Wirtschaft

Mattersburg-Bank: Hinweise schon 2015

Im Fall um die Commerzialbank Mattersburg sollen der Bankenaufsicht bereits 2015 konkrete Hinweise auf dubiose Kredite vorgelegen sein. Das berichtet das „profil“ in seiner aktuellen Ausgabe.

Laut dem Medienbericht wurden Finanzmarktaufsicht und Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft im Juni 2015 darüber informiert, dass die Commerzialbank Mattersburg Kredite im Volumen von insgesamt 50 Millionen Euro führte, die nur vom nunmehrigen Ex-Vorstandschef Martin Pucher und von zwei weiteren Kollegen betreut wurden.

Sachverhalt konnte nicht aufgeklärt werden

Die entsprechenden Kredite sollen sich von anderen unterschieden haben. Einerseits soll im System entweder Vor- oder Nachnahme der Kunden in Großbuchstaben geschrieben worden sein, andererseits sollen die Kreditnummern nicht wie üblich mit der jeweiligen Filialkennung begonnen haben, sondern mit der Kombination 58. Dem Bericht zufolge war die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) jedoch nicht in der Lage, den Sachverhalt bei einer Vor-Ort-Prüfung mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln aufzuklären.

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ORF
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Jahresabschluss 2019 war kurz vor Fertigstellung

Wie das „profil“ außerdem berichtete, war der Jahresabschluss der Commerzialbank zum 31. Dezember 2019 kurz vor der Fertigstellung, bevor die Malversationen aufgedeckt wurden. Ausgewählte Bankkunden sollen von Pucher im Juni eine sogenannte vorläufige Fassung der Bilanz des Jahres 2019 sowie der Gewinn- und Verlustrechnung erhalten haben.

Pucher laut Anwalt vernehmungs- und verhandlungsfähig

Puchers Anwalt Norbert Wess zerstreute unterdessen im „Kurier“ vom Samstag Gerüchte, dass der 64-jährige Ex-Bankchef aus gesundheitlichen Gründen vernehmungs- sowie im Fall einer Anklageerhebung auch verhandlungsunfähig sein könnte. „Herrn Pucher ist es jedenfalls ein Anliegen, dass sein – zugegebenermaßen: äußerst schlechter – Gesundheitszustand ihn in keiner Weise von seinen Verantwortlichkeiten exkulpiert, die er weiterhin vollinhaltlich übernimmt“, wurde der Jurist zitiert. Ärztliche Gutachten in diesem Zusammenhang seien nicht geplant.