalmanagement Burgenland (RMB) versucht hatte, im letzten Moment einen Millionenbetrag zu überweisen. Diese Überweisung sei im Nachhinein storniert worden.

Das Regionalmanagement Burgenland, eine Tochtergesellschaft des Landes, habe tatsächlich in quasi letzter Minute versucht, rund 1,2 Millionen Euro aus der Commerzialbank zu retten. Am 14. Juli um 21.41 Uhr sei der Überweisungsauftrag eingegangen, sagte FMA-Sprecher Klaus Grubelnik, also rund zwei Stunden bevor die Geschäfte der Commerzialbank Mattersburg behördlich eingestellt wurden.

RMB-Geschäftsführer spricht von Rettungsversuch

Gegenüber der „Zeit im Bild“ bestätigte auch RMB-Geschäftsführer Harald Horvath am Dienstag, dass er versucht habe, eine Überweisung durchzuführen. „Ich habe im Interesse der Gesellschaft gehandelt. Ich sehe es als Rettungsversuch, um Steuergeld zu sichern. Die Information habe ich aber nicht von der Landesregierung oder vom Landeshauptmann bekommen“, so Horvath. Die Bank in der Folge unter der Leitung des nun eingesetzten Regierungskommissärs eine Stornierung der Überweisung veranlasst, hieß es seitens der FMA.

FMA: Sämtliche Kontobewegungen festgehalten

Gleichzeitig schließt die FMA nicht ausdrücklich aus, dass ähnliche Versuche von möglicherweise vorab über die Pleite der Bank informierten Personen, Geld abzuziehen, von Erfolg gekrönt waren. Klar ist, dass die Bank nächtlich erfolgte Überweisungen überprüfen und nachträglich löschen kann. Ob das in jedem Fall erfolgt ist, ist unklar. Unkommentiert ließ die FMA die von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) geäußerte Vermutung, es seien im letzten Moment noch fünf bis zehn Millionen Euro abgezogen worden. Die FMA versicherte aber, dass sämtliche Kontenbewegungen festgehalten und in der Folge strafrechtliche Ermittlungen möglich sind.

FMA bestätigt Anfrage

Die FMA erklärte, dass sich eine Mitarbeiterin der Finazabteilung am späten Nachmittag des 14. Juli bei der FMA schriftlich gemeldet habe, mit der Mitteilung, man habe von einer Selbstanzeige von Martin Pucher erfahren, zu diesem Zeitpunkt war Pucher noch Chef der Commerzialbank. Die FMA habe sich dann nach 20.00 Uhr bei Landeshauptmann Doskozil gemeldet und ihn davon unterrichtet, dass die Bank in wenigen Stunden geschlossen werde. Doskozil sagte, er habe in der Folge die Landesregierung darüber informiert, sonst jedoch niemanden.

Kundinnen und Kunden stehen vor  der Servicestelle der Einlagensicherung in der Commerzialbank Zemendorf Schlange
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Servicecenter in Zemendorf

Auszahlung der Kundeneinlagen weitgehend abgeschlossen

Aktuell bleibt auch weiterhin das Thema Einlagensicherung, die nun die Auszahlung der Kundeneinlagen weitgehend abgeschlossen hat. „Wir kommen jetzt schön langsam in die Phase, wo wir uns auch um die Spezialfälle kümmern können – zum Beispiel Treuhandschaften, Verlassenschaften oder Einlagen über 100.000 Euro. Das Servicecenter, das wir in Zemendorf in der Filiale geöffnet haben, da merken wir doch, dass die Frequenz der Kunden, die es in Anspruch nehmen, deutlich zurückgeht. Das heißt, das werden wir Ende der Woche schließen, das wird dann nicht mehr erforderlich sein“, so Geschäftsführer Stefan Tacke.

Einlagensicherung auf erfundene Kredite gestoßen

Im Zuge ihrer Arbeit sei die Einlagensicherung auf eine Reihe von erfundenen Krediten in der Commerzialbank gestoßen, so Tacke. Kunden, die eigentlich nur Einlagen bei der Bank gehabt haben, seien ohne ihr Wissen als Kreditkunden geführt worden, mit angeblichen Schulden von bis zu 1,5 Millionen Euro. Die Einlagensicherung habe versucht, diese Fälle zu klären, und sei darin erfolgreich gewesen, auch diesen Kunden ihren entstandenen Schaden zu ersetzen.