Commerzialbank
ORF
ORF
Commerzialbank

Polizei erhöht Präsenz im Bezirk Mattersburg

Im Fall der Commerzialbank Mattersburg laufen die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) auf Hochtouren. Die Polizei hat ihre Präsenz im Bezirk erhöht und überwacht derzeit die Wohnorte betroffener Personen sowie die Bankfilialen selbst verstärkt.

Die Filialen der Commerzialbank, die sich in Mattersburg, Hirm, Krensdorf, Draßburg, Zemendorf, Baumgarten, Schattendorf und Forchtenstein befinden, würden vor allem deshalb überwacht, weil in den kommenden Tagen aufgrund der Einlagensicherung mit einem vermehrten Andrang zu rechnen sei, betonte ein Polizeisprecher.

WKStA: Zwei Beschuldigte

Die WKStA ermittelt wegen des Verdachts der Bilanzfälschung und Untreue. Ex-Bankchef und Ex-SVM-Chef Martin Pucher wurde in der vergangenen Woche mehrmals einvernommen. Neben ihm geht es in den Ermittlungen um eine Co-Vorstandsdirektorin der Bank. Die WKSTA bestätigt allerdings weder die Namen der Beschuldigten noch eine mittlerweile kolportierte Malversationssumme von bis zu 400 Millionen Euro, sondern sagt lediglich, dass es sich um zwei Beschuldigte handelt.

Mittlerweile arbeitet ein Team von drei Oberstaatsanwälten, einer zusätzlichen Teamleiterin und je einem Wirtschafts- und Bankexperten, die keine Staatsanwälte sind, an dem umfangreichen Fall. Bisher gab es sechs Hausdurchsuchungen – mehr dazu in Pucher befragt und Hausdurchsuchungen.

„Standard“: Einlagen und Kredite fingiert

Laut einem Bericht der Tageszeitung „Standard“ sollen die Malversationen weit länger als ein Jahrzehnt angedauert haben, dabei sollen Kredite und Einlagen fingiert worden sein. Das kleine Institut soll demnach bei fünf Großbanken je 40 bis 65 Millionen Euro liegen gehabt haben, tatsächlich hätten die echten Einlagen einmal 300.000 und einmal 100.000 Euro betragen. Bei angeblich 800 Millionen Euro Bilanzsumme im Jahr 2018 sollen die Einlagen bei Kreditinstituten in Summe 315 Millionen Euro betragen haben. Die „erfundenen“ Einlagen bei anderen Instituten hätten das zentrale Hilfsmittel dargestellt, Saldenbestätigungen seien gefälscht worden, so der „Standard“ – es gilt die Unschuldsvermutung. Der Aufsichtsrat habe nichts davon gewusst.

Commerzialbank Sparbuch Bankomatkarte
ORF
Viele ehemalige Kunden der Commerzialbank bangen um ihr Geld

Immer mehr Klagen angekündigt

Immer mehr Anlegerschützer kündigen nun Klagen an und machen gegen die TPA Wirtschaftsprüfung GmbH mobil, die die Bank sei 2006 geprüft hatte. Die Kanzlei Neumayer, Walter & Haslinger will gemeinsam mit Anwalt Jörg Zarbl für geschädigte Anleger am Montag eine Sachverhaltsdarstellung bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft einbringen und zwar nach dem Tatbestand: Unvertretbare Prüfberichte. Auch Peter Kolbas Verbraucherschutzverein sammelt derzeit Geschädigte, um Klagen zu prüfen – mehr dazu in Wirtschaftsprüfer im Kreuzfeuer der Kritik. Und der selbst ernannte „Finanzombudsmann“ Gerald Zmuegg will für Geschädigte Geld von der Republik Österreich holen, weil man Fehler auch bei der Aufsicht ortet.

Houf verteidigt Wirtschaftsprüfer

Der Präsident der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, Herbert Houf, verteidigte am Montag dagegen die Bilanzprüfer. Er glaube nicht, dass es richtig sei, einseitig die Abschlussprüfer, die die wenigsten Möglichkeiten hätten, sich Informationen zu beschaffen, „als Alleinverantwortliche in dieser Sache an den Pranger zu stellen“. Man müsse sich ansehen, wo möglicherweise an anderen Stelle die notwendigen Aufgaben nicht erfüllt worden seien, sagte Houf im Ö1-„Mittagsjournal“. Das Konzept basiere ja darauf, dass die Kontrollinstanzen auch untereinander gut kommunizieren. „Und wenn da eben gewisse Defizite auftreten, dann kann das im Ergebnis dann leider zu solchen Situationen führen, wie wir sie jetzt haben.“

Tausende Betroffene

Im Bezirk Mattersburg sind Gemeinden, Unternehmen und tausende Sparkunden betroffen. Die Bank wurde von der Finanzmarktaufsicht vergangenen Woche – in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch – geschlossen – mehr dazu in FMA sperrt Commerzialbank: Pucher zurückgetreten. Seither können Kunden auf die Konten nicht mehr zugreifen. Die Einlagensicherung arbeitet an der Auszahlung gesicherter Einlagen bis zu 100.000 Euro.

Auch AK und RMB betroffen

Auch die Arbeiterkammer Burgenland gehört zu den Geschädigten des Bankenskandals rund um die Commerzialbank Mattersburg. Es gibt zwei Sparbücher mit insgesamt rund 400.000 Euro, bestätigte die AK am Montagnachmittag einen Online-Bericht der Tageszeitung Kurier. 100.000 Euro seien durch die Einlagensicherung gerettet. Beim Rest werde man sich in einem Insolvenzverfahren als Geschädigte anschließen, hieß es von der AK Burgenland. Das Regionalmanagement Burgenland (RMB) hatte eine Million Euro bei der Commerzialbank veranlagt.

Hilfsmaßnahmen für Betroffene

In Eisenstadt tagten am Montag Bankenvertreter – auf Einladung von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Danach übte der Landeshauptmann scharfe Kritik an der den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und er präsentierte Maßnahmen, wie das Land und die anderen Banken den betroffenen Kundinnen und Kunden der Commerzialbank zur Seite stehen – mehr dazu in Doskozil kritisiert Staatsanwaltschaft scharf.